Medienspektakel Preußen Münster im Fernduell mit RW Essen

Langeweile in der Bundesliga, Megaspannung in der Regionaliga: Die vierte Liga hält, was die Bundesliga eigentlich liefern soll – Spannung, ein Herzschlagfinale mit allen Möglichkeiten. Gut möglich, dass die Tabellenführung am Samstag ab 14 Uhr zwischendurch mal wechselt. Wer steigt auf? RWE oder der SCP? Dieses Fernduell inspiriert viele Fans.

Wie gesagt: In der Bundesliga ist schon länger alles entschieden, in der 2. Bundesliga stecken Bremen, der HSV und Darmstadt im Aufstiegsrennen, die 3. Liga weiß schon Bescheid (Magdeburg und Braunschweig, dort wird der Relegationsplatz gesucht), in den Regionalligen stehen BFC Dynamo, Oldenburg, Elversberg mit besten Chancen da, Bayreuth ist schon zurück. So spannend wie in der Meisterschaft im Westen ist es nirgends. Natürlich beflügelt das die Fantasie.

„Vom Böllerwurf zum Aufstiegskrimi“ schreibt die Süddeutsche Zeitung und meint, dass aus historischen Gründen RWE eher den Vorzug bekommen müsste. Grund: „Würde der Fall nach historischer Gerechtigkeit entschieden, müsste Essen das Rennen machen. Denn während die Münsteraner erst im zweiten Jahr nacheinander viertklassig spielen, versuchen die Rot-Weissen schon seit elf Jahren, die vierte Liga zu verlassen.“ Nun ja.

Auch in der Süddeutschen wird allerdings der ominöse Böllerwurf herangezogen als das möglicherweise entscheidende Element – was wohl dauerhaft der Mythos bleiben wird, sollte RWE erneut scheitern. Sicher, der Böllerwurf war nicht hilfreich, aber ein Blick auf die damalige Tabellensituation sollte noch einmal daran erinnern, dass Essen zu der Zeit noch immer alleiniger Tabellenführer war und den Vorsprung erst im April durch viele Unentschieden verspielt hatte – und damit hatte der Böllerwurf nun wirklich nichts zu tun. Sei’s drum.

In der Welt geht es um nichts weniger als pure Romantik. „Denn RWE bedient bundesweit eine tiefe Sehnsucht“, heißt es. In der üblichen Emotions-Spirale steht RWE hier sinnbildlich für die Rückkehr von so etwas wie dem ursprünglichen Fußball, Tradition, Fans. Rot-Weiß steht für alles, was Hoffenheim, Wolfsburg oder Leipzig vermissen lassen. Wie immer wird Tradition hier gerne verkleistert, denn RW Essen schleppt bei aller Tradition eine schillernde Geschichte dessen mit, was der Fußball eben auch kann: Betrug, Schwindel, Lizenzentzüge… vielleicht sind die 14 Jahre im Amateurlager genug, um das einfach zu vergessen. Münster, 1993 selbst Opfer des Essener Lizenzbetrugs, dürfte das eher weniger vergessen haben. Und einer der Gründe, warum die Duelle mit Essen eher weniger Derby-Charakter haben als vielmehr Züge tiefer Abneigung tragen – Tradition ist manchmal relativ.

Dennoch: Es ist 2022 und die Aufmerksamkeit ist natürlich groß. Die Zutaten sind perfekt – nur zwei Tore trennen beide Teams, jetzt darf erstens keiner zuerst blinzeln und zweitens müssen beide Mannschaft Tore schießen. Je mehr, je besser. Eher ein Nachteil für Münster, denen trotz 71 Saisontoren der Makel anhaftet, aus ganz viel nicht besonders viel zu machen.

