Tickets, Luca, Strässer: Preußen Münster muss Kritik kontern

Vor dem Pokalspiel der Preußen passiert, was oft passiert, wenn es um Tickets oder Auflagen geht. Der Klub muss sich mit Ärger und Frust befassen. Auf ganz verschiedenen Ebenen.

Den Anfang machte interessanterweise der Präsident höchstselbst – und zwar schon Anfang Juli. Als kurz vor dem Ende der Ziehung das Los VfL Wolfsburg auf den SC Preußen fiel, da war die Stimmung überschaubar prächtig. Auch Christoph Strässer ließ sich dabei erwischen, wie er Wolfsburg nach der Auslosung „unattraktiv“ nannte – was prompt den Weg in die örtlichen Medien fand. Und auch in Wolfsburg zur Kenntnis genommen wurde. Mit erwartbarem Ergebnis: Empörung auf Seiten der Wölfe-Anhänger und ein bisschen Herablassung, dass man als Viertligist wohl besser den Mund nicht so voll nehmen sollte.

Aber zwei Dinge stimmen: Zum einen ist der VfL Wolfsburg von fast allen Bundesligisten einer derjenigen, deren überregionale Strahlkraft doch eher bescheiden ist. Erst seit etwas mehr als 20 Jahren steht der VfL wirklich im Fokus, über Jahrzehnte zuvor war Wolfsburg einfach nur einer von vielen Amateurklubs (was natürlich seit einigen Jahrzehnten auch irgendwie auf den SCP zutrifft …). Der Bundesliga-Aufstieg der Wolfsburger in den Neunzigerjahren war in etwa so ein Schock für die arrivierte Szene wie der Einmarsch der Paderborner oder der Aufstieg von Türkgücü München in die 3. Liga.

Zum anderen ist aber auch wahr, dass sich in Münster am Sonntag ein Champions-League-Klub vorstellt. Und tatsächlich steht es dem SC Preußen Münster eher gut zu Gesicht, den drei Klassen höher spielenden Klub mit etwas Respekt zu behandeln. Wer im DFB-Pokal spielen will, kann nicht jedes Jahr auf den BVB oder Schalke oder die Bayern setzen. Es gibt in Deutschland nun einmal 36 Bundesligisten mit mehr oder weniger großer Prominenz. Wem das nicht passt, sollte sich doch lieber erst gar nicht qualifizieren oder ansonsten, wenn es gar nicht anders geht, schnell ausscheiden. So in etwa hat es der SCP eigentlich im DFB-Pokal immer gehalten. Mickrige zweimal in Jahrzehnten DFB-Pokal stand ein Achtelfinal-Einzug an, das ist eine ziemlich überschaubare Bilanz für den SCP. Also sollte gelten: Klappe halten und Spaß haben.

Zurück zu Christoph Strässer: In der „Wolfsburger Allgemeinen“ bzw. ihrem Wölfe-Portal „Sportbuzzer“ richtete Strässer am Donnerstag eine Entschuldigung an den VfL aus. „Wenn man aus Münster kommt, möchte man am liebsten gegen Dortmund oder Schalke spielen. Diese Derbys machen es in der Region nun mal aus, und da gehört Wolfsburg eben nicht dazu“, sagte Strässer dem Portal. Wobei ein Fragezeichen hinter die Behauptung zu setzen wäre, dass Preußenfans am liebsten BVB oder Schalke sehen würden. „Völlig bescheuert“ sei aber die Aussage gewesen, Wolfsburg „unattraktiv“ zu nennen, heißt es weiter.

Interessanterweise schob Andreas Pahlmann für die „Wolfsburger Allgemeine“ sogar einen Kommentar hinterher, in der er Strässers Auffassung tatsächlich relativierte und Verständnis aufbrachte. Der VfL sei im Vergleich mit anderen Bundesligisten sicher eher unattraktiv, schrieb er. „Wäre ich Präsident eines Viertligisten, würde ich vielleicht auch nicht jubeln, wenn Wolfsburg aus dem Lostopf gefischt wird.“ Der VfL sei eben, was er sei – ein Bundesligist, der überregional eher überschaubares Interesse wecke. Es sei Sache des VfL Wolfsburg, in Zukunft etwas dafür zu tun, dass er attraktiver werde. Tja, Thema damit durch.

