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Preußenstadion wird (nur) schrittweise umgebaut

Ein bisschen durfte man vorgewarnt sein. Preußen-Präsident Christoph Strässer, sonst nach außen stets betont positiv und optimistisch, wenn es um das Thema Stadion geht, sprach am Sonntag von einem ehrgeizigen Zeitplan. Gemeint war der geplante Stadionumbau, der bis 2027 abgeschlossen sein soll.

2027: Das war bisher auch immer die Sprachregelung. Zuletzt beim offiziellen Spatenstich vor der alten Westkurve. Es dauert länger, aber 2027 verfügt die Stadt Münster über ein immerhin zweitliga-taugliches und voll umgebautes Stadion an der Hammer Straße. Nun… so sicher klingt das plötzlich nicht mehr. Und wer sich ein bisschen mit der Materie beschäftigt hat, dürfte das schon länger geahnt haben.

Die Stadt Münster hatte am Mittwoch eine Meldung verschickt. Darin die im Grunde erfreuliche Botschaft: Im September soll der Rat der Stadt endlich über eine Beschlussvorlage entscheiden, mit der die Ausschreibung des Projekts gestartet wird. Gesucht wird ein Totalunternehmen, der das gesamte Projekt aus einer Hand realisiert. Genau dieses Vorgehen sorgt zwar in der Vorbereitung für einige zeitliche Verzögerungen, dafür kann es dann später schneller gehen und leichter zu handhaben sein.

Am 7. September tagt der Rat, dann soll der Stadionumbau also endlich die interne Gremienarbeit verlassen. Dann sind alle Eckdaten besprochen, alle Erwartungen formuliert, alle Anforderungen definiert. Dann muss „nur“ noch ein Unternehmen gefunden werden, das den gesamten Zirkus für den vereinbarten Preis stemmt. Und hier wird es eben mühsam.

Der Rat der Stadt Münster hatte nämlich nur 40 Mio Euro vorgesehen – im Wissen darum, dass dieser Preis nicht zu halten sein wird. Auch in der Politik war intern lange klar, dass dieser Preis für das gesamte Projekt nicht ausreichen würde. Die Haltung bis dahin: Man geht über die Brücke, wenn man sie erreicht…

Schon die Machbarkeitsstudie lag in vielen Varianten teilweise deutlich über dem Etat von 40 Mio Euro. Und nun fällt das Projekt in eine Zeit, in der eine weltweite Wirtschaftskrise droht, in der Lieferketten und Rohstoffe Probleme bereiten. Und ganz nebenbei hat sich die Stadt Münster gleich auch noch eine Reihe anderer Großprojekte aufgehalst, allen voran den Musik-Campus und zahlreiche Schulbauten.

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Die gute Nachricht: Das Projekt geht voran, allen Unkenrufen zum Trotz. Es geht nicht um eine Absage. Es dauert länger, sicher, aber jeder kleine Schritt ist eben trotzdem ein Schritt hin zu einem modernisierten Stadion. Die schlechte Nachricht, wenn man so will: Ob bis 2027 tatsächlich das umgesetzt ist, was die Machbarkeitsstudie so professionell visualisiert hatte? Das ist doch eher mit einem dicken Fragezeichen versehen. Geschlossene und ausgebaute Ecken? Das kostet.

Preußenstadion, Stadionumbau Machbarkeitsstudie.

Was die Verwaltung nun vorschlägt, ist ärgerlich für den SCP und seine tausende Anhänger, aber irgendwie auch logisch und zwingend: Der Stadionausbau erfolgt in mehreren Schritten, über die – und das ist schon ein erheblicher Einschnitt – der Rat jeweils einzeln entscheiden muss. Das ist vielleicht die relevanteste Änderung, die bisher nie deutlich angesprochen wurde, die aber eben direkt mit den Finanzen zu tun hat: Der Stadionumbau wurde in ein Modulsystem verwandelt, das nacheinander realisiert werden kann – und das bedeutet: Sicherheitshalber sollten sich Fans des SCP bis 2027 nur auf ein funktionales Stadion einrichten, nicht auf ein vollständiges Stadion.

Diese Module hat die Stadtverwaltung definiert:

  • Rückbau und Errichtung der Westtribüne (Rückbau bis November, Errichtung frühestens ab 2024/2025)
  • Rückbau und Errichtung der Osttribüne
  • Rückbau und Errichtung der Nordtribüne (dort sollen zusätzliche Logen, Business- und Veranstaltungsbereiche entstehen, die der SCP bzw. deren Vertragspartner ausbauen bzw. ausstatten werden)
  • Anpassung der Südtribüne zur Erfüllung der Zweitligatauglichkeit
  • Umsetzung eines Nachhaltigkeits- und Energiekonzepts (Plus-Energie-Stadion, Beitrag zur Klimaneutralität der Stadt)
  • Errichtung einer Mobilstation für die spieltagsbezogenen Verkehre einschl. Deckung der Stellplatzbedarfe und als Beitrag zur nachhaltigen Mobilitätsentwicklung
  • Optionaler Ausbau der Südostecke einschl. Errichtung einer Stadion-Kita
  • Optionaler Ausbau der Südwestecke zur Deckung der Raumbedarfe des SCP für die Modernisierung der Geschäftsstelle und zur Realisierung der Entwicklungspotenziale des Profi- und NLZ-Bereichs durch den SC Preußen Münster, seine Investoren und ggf. in Kooperation mit weiteren Sportvereinen aus Münster

