Sascha Hildmann: „Ich glaube so lange an alles, bis abgepfiffen wird …“
Vielleicht wird das irre 5:4 des SC Preußen Münster nicht ganz so schnell aufzuarbeiten sein wie jedes andere Ligaspiel. Wenig überraschend waren die beiden Trainer nach Abpfiff fix und fertig, mussten aber in der Pressekonferenz inmitten Wattenscheider Fans aber trotzdem passende Worte finden. So richtig einig waren sich Sascha Hildmann und Christian Britscho aber nicht in allen Belangen …
Einigkeit herrschte natürlich mit Blick auf die 2. Halbzeit: „Das war keine gute Hälfte, das werden wir ansprechen. Denn so einfach dürfen wir es dem Gegner nicht machen“, kritisierte Hildmann den Auftritt seiner Mannschaft.
Die 1. Halbzeit wertete er als insgesamt stark, die Führung verdient. Und hier gingen dann die Meinungen doch deutlich auseinander. Münster habe Wattenscheid in der 2. Halbzeit stark gemacht, analysierte Hildmann. Und erntete Widerworte von Britscho. „Da muss ich widersprechen, Münster hat uns nicht stark gemacht, wir waren die ganze Zeit stark.“ Das Halbzeit-Ergebnis sei nur den eigenen Fehlern geschuldet. „Dass wir da mit 3 Toren zurückliegen, passt nicht zur Halbzeit. Wir waren in der 1. Halbzeit die bessere Mannschaft.“ Eine Wertung, die dann doch arg an den Haaren herbeigezogen wirkte.
In der 2. Halbzeit habe man sich dann aber gesagt: Wenn es gelänge heranzukommen, dann sei noch etwas möglich. Und so war es.
Auch den Platzverweis stellte Britscho auch in Frage – obschon der eher grobschlächtige Dennis Lerche zwei deutliche und unstrittige Fouls produziert hatte – und dann beim Abgang vom Feld auch noch eher unangebrachte Provokationen Richtung Preußen-Block schickte. Sei’s drum. Britscho forderte zudem noch einen weiteren (Hand-)Elfmeter, bei dem Schiedsrichter Aarts aber auf dem Feld und in der Szene sofort „weiterspielen“ angezeigt hatte. Und ob der Trainer aus 50 Meter Entfernung eine bessere Sicht hatte als der Schiedsrichter ein paar Meter neben der Szene, sei einmal dahingestellt.
„So schizophren ist Fußball“, so Britscho. Man hätte an diesem Samstag „alles verdient gehabt“, aber stehe nun am Ende ohne alles da.
Einigkeit herrschte in der Wertung, dass Wattenscheid ein leidenschaftliches Spiel geführt hatte und wahrlich einen Punkt verdient gehabt hätte.
Fakt ist aber auch, dass eben doch nur Münster selbst Wattenscheid stark machte. Nach dem gewohnten „Sicherheits-Wechsel“ von Thomas Kok (für ihn kam Simon Scherder) musste die Abwehr des SCP umgebaut werden und fand überraschend schlecht in die neue Formation. Lücken überall, dann gerieten die Preußen ins Schwimmen und bekamen das nicht mehr abgestellt. Nur diese Unsortiertheit erlaubte es Wattenscheid, 4 Tore gegen eine der besten Abwehrreihen der Liga zu erzielen.
Nach dem späten 4:4 in der Nachspielzeit fühlte sich Wattenscheid dann schon fast wie ein moralischer Sieger. An der Seitenlinie war Hildmann aber auf Betriebstemperatur. „Ich glaube so lange an alles, bis abgepfiffen ist“, meinte er später. „Ich habe das selbst schon so oft erlebt.“ Wattenscheid habe nach dem Ausgleich aufgehört zu spielen, nur das gab Münster die Chance, noch einmal alles nach vorn zu werfen. „Da waren wir wieder da. Und nach dem 5:4 bin ich auch hingerannt, die Fans sind ausgeflippt…“
Das alles habe zu einem „denkwürdigen Spiel“ beigetragen, über das noch lange gesprochen werde.