„Kein gutes Regionalligaspiel“
Preußen Münster gegen den VfB Homberg dürfte keine Spielpaarung sein, die in einigen Monaten für „Weißt du noch?“-Momente sorgt. Das Spiel war lange zäh, anstrengend, am Ende vor allem wegen des Ergebnisses gut. Gästetrainer Sunay Acar war ehrlich: „Das war kein gutes Regionalligaspiel.“
Zwei Dinge: In dieser Saisonphase (um ehrlich zu sein: während der gesamten Saison) geht es nicht um Schönspielerei, sondern um Punkte, egal wie. Es braucht Siege und gegen meistens rustikale Gegner sind einfache Mittel gefragt, nicht Hacke, Spitze, eins-zwei-drei. Das ist ein bisschen die Schwäche des SCP, der in vielen Szenen eben dieses einfache Spiel nicht leistet. Elf Rembergs wären manchmal gefragt, aber dann dreht sich der SCP am Strafraum doch lieber Locken in die Beine.
So wie Henok Teklab, dessen unermüdliche, nicht nachlassende Versuche und Dribblings das Publikum durchaus schätzt, aber aus rein pragmatischen Erwägungen wäre es doch manchmal sinnvoller, zwei Dribblings weniger zugunsten eines vernünftigen Abspiels zu streichen. Das erinnert gelegentlich an Mehmet Kara, der für seine Dribblings nicht weniger gefeiert (und berüchtigt) war – solange einer von zehn Versuchen durchkommt, sieht es stark aus. Wenn potentiell gefährliche Szenen unterbunden werden durch eigene Ballverluste, hilft das niemandem.
Trainer Sascha Hildmann wusste vorher ja schon, was er später bestätigte. Wieder einmal. „Das war das erwartet schwere Spiel“, bilanzierte er. Das hat auch schon etwas von Running Gag, denn ehrlich: Die Mehrzahl der Regionalliga-Spiele verläuft so. Kompakt stehende, energisch verteidigende Teams mit der Extra-Portion Leidenschaft gegen Münster oder Essen.
Was gelegentlich verwundert: Müsste der SCP nicht doch etwas besser darin sein, solche Gegner auszuhebeln? Es sieht nicht so aus. Essen tat sich in Wiedenbrück wahrlich nicht leichter, hat aber auch einen Simon Engelmann in seinen Reihen. Ein Knipser, 18 Saisontore bereits, ein Spieler, der dem SC Preußen fehlt. Dass der SCP seine Torschützen stattdessen breiter verteilt hätte, lässt sich auch nicht sagen. 15 Preußen erzielten 56 Tore für Münster, 16 Spieler erzielten 64 Tore für Essen (auch wenn angesichts eines absurden 11:0-Sieges in Uerdingen Abzüge geltend gemacht werden dürfen).
Gegen Homberg hätten beide Teams „nicht ihren besten Tag erwischt“, seufzte Acar nach der Partie. Dass der Gäste-Trainer allerdings glaubte, sein Team wäre in Münster noch für einen Punkt gut gewesen wäre, gehört dann doch eher in die Theorie. Angst und Schrecken verbreitete der VfB im Preußenstadion nicht. Münster auch nicht, zumindest über weite Phasen. Erst nach dem erlösenden 2:0 erspielte sich der SCP gegen nun aufgebende Homberger einige gute Szenen.
Spiele wie das gegen Homberg sind seit einiger Zeit eher die Regel denn die Ausnahme. Überhaupt machte es der SC Preußen oft schwer(er) als nötig. Wenige Spiele verliefen mehr oder weniger angstfrei. Die Siege in Wegberg-Beeck und Straelen (beide 4:0) oder das Heim-3:0 gegen Schalke gehörten eher dazu. Aber die vielen quälenden und zähen Partien gegen Rödinghausen, in Bonn oder Ahlen, gegen Wegberg-Beeck daheim, das 1:0 in Uerdingen… da war schon viel harte Arbeit und Geduld gefragt. Auf dem Feld und auf den Rängen.
Hombergs Trainer Acar bedauerte die „Abschlussschwäche“ seines Teams. Das ist beim SC Preußen so etwas wie der Soundtrack zur gesamten Saison. Wobei derzeit die Zahl der Chancen längst nicht mehr so üppig ausfällt wie noch in der Hinrunde. Man kennt den SCP mittlerweile und natürlich sorgen jetzt auch Corona-Fälle oder Verletzungen verstärkt für Änderungen.
Am Ende spielt all das nur eine Rolle, wenn der SCP nicht wenigstens das eine Tor macht, um ein Spiel zu gewinnen. Schon heute fragt ja streng genommen niemand mehr, warum es gegen Homberg phasenweise so anstrengend war.
Acht Spiele sind es noch, 24 Punkte. Die Saison biegt in die Zielgerade ein, schon in sechs Wochen ist die Spielzeit wieder beendet. Bis dahin ist alles, wirklich alles drin.
Übrigens: Fabian Menig besuchte erneut ein Spiel seines Ex-Klubs. In Münster ist der Abwehrspieler und Publikumsliebling noch immer bestens vernetzt. Derzeit spielt er beim 1. FC Nürnberg II – wo er vor einigen Tagen der späte Matchwinner gegen Greuther Fürth II wurde …