Simon Scherder hat Bock auf die neue Aufgabe in Münster
Ein bisschen kokettiert hatte er mit dem Wechsel. Aber am Ende zog Preußen Münster ihn mehr an als ein Abschied. „Ich habe Bock drauf“, sagte er zu seinem Neustart beim SCP.
Es war eine schöne Szene. Als alle Kollegen schon auf dem Platz waren, huschte Simon Scherder am Montag als letzter auf den Platz. Ein kleines Bonbon für die Fans, die ungeduldig auf jede gute Nachricht vom SCP warten. Die Reaktion war erwartbar: Jubel, Applaus, ein bisschen Erleichterung. Und etwas Gänsehaut. „Die Reaktion hat mich gefreut“, so Scherder über den Empfang. Als „Ur-Preuße“ wird man ihm den Abstieg nicht ans Revers heften, er gilt mehr als Familie. „Schön, dass man den Leuten mit so einer Kleinigkeit eine Freude machen kann.“
Eine „Kleinigkeit“ war es am Ende aber gar nicht. Und es war auch keine Freundschaftsgeste von Scherder. „Diese Aufgabe hier reizt mich. Es ist eine ganz neue Herausforderung.“ In den vergangenen Jahren in der 3. Liga sei es am Ende oft darum gegangen, die Liga zu halten. „Das hier ist komplett neu. Neue Gegner, eine neue Liga, das ist aufregend.“
Scherder ist mit 27 Jahren nicht mehr der Nachwuchsspieler, als den ihn viele kannten. Er ist jetzt in einem sicher jüngeren Team einer der Führungsspieler. „Jetzt muss ich auch vorangehen.“
Fast sein gesamtes Fußballer-Leben hat Scherder an der Hammer Straße verbracht. Seit 2006 spielt er im schwarz-weiß-grünen Trikot. „Ich habe mich schon mit den Möglichkeiten beschäftigt“, gibt Scherder zu. „Aber als Peter Niemeyer hier vorgestellt wurde, habe ich direkt abends einen Anruf von ihm bekommen. Da habe ich gemerkt, dass der Trainer und Niemeyer gerne möchten, dass ich bleibe. Und dann hat es sich alles relativ schnell entwickelt.“
Die Vertragsverlängerung hielt der Klub eine kurze Zeit geheim, sie sollte ein kleines Sahnehäubchen zum Trainingsstart sein. „Die allerwenigsten hatten damit gerechnet, dass ich da aus der Kabine rauskomme“, so Scherder grinsend. „Das war schon gut.“
Nun geht es los mit der knackigen Vorbereitung. „Nur vier Wochen, das knallt natürlich rein.“ Zumal der Kader der Preußen weit entfernt ist von Einsatzbereitschaft. Das ist für Scherder allerdings nicht so ein großes Problem, wie man es von außen annehmen könnte. „Vor ein paar Jahren hat Pavel Dotchev in Aue mal mit sechs Leuten begonnen. Am Ende sind sie aufgestiegen.“ Wobei das Wort „Aufstieg“ von Scherder nicht auf den SC Preußen bezogen werden soll. Darum wird es sicher erst einmal nicht gehen. Aber blanke Panik über den kleinen Kader steht eben auch nicht an. „Viele Spieler spekulieren in diesem Jahr auf einen Vertrag weiter oben und warten noch ab. Wir kriegen noch ein paar gute Leute“, sagt Scherder deutlich. Das eigene Ziel ist dennoch formuliert: „Ich will dieses Jahr mit der Mannschaft eine gute Rolle spielen.“ Und dann könne man schauen.
Im Kader verfügt der SCP jetzt drei Spieler mit Münsterland-Flair. Neben Simon Scherder ist das natürlich Max Schulze Niehues, der ja sehr zur Freude des Klubs und der Fans ebenfalls verlängerte. Aber auch Alexander Langlitz kehrt zu seinen Wurzeln zurück. Der gebürtige Ostbeverner war bis 2009 in der Jugend der Preußen. Berührungspunkte mit Schulze Niehues und Scherder gab es dort allerdings nicht – alles verschiedene Jahrgänge. Das kann jetzt alles nachgeholt werden. „Alexander gehört jetzt hier auch zu den Älteren, die vorangehen“, so Scherder über seinen neuen Kollegen. „Ich freue mich, dass er dabei ist.“
„Preußen zieht noch immer“
Langlitz selbst durfte den zweiten Trainingsauftakt der jungen Saison miterleben. Mit den Sportfreunden Lotte war er bereits Mitte Juli ins Training gestartet. Am Lotter Kreuz hatte er eine Vereinbarung, dass er bei einem entsprechenden Angebot wechseln dürfte – der Abschied in Lotte war sauber. Am Montag sprach Langlitz über das Vertrauen, das er von Hildmann und Niemeyer gespürt habe – und das er auch so empfand. „Der SC Preußen zieht noch immer“, so der 29-Jährige, der seit fünf Jahren in Münster wohnt.
Grinsend berichtet er von manchen „Kontakten“ mit seinem neuen Trainer, wenn der und Langlitz sich an der Seitenlinie „begegneten“. „Da wurde es auch mal hitzig“, erinnert sich Langlitz. Aber so müsse es sein. „Du musst alles für deine Mannschaft geben.“ Genau diese Mentalität hatte beim SCP am Ende wohl auch für Langlitz gesprochen. „Es ist ein gutes Gefühl, wenn der Trainer dich so einschätzt.“
Der vierte Münsterländer darf nicht mehr mitspielen. Ole Kittner erhielt keinen neuen Vertrag. Diesen Abgang findet der alte Kollege Simon Scherder durchaus schade. „Er war in den vergangenen vier Jahren immer dabei. Als Type fehlt er in der Kabine, für ihn ist das sehr schade. Er hätte noch Bock gehabt, aber so ist der Fußball.“ Der Klub hat sich sportlich anders entschieden, daran ist nichts zu rütteln.