Dennis Daube: „Wir fragen uns auch, was da passiert ist“

Der Zusammenbruch Preußens nach… der Halbzeit. Das war sportlich gesehen das Thema des Abends. Alles hatte gut ausgesehen, der SC Preußen Münster war auf dem Weg, führte 2:0. Und dann brachen nach dem frühen Anschlusstor alle Dämme. Rätselhaft, unerklärlich. Eine Spurensuche.

Dennis Daube, sonst routinierter Abräumer im defensiven Mittelfeld, stellte sich nach Abpfiff zuerst den Fragen. Antworten fand er auch nicht zu dem, was da in den 45 Minuten plus Nachspielzeit passiert war. „Das ist schwierig, so ein paar Minuten nach Abpfiff.“ Daube ehrlich: „Wir fragen uns auch, was da passiert ist.“

Es sei klar, so Daube, dass die Mannschaft plötzlich den Zugriff verloren habe. „Gefühlt“ sei man immer einen Schritt zu spät gekommen. „Aber warum? Das weiß ich auch nicht. Im Spiel passiert so etwas auch einfach zu schnell.“

Damit dürfte Daube schon richtig liegen, nicht alles im Fußball ist rational erklärbar. Die Symptome sind sichtbar: Verlorene Zweikämpfe, einziehende Unsicherheit, fehlerhafte Bälle. Aber die Ursache? Trainer Sascha Hildmann hatte unlängst über die Dynamik des Spiels und die „Kopf-Frage“ gesprochen und gesagt: „Fußball ist am Ende nur Kopfsache.“ Und vermutlich ist genau das die Ursache. Ein einzelner Fehler, hier die wirklich unnötige Aktion vor dem Anschlusstor, machte aus Leichtigkeit Unruhe, dann Unsicherheit und dann klappte das ganze System zusammen. „Wir sind selbst Schuld“, gab Daube unumwunden zu.

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Einig waren sich alle Preußen in der Bewertung. „Wenn du 2:0 führst, darfst du nicht verlieren. Das tut einfach weh“, sagte Nicolai Remberg. „Da gibt es nicht viel zu erklären.“ Auch er sah in der zweiten Halbzeit den Zugriff schwinden. „Dabei wollten wir auch in der zweiten Halbzeit alles raushauen, aber dann hat gar nichts mehr gepasst.“ Sicher, ja, der Schiedsrichter habe am Ende auch etwas zur Hektik beigetragen. „Aber darauf kann man es nicht schieben.“ Nach der ersten Halbzeit habe keiner mit dem späteren Verlauf gerechnet. Das war vielleicht ein weiteres Indiz für die „Kopf-Sache“. So gut hatte es der SCP vor dem Wechsel gemacht, war vielleicht von sich selbst erstaunt. Und dann war da kein Platz für ein anderes Ergebnis als einen Heimsieg.

„Beschissen“

Auch Max Schulze Niehues redete nicht drumherum. „Das war beschissen aus unserer Sicht“, schimpfte er. „Wir haben es nicht mehr geschafft, aus der Ordnung heraus Ballbesitzfußball zu spielen. Haben die Bälle nicht mehr lang genug gehalten, unsere Lösungen nicht durchgespielt.“ Und auch die Gegentore passten dann ins Bild, so der Torwart. „Nicht optimal verteidigt“, umschrieb er die wirklich komplett unnötigen Ballverluste und Fehler vor den Toren. „Das tut sehr weh, das ist sehr bitter. Wir sind brutal enttäuscht.“

Einen Anteil am Verlauf trug Thorben Deters. Der Ex-Meppener, den Gästetrainer Christian Neidhart gut kennt, ist beim SC Preußen ein Volltreffer. Das lässt sich in Toren belegen: Fünf erzielte er schon, dabei war er als Torschütze bisher weniger aufgefallen. Aber das Spiel des SC Preußen kommt ihm entgegen. Mit Tempo über die Seiten, dann nach innen ziehen – das sieht schon gut aus und so düpierte er in den ersten 45 Minuten die Essener Abwehr mehrfach.

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Beziehungsweise 35 Minuten. Denn während des Spiels spürte Deters seinen rechten Oberschenkel zumachen. Kein „Stich“, wie er sagte, sondern eher ein „Hereinschleichen“ einer Verletzung. „Ich kam nicht mehr richtig in die Aktionen.“ Einen besonderen Moment gab es für die Verletzung nicht, „da kann ich keine besondere Aktion sehen“. Hildmann musste jedenfalls reagieren, brachte Alexander Langlitz nach längerer Verletzungspause. Aber damit war der Schwung über die Seite erst einmal weg.

1:2 bringt Wende

Auch er sah im 1:2-Treffer die Wende. „Das hat Essen total in die Karten gespielt, da haben sie wieder an sich geglaubt.“ Wohingegen beim SCP Verunsicherung um sich griff. „Und das darf uns nicht passieren.“

Vor allem die zweite Halbzeit – was sonst? – müsse sich die Mannschaft heute anschauen. „Dass wir das so aus der Hand geben, darf uns nicht passieren. Hoffentlich lernen wir daraus.“ Jetzt seien alle erst einmal enttäuscht und gefrustet, so Deters mit Blick in Richtung Kabine.

Noch eine Einigkeit herrschte: Natürlich bringe Essen auch hohe Qualität mit. Die Überraschung über den Spielverlauf gründete sich ja nicht auf darauf, dass hier ein schwacher Gegner plötzlich über sich herauswuchs, sondern dass die Mannschaft selbst derart den Faden verlor. Manchmal gibt sich der SCP selbst ein Rätsel auf. Und dieses hier ist eines, das mit Blick auf den bisherigen Saisonverlauf und die bisherigen Spiele doch eher verwundert.

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