Stadionvorlage mit unangenehmen Fragen
Am 26. Oktober soll sich der Rat der Stadt Münster erneut mit dem Stadion befassen. Keine grundlegenden Entscheidungen sind hier zu fällen, es geht um eine Berichtsvorlage zum aktuellen Sachstand des Großprojekts. Aber auch um einige offene Fragen und damit Probleme. Derer gibt es vor allem zwei.
Die auf den 14. Oktober datierte Berichtsvorlage soll am 26. Oktober im Rat vorgestellt werden. Schwer vorstellbar, dass sie auf übertriebene Begeisterung beim SCP stoßen wird. Denn die darin formulierten offenen Fragen ergeben einige signifikante Probleme. Vor allem in der Frage: Was soll das alles, wenn ein halbherziger Umbau das Stadion nicht sofort spürbar verbessern kann?
Zwei wesentliche Fragen wirft der Bericht auf:
Frage 1: Wie viel Geld darf die Stadt und damit der SCP für die ersten Umbauten einplanen?
Das entscheidet sich in der Antwort auf die Frage, ob die Stadt brutto oder netto bauen muss. Es macht nämlich einen Unterschied, ob 45,2 Mio Euro komplett verbaut werden können oder erst noch Steuer abgezogen werden muss, was den Betrag verringern würde.
Diese Frage hängt auch damit zusammen, wie das künftige Pachtmodell auszusehen hat. Bisher zahlt der SCP eine pauschale Pacht, unabhängig von der jeweiligen Liga. Künftig soll eine liga-abhängige Pacht angesetzt werden. Da es sich hier um einen Systemwandel handelt, muss diese Frage zuerst (und erstmalig) bewertet werden. Eine Beratungsgesellschaft hat sich dieser Frage bereits angenommen, erste Zwischenergebnisse werden bis zum 21. Oktober 2022 erwartet, wie es in der Berichtsvorlage der Stadtverwaltung heißt. Die endgültige und verbindliche Bewertung werde aber erst später erwartet – und auf die Dauer bis dahin hat die Stadt keinen Einfluss, wie sie vorsorglich betont.
Frage 2: Was wird zuerst gebaut?
Diese Frage ist nicht minder komplex. Im September hatte der Rat beschlossen, dass die Stadt, der SC Preußen Münster und Fanvertreter eine Reihenfolge der gewünschten Bauabschnitte priorisieren sollten. Also: Womit beginnt der Umbau und was folgt nach dem Auftakt?
Drei Varianten lagen vor, von denen lediglich zwei bewertet und aktualisiert wurden.
- Variante 1: Neubau der Ost- und der Westtribüne und Neubau der Südostecke (rechts neben der Haupttribüne zur Hammer Straße hin) mit der geplanten Kita. Zusätzlich Modernisierung und Anpassung der heutigen Haupttribüne (Südtribüne). Die gesamte Variante 1 kommt auf netto 33,6 Mio Euro. Mit den erwartbaren Preissteigerungen wäre diese Variante mit dem aktuellen Budget machbar.
- Variante 2: Neubau der Gegengerade (Nordtribüne) und Modernisierung der Südtribüne sowie eine temporäre Gästekurve im Westen. Netto sind hier rund 38,3 Mio Euro eingeplant, allerdings würden Preissteigerungen das Budget überschreiten.
Erwartungsgemäß drängt der SCP auf Variante 2, denn nur mit einer neuen Gegengerade mit Logen und Sitzplätzen würde die Wirtschaftlichkeit des Klubs und des Spielbetriebs wirklich steigen. Variante 1 würde dem SC Preußen Münster in keiner denkbaren Weise helfen.
Das nüchterne Fazit der Berichtsvorlage: Dieser Widerspruch kann nicht gelöst werden. Anders gesagt: Pech gehabt?