Auf der Mitgliederversammlung wussten die Klub-Verantwortlichen längst, was wenige Tage später von der Verwaltung präsentiert würde. Nicht ohne Grund erklärte Aufsichtsratschef Frank Westermann energisch, man arbeite derzeit daran, die Südwestecke direkt zum Start auszubauen, suche dafür sogar noch (externe, zusätzliche) Investoren. In dieser Südwestecke, also der Ecke zur Halle Berg Fidel und den Parkplätzen hin, soll die Geschäftsstelle endlich moderne Räume beziehen können, das künftige Nachwuchsleistungszentrum soll dort Räume nutzen können. Und eben diese Südwestecke steht nun auch als Modul in der Vorlage der Verwaltung.

Weitere Details werden wohl erst mit der eigentlichen Beschlussvorlage deutlich – oder wenn ein Unternehmer auf die Ausschreibung reagiert.

Um die 40 Mio Euro einzuordnen, hier eine Liste mit Stadion-Neubauten und -Umbauten der vergangenen Jahre (Datenquelle Wikipedia).

StadionKapazitätBauKosten
Erzgebirgsstadion Aue16.485201819,8 Mio Euro
Stadion an der Gellertstraße Chemnitz15.000201627 Mio Euro
Böllenfalltor Darmstadt17.810Im Umbau47 Mio Euro
Steigerwaldstadion Erfurt18.599201742,8 Mio Euro
Leuna-Chemie-Stadion Halle15.057201117 Mio Euro
Audi-Sportpark Ingolstadt15.200201020 Mio Euro
Stadion Jena15.000Im Umbau30 Mio Euro
Stadion am Bieberer Berg Offenbach20.500201225 Mio Euro
GGZ-Arena Zwickau10.134201621 Mio Euro

Anders gesagt: Der Betrag von 40 Mio Euro ist erst einmal gar nicht so wenig. Vergleichsprojekte wie in Karlsruhe, Aachen oder Dresden verbieten sich hier, teilweise wegen ganz anderer Kapazitäten wie auch wegen erheblich besserer Ausstattung. Darmstadt oder Aue schon eher.

Für bemerkenswerte architektonische Mätzchen dürfte dennoch kein Platz sein, es wird auf eine eher pragmatische Gestaltung hinauslaufen, deren Individualisierung vermutlich eher über Fassaden und Sitzfarbe erreicht werden kann. Doch das Wehklagen, das nun allenthalben ausbricht, dürfte voreilig sein. Aus einem komplett geschlossenen reinen Fußballstadion wird wohl zunächst nichts, doch ein kluger Plan für drei neue Tribünen und wenigstens eine ausgebaute Ecke dürfte mit 40 Mio Euro umsetzbar sein. Allerdings muss auch der SCP jetzt noch einmal liefern: Immer wieder hatte der Klub in der Vergangenheit von abwartenden Investoren gesprochen, denen die Stadionperspektiven bis dato noch zu unsicher waren. Nun: Jetzt wird es konkret und jetzt muss sich beweisen, ob die Erwartungshaltung des SCP naiv war oder auf realistischen Perspektiven beruhte.

Und so oder so: 2027 wird ein umgebautes Stadion in Münster stehen. Ob es dann fertig sein wird, steht auf einem anderen Blatt.

Ebenfalls zur Wahrheit gehört: Vermutlich wird der Klub in den kommenden Jahren einige Male schwierige Diskussionen mit der Ratspolitik führen müssen.

0 thoughts on “Preußenstadion wird (nur) schrittweise umgebaut

  1. Vielen Dank für den Bericht. Jetzt ist man wieder auf dem neuesten Stand. Auch wenn vieles
    nicht so läuft wie man es sich wünscht 🙁

  2. „Immer wieder hatte der Klub in der Vergangenheit von abwartenden Investoren gesprochen, denen die Stadionperspektiven bis dato noch zu unsicher waren.“

    Habe ich da was verpasst? Ich kannte nur die Aussagen, dass es eben für die Hammerstr. keine Investorenzusagen gab, mit den Zusatz der fehlenden Perspektive. Hast Du da Mal einen Link mit Zitat des Vereins im Bezug auf die Hammerstr.?

  3. Das passiert eben dann wenn man 40 Jahre und länger seitens der Stadt alles vergammeln lässt. Hätte man alle 4-5 Jahre etwas an Renovierung geleistet dann hätte man heute eine ganz andere Situation und der Verein hätte auch ganz andere Vermarktungsmöglichkeiten.

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