(Kein) Rot für Yassine Bouchama – und (kein) Elfmeter für Grodowski
Dass der SC Preußen Münster aus einem über weite Phasen dominanten Auftritt beim Tabellenletzten am Ende nur einen Punkt holte, war die eine Geschichte am Sonntag. Die andere gehörte Yassine Bouchama, der nach einer völlig überflüssigen Aktion Glück hatte, nicht vom Platz zu fliegen. Joel Grodowski dagegen haderte mit einer anderen Entscheidung des Schiedsrichters …
Es war drei Minuten nach der Freiburger Führung, als Benjamin Böckle sich an der Eckfahne in einen harmlosen Zweikampf mit Freiburgs Pellegrino stürzte. Bouchama rauschte heran, trat dem auf dem Boden liegenden Freiburger erst auf den Knöchel, dann mit dem anderen Bein auf Oberschenkel bzw. Knie.
Schiedsrichter Exuzidis gab Bouchama für die Aktion nur Gelb, was bei Ansicht der TV-Bilder schon eine ausgesprochen freundliche Entscheidung war. Denn für Bouchama gab es weder Anlass noch Notwendigkeit, mit beiden Beinen auf den Gegner zu steigen. Selbst mit Preußen-Brille war das eine Rote Karte – und die Aktion selbst einfach überflüssig.
Preußen-Trainer Sascha Hildmann, nach der Partie im Magenta-Interview mit der Szene konfrontiert, ahnte wohl auch, dass da mehr dran war als nur Gelb. „Das ist mein Spieler“, hielt er sich diplomatisch bedeckt, als er die TV-Bilder sah.
Auf dem Portal „Liga3-Online“ wertete Ex-Schiedsrichter Babak Rafati die Szene ähnlich – und deutlicher: „Beide Aktionen sind allein für sich betrachtet gesundheitsgefährdend und hätten folglich jeweils die rote Karte nach sich ziehen müssen. Das ist eine brutale Spielweise.“
Schon einmal stand Bouchama in dieser Saison kurz vor einer Roten Karte: Beim Spiel gegen den VfB Lübeck lagen beim Preußen nach einem Foulspiel an ihm selbst kurzzeitig die Nerven blank – so sehr, dass er Schiedsrichter Timon Schulze mit beiden Händen wegschubste. Schulze beließ es hier bei einer Gelben Karte, doch eine solche Handlung hätten andere Schiedsrichter auch als Tätlichkeit ausgelegt. Schon da war viel Glück im Spiel.
Bouchama, 2022 vom Regionalliga-Absteiger VfB Homberg zum SC Preußen Münster gewechselt, hatte sich in seiner ersten Saison beim SCP sofort etabliert. Dabei war sein Start in Münster etwas holprig, weil er mit fragwürdigen Social-Media-Likes die Fanszene des Klubs irritierte – unter seinem Facebook-Account waren rechtslastige Seiten von Alice Weidel und sogar einem NPD-Account aufgetaucht. Die seltsamen Likes verschwanden nach Entdeckung fix, der Klub meldete ein Gespräch mit dem Spieler und teilte anschließend mit: „Yassine ist ein politisch sehr interessierter junger Mann, der sich während seines Studiums mit aktuellen gesellschaftlichen Themen intensiv auseinandersetzt.“ Später irritierte er mit Selfies, auf denen er mit dem umstrittenen Athletiktrainer Sven Linnemann posierte – wie übrigens auch andere Preußen oder Spieler anderer Klubs.
Grodowskis Nicht-Elfmeter
Eine ebenso fragwürdige Entscheidung traf Exuzidis bereits nach 11 Minute. Da war Grodowski gerade stark im Zweikampf aufgetreten und in den Strafraum gesteuert. Erst zupfte Gegenspieler Müller am Ärmel von Grodowski, der aber weiterspielte, dann aber beim nächsten Kontakt am Fuß doch fiel – eigentlich hätte er aus der Position ja gut abschließen können.
Exuzidis winkte allerdings ab, kein Elfmeter. Dabei war unstrittig gleich ein doppelter Kontakt vorhanden. Zumindest hatte Freiburg Glück mit dem Schiedsrichter und dessen Entscheidung – solche Elfmeter wurden schon oft gegeben.
Hallo Carsten, eine Frage: Welchen Zusammenhang gibt es mit der oben beschriebenen Szene am Sonntag in Freiburg und seinem Facebook-Account von 2022? Gruß Christian
Ich erkläre das einmal: Nach meinem Eindruck war die Szene in Freiburg Vorsatz. In der Spielsituation so auf den Gegner zu steigen, war weder notwendig noch hatte es sich aus dem Spiel versehentlich so ergeben. Das war einfach Absicht. Und dann lässt sich dieses Verhalten in einen Kontext setzen – und geht über den reinen Sport hinaus. Ich erkenne hier ein Muster, das mir nicht gefällt. Diese Einschätzung basiert ausschließlich auf dem, was ich sehe, wie sein Verhalten auf dem Platz ist und außerhalb davon. Daher der Zusammenhang, den ich hergestellt habe, damit sich andere eine Meinung bilden können und die kann selbstverständlich völlig anders ausfallen als meine.
OK, danke.
Aha, Carsten löscht Beiträge, die ihm nicht genehm sind. Über eine mögliche Ursache mache ich mir Gedanken, werde sie hier aber nicht veröffentlichen.
Beide Ereignisse – die Likes im FB-Account 22, als auch die Doppel-Tätlichkeit vom Spiel in Freiburg – werfen Fragen nach dem Charakter des Menschen Yassine Bouchama auf…
ich verstehe gar nicht wie jemand überhaupt ein solches Foul begehen kann…
So etwas geht gar nicht!