Warnung
Die Stadt warnt weiter: Die Variante 2 mit neuer Nordtribüne und ggf. Lärmschutzwand/temporärer Westkurve würde dafür sorgen, dass ein Provisorium auf „unbestimmte Zeit“ bestehen bliebe, sofern kein konkreter Finanzierungsplan und Zeitplan für den weiteren Umbau erstellt werden kann. Anders gesagt: Der Rat müsste zeitnah über mehr Geld befinden. Und genau das scheint zumindest aktuell fraglich.
Die Frage nach „Reduktionsvarianten“, wie sie im Ratsbeschluss aus dem September genannt worden waren, beantwortet die Stadt indes klar: Die Reduzierung der einzelnen Umbauten würde nur neue Probleme schaffen und die Gesamtplanung erschweren. Lediglich im Verfahren mit dem Totalübernehmer könnten einzelne Bereiche diskutiert werden, also beispielsweise eine etwas „billigere“ Gestaltung des Stadions und/oder der Konstruktion.
Kommentar: Geknebelt und gefesselt
Das hat der SC Preußen Münster jetzt vom Ratsbeschluss im September. Geld ist vorerst nur da für einen Umbau, mit dem sich die Konkurrenzfähigkeit des Stadions in keiner Weise verbessern lässt. Und wenn man Geld einsparen soll, wird das zwingend zu einer billigeren, aber schlechteren Variante führen. Mit ein paar neuen Stehplätzen im Westen und Osten lassen sich die dramatischen strukturellen Defizite dieses völlig veralteten Stadions nicht beheben. Und auch nicht die Erwartungen des SCP erfüllen, der künftig mit zusätzlichen Pachtbeträgen vielleicht eine Sinnlos-Lösung finanzieren soll. Die Variante, die überhaupt erst den Sinn und Zweck der gesamten Stadionpläne erfüllt, nämlich die Wirtschaftlichkeit erheblich zu verbessern, scheint derzeit nicht bezahlbar zu sein. So sagt es jetzt die Stadtverwaltung ganz deutlich und ergänzt lapidar, dass man diese unterschiedlichen Erwartungen nicht auflösen kann. Da darf man die Frage stellen, wie wissentlich der Rat am Ende den Klub gewissermaßen ins offene Messer hat laufen lassen. Jetzt muss jeder zusätzliche Euro entweder ganz allein vom SC Preußen beschafft werden. Oder der Rat muss ihn freigeben. Und aus dieser Notwendigkeit kann sich die Politik vorerst mit dem Verweis auf allgemeine Weltlagen elegant herauswinden – ganz ohne sich mit den zusätzlich erwartbaren Protesten von Bürgerinnen und Bürgern zu beschäftigen, die glauben, wenn sie sich nicht für Fußball interessierten, dürfe sich niemand dafür interessieren. Das wird ein Spaß.
Das Vergabeverfahren
Zentrale Aufgabe wird es sein, einen Totalübernehmer zu finden, der angesichts all dieser offenen Fragen das Projekt stemmen will. Und wie der dann zu finden wäre, hat die Stadt mittlerweile auch erklärt. Mit einem aufwendigen Punktesystem und unterschiedlichen Schwerpunkten soll ganz mathematisch ermittelt werden, wer den Zuschlag erhält.
Wichtigster Punkt und am meisten gewertet (30%) werden „Kosten + Termine“. Dieser Punkt wird doppelt so hoch gewichtet wie alle anderen Kriterien im Mittel. Zweitwichtigstes Kriterium wird „TGA-Konzept (also technische Gebäudeausstattung), Nachhaltigkeit und Betriebskosten“ sein (21%).
Wie die finanzielle Lage des Projekts insgesamt zu bewerten ist, verrät die Berichtsvorlage ganz beiläufig auch. Gemessen an den erwarteten Kosten sei das aktuelle Budget „sehr gering“. Na, prost.
Legt bitte Alles auf den Tisch!
