Böse ausgerutscht: Preußen Münster verliert beim FC Wegberg-Beeck
Das war von vorne bis hinten nichts. Müde und einigermaßen ideenlos kassierte der SC Preußen Münster nach einer sagenhaften Serie eine schmerzhafte Niederlage gegen den rustikalen FC Wegberg-Beeck, der in dieser Saison sozusagen das „Kryptonit“ für den SCP darstellt.
Nur zwei Mannschaften konnten dem SC Preußen Münster in dieser Saison fünf Punkte abluchsen. Der (bisherige) Spitzenreiter Borussia Dortmund II – und der FC Wegberg-Beeck. Wo der BVB II mit Qualität und Klasse punktete, genügte dem FC Wegberg-Beeck einfachstes Handwerkszeug. Robustheit bis an die Grenze des gerade noch Erlaubten, Kompaktheit und einfach, nun ja, nerviger Fußball. Und damit kam der SC Preußen am Samstag einfach nicht klar. Vielleicht steckte langsam doch auch etwas Müdigkeit in den Knochen nach den vielen englischen Wochen, wer weiß?
Sicher ist: Der SC Preußen Münster kassierte die erste Niederlage im Jahr 2021 und die erste Niederlage in der Rückrunde. Und das auf einem Platz, der nicht ansatzweise so schlecht war, wie von anderen Klubs zuletzt zu hören war. Eigentlich ließ sich das Feld ordentlich bespielen. Schwieriger war Schiedsrichter Cedric Gottschalk, der leider keine klare Linie verfolgte, Wegberg-Beeck lange gewähren ließ und einfach Hektik aufkommen ließ. Aber am Schiri lag es am Ende nicht. Eher daran, dass an diesem Tag einfach nicht viel zusammenlief beim SC Preußen.
Trainer Sascha Hildmann hatte leicht umgestellt. Dennis Daube bekam eine Pause, der Ex-Uerdingen hatte zuletzt so stark gespielt, war aber dauerbelastet und durfte am Samstag einmal durchschnaufen. Joshua Holtby und Nicolai Remberg kümmerten sich um die Position. Jannik Borgmann blieb ebenfalls draußen, für ihn rückte der zweikampfstarke Roshon van Eijma ins Team. Das war schon ein Fingerzeig für das, was kommen würde. Kampf auf Biegen und Brechen.
Und so kam es auch. Wegberg-Beeck stellte sich dem SCP auf die Füße, tat das, was eigentlich zuletzt die Preußen so gut beherrschten: Hoch anlaufen, pressen, direkt stören. Das passte dem SCP gar nicht. Die Anfangsphase bestimmte tatsächlich der Gastgeber, die Preußen mussten erst einmal schauen, wie das hier laufen sollte.
Und nein: Richtige Chancen erspielten sich der FC Wegberg-Beeck auch nicht sofort. Die Preußen waren da etwas besser. Einen guten Abschluss hatte Alexander Langlitz nach 6 Minuten, als er ein Zuspiel volley, aber aus bester Position, neben das Tor setzte.
Nach 17 Minuten brachte Langlitz den Ball in die Mitte, wo Deniz Bindemann zur Führung für den SCP traf – vermeintlich, denn Schiri Gottschalk sah eine knappe Abseitsposition. Und dann, nach 22 Minuten, war es erneut Langlitz, der Bindemann suchte und fand – aber der Stürmer brauchte aus bester Abschlussposition zu lang, um sich zu sortieren. Schade drum.
Dann gab es noch einen Kopfball vom Wegkamp, der aber zu wenig Druck hatte und zudem direkt auf den Torwart platziert war. Das war es dann mit den Chancen für den SCP. Trainer Hildmann trauerte später diesen Chancen hinterher. Wer weiß, was passiert wäre, hätte der SCP sein Tor gemacht …? Ach ja, Wegberg-Beeck. Trotz all des Gerackers erspielte sich der Gastgeber im Grunde keine großen Chancen.
Mit dem 0:0 ging es also in die Pause. Aus der kam Simon Scherder nicht mehr zurück, denn kurz vor der Pause hatte er in höchster Not gegen einen Angriff der Wegberger geklärt – da forderte der Heimklub Rot, aber der Schiri beließ es bei Gelb und einer deutlichen Ansage. „Das war grenzwertig“, gab Scherder nach Abpfiff zu – und weil das der Trainer auch zu sah, durfte/musste Scherder sicherheitshalber runter. Jannik Borgmann kam rein für ihn.
Kaum war die Partie wieder unterwegs, jubelte plötzlich Wegberg-Beeck. André Mandt traf zur Führung für die Gastgeber. Das war im Grunde erst der zweite echte Torschuss der Gastgeber im Spiel – und der saß direkt. Ein Szenario, das sich der Preußen-Trainer zuletzt immer mal als Belastungsprobe gewünscht hatte. Nun: Jetzt hatte er es.
