„Voll ins offene Messer gerannt …“

Man sieht ja gern eine Entwicklung in kleinen Dingen. Und wenn sich diese Entwicklung bestätigen sollte, dann wäre es ja tatsächlich schön: Der SCP lieferte in Lippstadt sein bestes Auswärtsspiel ab, vielleicht das stärkste überhaupt, und blieb zum zweiten Mal in Folge ohne Gegentor. Preußens Urgestein Simon Scherder sah darin eben diese Entwicklung.

Foto: Motivationsrunde vor dem Anpfiff in Lippstadt

„Das war das bisher konstanteste Spiele der Saison, über die komplette Distanz“, wertete Scherder nach Abpfiff der Partie in Lippstadt. Nun, so ganz zu 100 Prozent akkurat war es sicher nicht, denn auch in Lippstadt erlaubte sich der SC Preußen kleine Phasen der „Ruhe“, in denen der Gastgeber dann auch seine wenigen Chancen erspielte. Das ordnete Scherder dann doch noch korrekt ein: „In den 15 Minuten vor der Pause und in den 10 Minuten nach dem Wechsel mussten wir noch einmal etwas beißen.“

Aber über das gesamte Spiel gesehen war das natürlich souverän erledigt vom SCP, der diesmal zumindest deutlich effektiver agierte als zuletzt. Und das zweite „zu Null“ (erst das dritte Saisonspiel ohne Gegentor) sorgte beim Innenverteidiger selbstredend auch für Freude. „Als Verteidiger ist es immer das Ziel, ohne Gegentor zu gewinnen. Letzte Woche keines, diesmal nicht, das ist auch eine Entwicklung.“ Sonst habe man immer ein „doofes Gegentor“ dabeigehabt, in Lippstadt ging es trotz einer Großchance für den SVL gut.

Und natürlich: „Der deutliche Sieg tut auch allen gut“, so Scherders Fazit. Tatsächlich waren die Spiele der Preußen bisher meist eng, oft wegen der Abschlussschwäche der Preußen, die jeweils frühere Klarheit verhinderte. „Diesmal haben wir die Tore gut herausgespielt und am Ende auch in der Höhe verdient gewonnen.“ Besser machte es am Dienstag auch der BVB II nicht.

Angenehmer Nebeneffekt: Mit dem klaren Sieg polierte der SCP sein eher schwaches Torverhältnis deutlich auf – und sendete immerhin ein kleines Lebenszeichen an die beiden Spitzenteams aus Essen und Dortmund. „Klar heben wir die direkten Duelle mit denen verloren, vielleicht wähnen sich beide etwas in Scherheit. Aber ich glaube auch nicht, dass die beiden jedes Spiel gewinnen, also lauern wir darauf, dass die auch mal Punkte liegen lassen.“ Wenn man selbst Auftritte wie in Lippstadt hinlege, sei man allemal gut gerüstet.

Lippstadts Idee, selbst zu pressen, offensiv nachzusetzen, habe dem SCP voll in die Karten gespielt. „Die sind uns voll ins offene Messer gerannt“, so Scherder später mit Klartext. Die zwei schnellen Tore hätten das Spiel sofort beruhigt. So viel schwerer war es zuletzt ja noch gegen Ahlen, dass defensiv deutlich kompakter stand als der SVL. Die jüngsten Spiele der Lippstädter hätten aber gezeigt, dass in der Liga durchaus unterschiedliche Kräfteverhältnisse herrschten. „Die Punkte muss Lippstadt gegen andere Mannschaften holen.“

Der Auftritt machte insbesondere deswegen Mut, weil er ja mit dem vermeintlichen Nachteil vieler Verletzungen daherkam. Trainer Sascha Hildmann war später gerade von den jungen Spielern beeindruckt. „Die rennen, die machen alles, das finde ich einfach großartig“, so Hildmann über Remberg, Klann, Atilgan oder Mekonnen.

Tatsächlich wirkte es über weite Phasen nicht so, als fehlten dem SCP elementare Stützen wie Joshua Holtby oder Dennis Daube.

Also: War das nun ein singuläres Ereignis? Oder war hier ein kleines Stück der erhofften Entwicklung der Mannschaft sichtbar? Aufschluss soll die Heimpartie gegen Düsseldorf II geben. Denn die Gäste bringen andere Herausforderungen mit als Lippstadt oder auch Ahlen.

Wiedersehen mit einem alten Bekannten: Michael Joswig ist seit Jahren beim SV Lippstadt beschäftigt.

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