Preußen Münster wickelt kritisches Investment ab – Fragen bleiben

Der SC Preußen Münster hat das Investment von zwei Personen in die KGaA rückgängig gemacht, nachdem deren Beziehung zu Waffenherstellern öffentlich wurde. Der neue Präsident des SCP hat die Einlagen übernommen.

Foto: Frank Westermann sprach auf der JHV über reale und erwünschte Transparenz.

Als im November durch die Berichterstattung des Online-Magazins „RUMS“ öffentlich wurde, dass die beiden Unternehmen ML Invest und TO Invest Anteile an der SC Preußen Münster 06 GmbH & Co. KGaA im Wert von 55.000 Euro gezeichnet hatte, wurde auch deren Beziehung zu Waffenherstellern öffentlich. Dem SCP war es durchaus peinlich, vielleicht fühlte er sich auch ertappt, weil er die Geldgeber nicht genauer durchleuchtet hatte – was mit einer einfachen Google-Suche leicht gewesen wäre.

Das Versprechen der Klubführung war, diese beiden Anteile in irgendeiner Form abzuwickeln. Das gelang knapp zweieinhalb Monate später: Der neue Präsident Bernward Maasjost übernimmt die Anteile mit seinem Unternehmen „[pma:] Finanz- und Versicherungsmakler“, quasi ein Eintrittsgeschenk.

Damit ist dieser Fall erledigt, wobei sich der SC Preußen in einer Mitteilung, die auch an seine Mitglieder ging, um Einordnung bemüht. Die Investorengewinnung sei grundsätzlich „Ergebnis einer professionellen Akquise“, erfolge aber auch über private und berufliche Kontakte. Man darf davon ausgehen, dass auch die Anteile der beiden „münsterländischen Unternehmen“ über Kontakte aus dem Umfeld der Gremiumsmitglieder eingeworben wurden.

Die öffentliche Mitteilung des SCP über diese Rückabwicklung steht auch im Zusammenhang mit einem Beschluss, den die Mitgliederversammlung des Vereins am vergangenen Sonntag fällte. Demnach solle der SCP ab sofort (und auch rückwirkend) proaktiv über jeden Anteilserwerb an der KGaA informieren. Transparenz war gefragt und soll hergestellt werden. Zwar hatte Aufsichtsratschef Frank Westermann schon vor der Abstimmung die grundsätzliche Transparenz erklärt und den Antrag keinesfalls abgewürgt – dass er sonderlich erfreut darüber war, konnte man aber auch nicht sagen. Auch in der aktuellen Mitteilung des Klubs klingt diese Haltung zwischen den Zeilen durch: „Transparenz, die gemäß deutscher Rechtsprechung und der Satzung der ausgegliederten Kapitalgesellschaft aber ohnehin bereits gegeben war“, heißt es da. Es lassen sich auch ganz objektiv Gründe für ein bisschen Skepsis finden.

Die Mitglieder des Vereins hatten 2018 nämlich die Ausgliederung (auch deshalb) durchgewunken, weil die wichtigen Entscheidungsgremien durch von den Mitgliedern gewählte Vertreter besetzt werden. Für externe Investoren mit klarer Renditeabsicht eher unattraktiv, weil der Einfluss fehlt. Notgedrungen muss sich der SCP also auf solche Geldgeber verlassen, bei denen es eben weniger um Gewinnerzielung geht, sondern um eine persönliche Leidenschaft für den Klub. Das waren in der Vergangenheit oft auch schon mal Gremienmitglieder des Vereins, die in der Not einsprangen (und davon gab es in der Vergangenheit einige Momente).

Westermanns leichte Zögerlichkeit lässt sich erklären, weil mit diesen eher persönlich geprägten Investments eigentlich nicht öffentliche Wahrnehmung verbunden werden soll. Dafür gibt es einige denkbare Grundannahmen:

  • Geldgeber möchten nicht als vermögend wahrgenommen werden, vom Lottogewinn bis zur Erbschaft gibt es dabei zahlreiche Gründe
  • Geldgeber wollen das Investment an sich nicht öffentlich machen

Zwar waren solche Daten auch früher schon über das Handelsregister abzurufen, waren jedoch bis vor kurzem kostenpflichtig und nicht mit zwei Klicks abzurufen. Seit Sommer 2022 sind die Handelsregisterdaten kostenlos zugänglich, was die Hürden senkt, wenn auch nicht völlig beseitigt. Ein bisschen transparent sind Anteilszeichnungen also durchaus. aber sie erfordern etwas Kenntnisse.

Der Antrag auf der JHV sah aber vor, dass der Verein diese „Arbeit“ übernimmt und von sich aus informiert, wenn sich das Eigenkapital durch Geldgeber erhöht. Das will der Klub nun umsetzen. Nicht ausschließen kann man, dass willige Geldgeber etwas abgeschreckt werden durch diese – künftig deutlich erhöhte – Aufmerksamkeit. Dieses Risiko wollen die Mitglieder ausweislich der Entscheidung am Sonntag aber eingehen.

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