Dass die Stadtverwaltung die „Variante 3“ ganz unter den Tisch fallen lässt, ist meines Erachtens nicht nachvollziehbar und als Preußenfan nicht hinzunehmen. Diese Variante sieht zunächst den Ausbau der bereits abgerissenen Westtribüne vor. Dies ist, was Lärmschutz und Platzbedarf im Zuge des weiteren Umbaus angeht, der logische wie notwendige nächste Schritt.
Als Nächstes würde die Nordtribüne gebaut werden, sodass der SC Preußen Münster mit seinen Sponsor:innen und Investor:innen einen „veredelten Rohbau“ zu einer wirtschaftlich interessanten und auch über den Spieltag hinaus verwertbaren Immobilie mit weiteren Logen, Business- und Gastronomiebereichen ausbauen könnte.
Dazu würde die bestehende Südtribüne „ertüchtigt“: Hier sind inzwischen wohl einige Umbauten der 2009 in Betrieb genommenen Sitzplatztribüne erforderlich.
Die Ostkurve („Fiffi-Gerritzen-Kurve“) würde als Stehplatzbereich auf unbestimmte Zeit erhalten bleiben und erst als letztes „Modul“ umgebaut.
Bei diesem Vorgehen wäre z.B. die beabsichtigte Ausstattung des Stadions mit einer Photovoltaikanlage (PVA) am ehesten umzusetzen – ein weiterer Bereich, der nicht nur der geforderten Nachhaltigkeit des Umbaus entspricht, sondern ebenfalls aus ökonomischer Sicht Sinn macht. „Energie durch Synergie“ lautete das Motto: eine PVA würde durch die üblichen Förderungen weiteres Geld ins Projekt einbringen.
Apropos Geld: Dass die Variante 3 den Rahmen von rund 45 Mio. Euro um ca. 10 Mio. Euro übersteigt ist für die Verwaltung Anlass genug, sie den Ratsparteien erst gar nicht zur Beratung vorzulegen. Aus meiner Sicht verbaut man sich damit aber eine reizvolle Alternative auf der eher schwierigen Suche nach einem „Totalübernehmer“, also einem Unternehmen, das das Stadion modulweise plant und dann „aus einer Hand“ umbaut.
Die Fans lehnten zuletzt jegliche Planungen („Reduktionsvarianten“), die Provisorien z.B. in der Westkurve vorsahen, ab. Nicht ganz unberechtigt sorgt man sich, dass ein Provisorium, wenn es erst einmal steht, nicht wieder ersetzt wird.
Außerdem ließen die Fans erkennen, dass es ihnen nichts ausmachen würde, noch einige Jahre in der Ostkurve ohne Dach zu stehen. Man habe schließlich das Große und Ganze im Blick: einen konkurrenzfähigen Sportclub und ein würdiges Stadion für Münster und die Region.
Ganz ganz traurig, wie diese Stadt mit diesem Traditionsclub und seinen Fans umgeht. Seit 1989 wird dem Verein, den Fans und den Bürgern dieser Stadt ein ums andere Mal versprochen, dass es ein neues Stadion geben wird um später dann fadenscheinig die Realisierung zu verhindern. Egal ob es um den versprochenen Standort Nieberdingstraße ging oder die „grandiose“ Grundstücksuche. Verein und Fans werden an der Nase herumgeführt. Eine ganz entsetzliche Posse. So kann der Verein sich nicht weiter entwickeln. Schöne Grüße aus Hamburg.
Variante 3 (West-Nord-Ost) ist die sinnvollste und deshalb auch die wirtschaftlichste! Alle anderen angedachten Baureihenfolgen sind unsinnig. Ergänzend sei noch erwähnt, dass man auch die neue Westtribüne (außer dem Gästeblock) mit Sitzplätzen ausstatten kann, um die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen.
typisch Münster. 70 Millionen für den Musikcampus, jedes Jahr über 20 Millionen fürs Stadttheater usw. usw. werden sofort durch gewunken. Einfach widerlich wie der Fussball in Münster boykottiert wird obwohl es ein städtisches Stadion ist. Da wird sich nie was ändern und es wird nie ein ordentliches Stadion geben.