Und natürlich gehörte die zweite Halbzeit anschließend nur noch dem SC Preußen. Unablässig, dauerhaft, immer wieder brüllte Sascha Hildmann sein Team nach von.
„Der Ball muss in die Box!“
„Zwei Tore in zwei Minuten haben wir schon mal gemacht, denkt dran!“
„Wir haben noch Zeit, Männer!“
An ihm lag’s nicht. Jedem Spieler, der in die Nähe seiner Bank kam, verpasste er diese Mini-Motivation. Aber die Chancen fehlten einfach. Da passte nicht. Da fehlte Genauigkeit, da fehlte Durschlagskraft. Etwas entnervt nahm Hildmann dann Joshua Holtby (und Langlitz) vom Feld. Der Fußballer war dem Trainer zu wenig griffig, zu wenig in den Zweikämpfen. Holtby war unzufrieden, verfolgte den Rest des Spiels von der Tribüne aus. Dominik Klann und Justin Möbius kamen ins Spiel, später noch Allzweckwaffe Lukas Frenkert.
Wegberg-Beeck warf alles in die Waagschale, was man als Kellerkind so tut. Einsatz, Leidenschaft, Kampfkraft, Zweikampfhärte. Das war mehr grob als künstlerisch, aber damit beschäftigte der Gastgeber den Gast eben.
An diesem Tag brauchte der SCP einfach Hilfe von außen. Ironischerweise war es der Schiedsrichter, der einen zumindest leicht strittigen Handelfmeter pfiff. Den verwandelte Gerrit Wegkamp sicher zum 1:1 (85.). Da sah es so aus, als könnte der SCP die Sache retten.
Wegberg-Beeck wollte retten, was noch ging. Und zog an diesem Tag das ganz große Los. Weil der SCP geradezu fahrlässig eine völlig überflüssige Ecke zuließ, durfte der FC noch einmal antreten in der Schlussminute. Ball rein, erst rettete der SCP noch, der Nachschuss von Yannik Leersmacher saß. Das 2:1 für die Gastgeber. Die unbändige Freude brach sich Bahn bei den Gastgebern, deren gesamtes Team, Bertreuer, Trainer, Ersatzspieler, aufs Feld rasten. Zwei Minuten später war Schluss, Wegberg-Beeck feierte mit Hüpfkreis, eine kleine Meisterschaft. Und er haushohe, scheinbar unschlagbare SC Preußen hatte seinen Meister gefunden. Die schöne Serie ist kaputt. Und auf der Rückfahrt dürfte es diesmal stiller geblieben sein als üblich.
39. Spieltag | |||||
Mannschaft | Sp. | Tore | Diff. | Punkte | |
1 | RW Essen | 37 | 82:24 | 58 | 84 |
2 | Borussia Dortmund II | 35 | 84:26 | 58 | 82 |
3 | SC Preußen Münster | 37 | 64:34 | 30 | 74 |
4 | Fortuna Köln | 37 | 60:42 | 18 | 62 |
5 | 1. FC Köln II | 36 | 61:50 | 11 | 56 |
6 | Fortuna Düsseldorf II | 36 | 62:43 | 19 | 54 |
7 | RW Oberhausen | 36 | 55:44 | 11 | 54 |
8 | SV Rödinghausen | 36 | 47:36 | 11 | 54 |
9 | FC Schalke 04 II | 37 | 53:50 | 3 | 51 |
10 | SC Wiedenbrück | 37 | 49:47 | 2 | 51 |
11 | Borussia Mönchengladbach II | 36 | 45:50 | -5 | 51 |
12 | Wuppertaler SV | 38 | 52:58 | -6 | 51 |
13 | Alemannia Aachen | 38 | 35:44 | -9 | 45 |
14 | SV Straelen | 37 | 39:54 | -15 | 44 |
15 | Sportfreunde Lotte | 36 | 38:62 | -24 | 39 |
16 | FC Wegberg-Beeck | 36 | 33:53 | -20 | 38 |
17 | VfB Homberg | 37 | 37:69 | -32 | 33 |
18 | Bonner SC | 37 | 35:62 | -27 | 32 |
19 | SV Lippstadt 08 | 36 | 33:60 | -27 | 31 |
20 | SV Bergisch Gladbach 09 | 36 | 30:61 | -31 | 30 |
21 | RW Ahlen | 37 | 42:67 | -25 | 29 |
Wegen des Saisonabbruchs in den Oberligen steigt nur eine Mannschaft aus der Regionalliga West ab.
„…Müde und einigermaßen ideenlos …“ , man kann es auch teilweise als pomadig bezeichnen, irgendwann gingen mir die ewigen Rück- und Querpässe und das [ideenlose] Hin- und Hergeschiebe in der eigenen Hälfte so auf’n Sack, dass ich den Fernseher aus gemacht habe… 🙁 … .
Ob diese Lektion bereits zur positiven Bewältigung der nächsten Saison beitragen kann… -> hoffen wir es !!!