Tränen, Jubel, Hoffnung: Traditionsduell Preußen Münster gegen RW Oberhausen
Münster gegen Oberhausen: Das ist nicht das Duell mit der längsten Geschichte, aber eines mit fraglos vielen Geschichten. Wenn RWO am Samstag im Preußenstadion antritt, dann steckt aber eine Menge Feuer drin.
Artikelfoto: Saison 2020/2021: Der SCP jubelt über einen 3:1-Heimsieg.
Rein sportlich ist die Sache klar: Der SC Preußen Münster liegt auf Platz 3 der Regionalliga West – und kann RW Oberhausen (Platz 5) im direkten Duell am Samstag in die Schranken weisen. Ein Sieg der Gäste in Münster dagegen würde Oberhausen vorbeiziehen lassen. Das soll besser nicht passieren.
Personell kann Trainer Sascha Hildmann bis auf die drei Langzeitausfälle Manfred Kwadwo (kaum noch erklärbar, warum er weiter fehlt), Dennis Daube (Bänderriss) und Jules Schwadorf aus dem Vollden schöpfen, auch Alexander Langlitz ist wieder einsatzbereit. Wobei die jüngsten erzwungenen Wechsel für erstaunlich wenig Brüche im Spiel gesorgt haben.
Eine volle Trainingswoche liegt hinter den Preußen, fast so etwas wie Luxus. Frisch und ausgeruht geht der SCP also in dieses wichtige Verfolgerduell. Das offenbar auch wieder Fans anzieht. Die 7500 Zuschauer gegen Essen werden so schnell nicht mehr zu übertreffen sein, aber immerhin rechnet der SCP mit rund 6.000 Fans – und das wäre im bundesweiten Vergleich in der Regionalliga allemal prima.
Mit 48 Punktspielen seit 1948 gehört das Duell Münster gegen Oberhausen ganz sicher zu den Traditionsspielen im Westen. Von der alten (erstklassigen) Oberliga West über die (zweitklassige) Regionalliga West, die 2. Bundesliga und verschiedene Regionalliga- und Drittliga-Spiele standen sich die Oberhausener und die Preußen in fast allen Ligen gegenüber. Und dabei gab es schon durchaus reichlich Geschichten.
Beispiele? In der Saison 1996/1997 war das Spiel in der Regionalliga West/Südwest (dritthöchste Klasse) mal ein absolutes Spitzenspiel: Oberhausen reiste vor über 10.000 Zuschauern als Tabellenführer an, Münster lauerte auf Platz 4. Am Ende war gegen die beste Abwehr der Liga nichts auszurichten, Münster kam nur zu einem 0:0. Das waren Zeiten, in denen Ahlen noch als LR Ahlen spielte und Paderborn als TuS Paderborn-Neuhaus. Am Ende stieg Wattenscheid auf, Oberhausen wurde Zweiter, Münster Fünfter. Sei’s drum.
Oder in der Saison 2005/2006. Da stand der SCP kurz vor dem Abstieg, hielt aber zwei Spieltage vor Schluss die Hoffnung am Leben. Und wie! In Oberhausen, beim direkten Abstiegskonkurrenten, gewann der SCP dank Ansgar Brinkmanns 2:1-Siegtor die Oberhand. Da hofften alle Preußen noch auf ein gutes Ende im Abstiegskampf. Es war die Woche vor dem bitteren 1:2 gegen Wuppertal, das den Abstieg dann doch besiegelte. Aber damals in Oberhausen, da war Brinkmanns Tor noch einmal ein Weckruf.
Oder, natürlich, das bitter-legendäre 2:2 im Drittligaspiel in Oberhausen im Januar 2012. Mitten in einen völlig zerstrittenen Verein kam es zum Eklat, als sich Marc Fascher (Aufstiegsheld) in der Vorahnung seines Rauswurfs von den Fans verabschiedete. Da war nur noch Stress im SCP, Verantwortliche wurden mit Bierbechern beworfen, das alles im Regen, ein Spiel zum Abhaken, aber nicht zum Vergessen. Oder doch?
Und, natürlich, war Oberhausen auch 2011 noch eine andere Marke. Während das Rückspiel bitter wurde, war das Hinspiel zugleich der erste Heimsieg der Preußen in der 3. Liga. Weltenbummler José-Pierre Vunguidica besorgte damals den 1:0-Siegtreffer für die Preußen, auch damals sahen rund 6.100 Fans zu. Vielleicht knackt der SCP am Samstag zumindest diese Marke?
Gut zehn Jahre ist das folgende Bild also alt:
Längst stehen sich beide Teams also wieder in der Regionalliga gegenüber. In der vergangenen Saison verlor Münster das Hinspiel in Oberhausen sang- und klanglos mit 0:2, gewann aber das Rückspiel mit 3:1.
Von den 48 Punktspielen gewann der SCP allerdings nur 11 bei 16 Unentschieden und 21 (!) Niederlagen. Zeit, dass sich an dieser Bilanz etwas dreht.
Und dann war doch noch das Spiel Karnevalssamstag 1974, als RWO-Legende Herrmann-Josef Wilbertz Preußen-Torwart Branko Topalovic mit einem Tor seitlich von RWO-Strafraum zum 0:1 düpierte…
Das letzte Oberligaspiel im Preußenstadion vor Beginn der Bundesliga 1963 fand gegen Oberhausen statt. Wäre eine kurze Erwähnung wert gewesen, finde ich.