Preußen Münster: Profiabteilung macht ein Minus von 1,4 Millionen Euro
Erstmals seit Jahren muss der SC Preußen Münster wieder ein negatives Ergebnis bekannt geben – und das hat es durchaus in sich. Ein Minus von 1,4 Millionen Euro steht am Ende zu Buche. Warum das für den Klub nicht bedrohlich ist und wieso dieses Minus überhaupt entstanden ist, lässt sich immerhin erklären.
Die wichtigste Nachricht: Das Minus aus dem Geschäftsjahr 2022/2023 ist zwar bitter und kommt in dieser Höhe sicher auch teilweise überraschend, doch die Profiabteilung, seit 2018 in eine Kapitalgesellschaft ausgegliedert, steht insgesamt sicher da. Das Eigenkapital belief sich zum Stichtag Mitte 2023 auf immer 1,7 Millionen Euro und hat sich durch die jüngsten Zeichnungen ja sogar auf fast 2,2 Millionen Euro erhöht. Also keine Panik, der SC Preußen steht aktuell wirtschaftlich sicher da, was jüngst ja auch der DFB so sah, schließlich hatte der Klub ja das Zulassungsverfahren zur 3. Liga erfolgreich abgeschlossen.
Der SC Preußen müht sich in diesem Jahr, die schlechten Zahlen immerhin gut zu kommunizieren. In den vergangenen Jahren erfuhren stets zuerst die Mitglieder des eingetragenen Vereins in den Finanzberichten, wie es um die KGaA steht. In diesem Jahr veröffentlichte der SCP zunächst ein Interview mit Präsident und Aufsichtsrat und schob nun einen weiteren Text mit etwas Hintergrund hinterher. So viel Transparenz war wirklich nicht immer.
Letztlich war die 3. Liga ein großer Bestandteil aller Planungen und trug ebenso auch einen großen Anteil am Ergebnis. Der SCP selbst nennt verschiedene Faktoren:
- Während der Corona-Zeit waren beispielsweise die teuren Zahlungen an Berufsgenossenschaften ausgesetzt, die ab 2022/2023 wieder fällig wurden und gleich fast eine mittlere sechsstellige Summe bedeuteten.
- In der Saison 2022/2023 gab es keine DFB-Pokalspiele. Im Jahr zuvor war der SCP noch in zwei Spielrunden vertreten – auch dieser Ausfall macht in der Endabrechnung gleich einen hohen sechsstelligen Unterschied.
- Die erfolgreiche Saison 2022/2023, die mit dem Aufstieg gipfelte, war natürlich auch insgesamt teurer: Punktprämien, Aufstiegsprämie, Feierlichkeiten, dazu kamen herausragende, aber eben auch teure Spiele wie das Aufstiegsspiel gegen Düsseldorf.
- Weitere Gründe liegen in höheren Zinsen sowie vorgreifenden Kosten mit Blick auf die Stadionpläne (der SCP nennt hier Beratungsleistungen).
- Und sicher werden auch die Kosten für insgesamt drei neue Geschäftsführer eine kleinere Rolle spielen: Ab Juli 2022 traten Ole Kittner, Albrecht Dörries und Peter Niemeyer diese neuen Ämter in der Nachfolge von Bernhard Niewöhner an.
Aus Sicht des SCP müsse es in den kommenden Jahren darum gehen, mit erheblichen infrastrukturellen Nachteilen (Stadion) in dieser 3. Liga einen sicheren Platz zu erhalten, ehe sich dann perspektivisch ab 2027 neue Möglichkeiten ergeben. „Bis zur Fertigstellung ist deshalb der Fokus darauf gerichtet, die Balance zwischen sportlichem Erfolg und wirtschaftlicher Belastbarkeit hinzubekommen und an der weiteren Professionalisierung der Infrastruktur zu arbeiten“, schreibt der SCP selbst.
Dazu noch fehlende Einnahmen aus dem kaum vorhandenen Fanartikelverkauf…
Die ersten beiden Punkte waren doch absehbar und können eigentlich kaum als Erklärung herhalten.
Den dritten Punkt kann ich nicht nachvollziehen, da durch den Erfolg natürlich auch mehr Leute ins Stadion gekommen sind.
Was manche Vereine alle mit Fanartikel Verkauf einnehmen- da geht einiges verloren
Wie hoch sind denn die Einnahmen aus dem Fanartikelverkauf?
Im letzten im Bundesanzeiger von der KGaA veröffentlichten Jahresabschluss zum 30.06.2022 betrug der Umsatz mit Fanartikeln im GJ 2021/2022 421 T€ (Vorjahr 280 T€). Dürfte im abgelaufenen GJ aus bekannten Gründen wesentlich geringer gewesen sein, machte aber auch mit dem o.g. Betrag in 2021/2022 weniger als 6% der Umsatzerlöse aus.
das wüsste ich auch gern…
Ich halte die vom Verein vorgebrachten Punkte in großen Teilen für Nebelkerzen, weil sie in der Planung für 2022/2023 bereits hätten berücksichtigt sein müssen. Der im Bundesanzeiger veröffentlichte Jahresabschluss 2021/2022 ist datiert auf den 27.9.2022. Darin heißt es im Prognoseteil: „Vor diesem Hintergrund geht die Geschäftsführung davon aus, dass das Ergebnis der Gesellschaft per 30.06.2023 voraussichtlich ausgeglichen ausfallen kann.“
Da fragt man sich welche neuen Erkenntnisse und Entwicklungen seit dem 27.9.2022 zu einer Anhäufung eines Verlustes von 1,4 Mio. € geführt haben…
Die angeführten Faktoren können es ja nicht sein. Beispielsweise:
– Keine Pokalspiele: ok, war aber zu Beginn des Geschäftsjahres bekannt. In 2021/2022 hat der SCP 749 T€ aus dem DFB-Pokal vereinnahmt (aber dafür auch 125 T€ Prämien). Der Wegfall des DFB-Pokals mag also erklären warum Erträge weggefallen sind, aber nicht warum man deswegen in 2022/2023 Verlust gemacht hat.
– Kosten Stadionpläne: abgesehen davon dass diese bekannt gewesen sein sollten: ich würde davon ausgehen, dass ein Großteil der Planungskosten in der Bilanz aktivierungsfähig ist. Dann wären diese Aufwendungen aber ergebnisneutral und keine Belastung der Gewinn- und Verlustrechnung. Mangels Einsichtsmöglichkeit in den detaillierten Jahresabschluss per 30.06.2023 aber nur Spekulation.
Ja, man mag mit einem komfortablen Eigenkapitalpolster in die 3. Liga gegangen sein, aber wenn das laufende Geschäftsjahr wieder mit so einem hohen Verlust abgeschlossen wird, dann ist das auch schnell aufgebraucht…
Wer ein bisschen im Jahresabschluss 2021/2022 schmökern möchte: http://www.bundesanzeiger.de „Preußen Münster“ als Suchbegriff.