Achso: Dass der Sportbuzzer für seinen Artikel das in Münster spektakulär vergeigte „Evolutionslogo“ (remember 2018?) verwendete, versetzte den SCP immerhin in die Lage, einen spöttischen Tweet nach Wolfsburg zu schicken.

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Stress um „Luca“

Stress gab es aber auch an anderer Stelle. Weil bisher nicht alle Fans ihre Tickets im Briefkasten haben, musste der Klub schnell reagieren. Wer bis Samstag (!), 15 Uhr, kein Ticket hat, kann sich per Mail an den Klub wenden (ticketing@scpreussen-muenster.de) und erhält dann ein Ticket per Mail. Aber die Post am Samstag möge jede/r noch abwarten, bittet der SC Preußen. Er weist aber auch darauf hin, dass manchmal falsch hinterlegte Daten Ursache sein könnten. In jedem Fall aber gelte: „Deshalb unsere Bitte: Keine Panik bekommen, Bestellvorgang und hinterlegte Daten überprüfen und im Ernstfall am Samstag per Mail bei uns melden.“

Dass der SC Preußen auch am Sonntag wieder die Luca App zur Kontaktverfolgung einsetzt, stößt auch nicht überall auf Gegenliebe. Aus Sicht des Klubs ist das alles etwas schwierig: Die Luca-App ist von vielen deutschen Behörden als Mittel der Wahl identifiziert – auch in Münster setzt das Gesundheitsamt nun einmal auf diese App. Was soll der SCP hier schon tun? Wer „Luca“ nicht einsetzt, muss seine Kontaktdaten selbst auf einem Formular hinterlegen – was sicher wieder ein paar „Spaßvögel“ dazu animieren wird, sich als „Micky Maus“ oder „Max Mustermann“ vorzustellen. Die Schlampereien mit den Kontaktdaten sind ein unangenehmer Teil der Pandemie und Sache für Leute, für die ihr eigenes Interesse über dem der anderen steht. Geschenkt, ist wohl leider so.

Von Digitalexperte Thomas Knüwer (für den Klub in der Vergangenheit oft als Moderator im Einsatz, zuletzt beim Startschuss zum Leitbild-Prozess) gab es via Twitter Nachhilfe in Sachen Datenschutz. Und natürlich ist die Luca-App ein Desaster aus Datenschutz-Sicht. Und es ist auch mehr als fragwürdig, wieso eine privatwirtschaftliche App derart gefördert wird mit öffentlichen Mitteln (und dann so unglaublich fehleranfällig ist). Aber dass sie verwendet werden muss, ist nicht vorrangig Wunsch des SCP, sondern eben auch Sache der Behörden. Rund 7.000 handgeschriebene Kontaktformulare könne der Klub schlicht nicht verwalten, personell findet das Pokalspiel sicher am Limit statt.

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Stimmen aus Wolfsburg

Unterdessen steigt auch in Wolfsburg die Vorfreude. „Es ist schön, dass es losgeht“, teilte Mark van Bommel am Freitag bei der Pressekonferenz mit (siehe unten).

Wie gefährlich ein Gegner wie der SCP sei? „Den nehmen wir nicht auf die leichte Schulter. Wir haben einige Spiele von Preußen gesehen. So einfach und lässig können wir nicht ins Spiel gehen“, so van Bommel. Ob Champions League oder Regionalliga: Man müsse sich immer gut vorbereiten.

Der DFB-Pokal bedeute schon einiges, er habe den Wettbewerb zweimal gewonnen. Und gerade hier sehe man, dass auch niedrigklassigere Teams gewinnen können. Wie sein Team ins Spiel starte? Das sei schwer zu sagen, das sei eben von Spiel zu Spiel verschieden. „Vielleicht gibt’s einen Pfostenschuss, eine Rote Karte… es passiert immer etwas.“ Der Versuch sei, die Mannschaft gut vorzubereiten, aber dann hänge eben viel davon ab, wie der Gegner auftrete. „Das ist schwer vorherzusagen.“

Die Stärken der Preußen? „Wir haben uns gut vorbereitet, aber ich will jetzt nichts Taktisches besprechen. Wir wissen aber genau, wie sie spielen, sie werden uns nicht überraschen.“

Fehlen werden dem VfL wohl der Brasilianer Joao Victor, Aster Vranckx und Felix Nmecha.

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