Auch die Rheinische Post bedient die Geschichte von Essen als „schlafendem Riesen“, der irgendwie unglücklich in den Niederungen verschwunden ist und nun zu Recht nach dem Aufstieg lechzt. „Für einen Traditionsverein, dessen Fans sich vom Potenzial her gern mindestens als Zweitligist sehen, der Traum schlafloser Nächte“, heißt es richtigerweise im Vorbericht über die Sehnsucht nach dem Titel am Samstag. Auch die Rheinische Post sieht im Böllerwurf-Spiel den Kipppunkt. Richtig? Essen gewann von den 6 Spielen danach allerdings 4, erspielte sich erst einmal 7 Punkte aus den folgenden 3 Spielen, holte ein (damals) richtig 3:3 im Spitzenspiel in Köln – und leistete sich nur die 0:2-Niederlage in Ahlen. Die Geschichte mit dem Böller liest sich natürlich fein, aber sie spiegelt sich nicht in Ergebnissen und der Realität. Wie gesagt: Sei’s drum.

Am Samstag fiebern dort 16.500 Fans und hier 14.300 (mehr dürfen jeweils in beiden Stadien nicht rein) und in beiden Stadien wären gern mehr dabei gewesen. In Essen wie in Münster werden Tickets nun gehandelt, man weiß ja nie, was passieren wird und dabei sein ist alles.

Auch ntv hat das Finale im Westen bemerkt. „Es ist der ultimative Showdown in der Fußball-Regionalliga West“, das Drama sei vorprogrammiert, heißt es.

11Freunde mit doppeltem Aufschlag

Auch das Fußballmagazin 11Freunde greift das Thema auf – jeweils für beide Klubs schreiben bekannte Fans, warum nun unbedingt der eine oder der andere aufsteigen muss (oder wird). Für den SCP hat die Aufgabe Thomas Knüwer übermommen. „Die aktuelle Spielzeit der Regionalliga West ist ein emotionaler Hurricane, ein nicht enden wollender Strudel aus Geschichten mit Legenden-Potential, neun Monate aufs Prallste gefüllt mit Rückschlägen, Skurrilitäten und Sensationen. Diese Saison, sie ist wie eine Marvel-Serie auf Speed“, schreibt er (Bezahlinhalt).

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Weitere Informationen

Beim Sport-Streaming-Dienst „Leagues“ geht man eigens für das Duell am Samstag besondere Wege. Der Anbieter, der u.a. für RW Oberhausen produziert, bietet am Samstag in seiner Mitglieder-App eine kostenlose Live-Konferenz aus beiden Stadien an. Hardy Kloßek ist der Reporter in Münster, in Essen wird u.a. Thomas Sterna berichten, der gerade erst aus Kostengründen als Pressesprecher bei RWO geschasst wurde.

Um die Konferenz zu verfolgen, ist zum einen die App und zum anderen eine kostenlose Registrierung notwendig (Email-Adresse und Vorname reicht).

Fan-Info des SCP

Der SCP teilt mit, worauf am Samstag in Münster zu achten ist. Das Stadion wird bereits um 12 Uhr geöffnet. Wie immer – und diesmal noch mehr – bittet der Klub um Anreise per Rad, zu Fuß oder per Bus. Für PKW gibt es wie immer nicht genug Plätze. Ein geplanter Fanmarsch wird die Verkehrssituation zusätzlich verkomplizieren.

Es stehen am Spieltag vier Stadionzugänge zur Verfügung. Die Stehplatzbereiche K, L, M, N und O gelangen ebenso über den Haupteingang an der Hammer Straße ins Stadion, wie die Tribünenblöcke A und B. Am Haupteingang werden alle zur Verfügung stehenden Schleusen geöffnet. Die Tribünenblöcke E und F sind über den Zugang am Berg Fidel erreichbar, die Blöcke C und D über den VIP-Eingang der Haupttribüne. Die Gästeblöcke I und J sind mit jeweils 1.000 Preußenfans gefüllt, diese gelangen ausschließlich über den Gästeeingang ins Stadion. Ein Zugang über den Haupteingang oder eine Durchquerung der Gegengerade ist nicht möglich.

„Insbesondere an den Toiletten und den Cateringständen kann es wegen der großen Zuschauerzahl zu längeren Wartezeiten kommen. Wir bitten hier um die nötige Geduld. Unsere Dienstleister geben auch an diesem Spieltag ihr Bestes.“

Der Rest ist dann Sache der Fußballer.

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