Nach der Niederlage beim DFB: Preußen Münster erwartet Rechnung, aber …
Am Montag kassierte der SC Preußen Münster in Frankfurt eine juristische Niederlage gegen den Deutschen Fußball-Bund (DFB). So richtig hatte wohl niemand einen Erfolg erwartet, aber darum ging es dann am Ende auch nicht mehr vorrangig. Nach dem Urteil sprachen wir mit Aufsichtsratschef Frank Westermann.
Es war ein langer Montag für den SC Preußen Münster, aber auch den DFB. In Frankfurt trafen sich beide, Kläger und Beklagter, vor dem Ständigen Schiedsgericht, direkt am Frankfurter Flughafen gelegen. Fünf Stunden lang tauschten Verband und Klub ihre Positionen aus, dann hatte die Preußen-Delegation aus Geschäftsführer Bernhard Niewöhner, Geschäftsstellenleiter Albrecht Dörries und Aufsichtsratschef Frank Westermann eine Bahnfahrt lang Zeit, die Verhandlung zu verarbeiten.
Am Ende stand eine Ablehnung, aber das war der SCP ja aus den Vormonaten fast schon gewohnt. Dass die Sache keinesfalls eine Lappalie war oder der DFB das auf die leichte Schulter genommen hätte, konnte man allerdings nicht sagen. „Uns saßen sechs Anwälte des DFB gegenüber“, so berichtet Frank Westermann am Dienstag im Gespräch mit 100ProzentMeinSCP. Auch der SCP ließ sich anwaltlich beraten und vertreten. Zwei Stunden lang wurde die Sitzung vorbereitet, dann schlossen sich fünf Stunden Verhandlung an. „Wäre es eindeutig gewesen, hätte es sicher nicht so lang gedauert“, so Westermann. Es sei aber alles sehr ordentlich gelaufen, zielführend. Auch wenn der SCP am Ende nicht erfolgreich war – warum genau, wird die ausführliche Urteilsbegründung erklären, die demnächst zugestellt wird.
Allerdings waren die Grenzlinien auch schnell deutlich. Der Verband wollte seinen Spielbetrieb Der SC Preußen hatte schon früh gegen die Fortsetzung der 3. Liga Einsprüche und Bedenken formuliert. Die Gründe dafür waren vielfältig: Neben der Gesundheit der Spieler, der fraglichen sportlichen Fairness und Gleichbehandlung, also der grundsätzlichen Frage nach der Wertigkeit dieser Fünf-Wochen-Hatz, ging es auch um zusätzliche Kosten und Einnahmeverlust wegen fehlender Zuschauer. Das waren alles zulässige Gründe und ein bisschen nimmt es Wunder, dass kein anderer Klub beschlossen hatte, dem DFB derart hartnäckig auf die Finger zu schauen. Hier und da gab es Proteste und Widerworte, aber nachdem das erste Spiel angepfiffen war, ging es nur noch „jeder für sich allein“.
Auch der SC Preußen hatte nicht ernsthaft damit gerechnet, dass der DFB auf die Beschwerden eingehen würde. Aber im Gegensatz zu anderen Klubs hatten die Verantwortlichen beschlossen, die Sache juristisch zu klären. „Das war eine logische Konsequenz“, so Westermann. Und diese Sichtweise habe auch der DFB durchaus anerkannt. Aus Sicht des Klubs sei das Vorgehen durchaus verständlich, signalisierte der Verband. Beim DFB habe man sogar für den SCP positiv gewertet, dass der Klub sich von Anfang an stets klar positioniert hatte. Zwischendurch musste der SCP ja durchaus mal kritische Anmerkungen von Beobachtern hinnehmen – nach außen sah das teilweise ja so aus, als versuche hier ein Kellerkind, den Abstieg auf anderem Wege zu verhindern. „Wir haben aber schon vor der ersten Spielansetzung Beschwerde eingereicht“, betont Westermann.
Vergleich chancenlos
Am Montag wurde aber auch klar: Das Schiedsgericht blieb mit der grundlegenden Idee eines Vergleichs chancenlos. Der DFB wollte und musste jede Art von Präjudiz, also ein „Vorbild“ für andere Klagen, vermeiden. Es liegt auf der Hand, dass jede Art von (Teil-)Erfolg des SC Preußen viele andere Klubs heute und in künftigen strittigen Situationen zu ähnlichen Maßnahmen gegriffen hätten. So deutlich war die Ablehnung des Verbandes, dass der SC Preußen gar nicht erst in Vergleichsverhandlungen einstieg.
Die bestmögliche Lösung wäre in einem solchen Fall gewesen, dass der SC Preußen eine große Rechnung aufgemacht hätte. Verluste aus Zuschauereinnahmen, Verluste aus Sponsoring, TV-Gelder, die Corona-Testungen, Mehrkosten durch die Saisonfortsetzung – die Geisterspiele im Juni und der folgende Abstieg haben schon ins Kontor geschlagen. Aber wie gesagt: Es kam gar nicht erst so weit.
Dennoch: „Wir sind richtig tief in die Begründungen eingestiegen, auch das Gericht hat den DFB sehr intensiv befragt“, wertet Westermann den Verlauf der Verhandlung in Frankfurt insgesamt positiv.
Die schlechte Nachricht: Die Kostenfolge wird dem SC Preußen noch übermittelt. Wie das so ist vor Gericht – der erfolglose Kläger bekommt die Prozesskosten aufgebrummt. Über die Höhe der Kosten machte Westermann am Dienstag keine Angaben, konnte es auch nicht. Der Streitwert wird jetzt im Detail ermittelt, daraus dann auch die Prozesskosten. Für Westermann ein notwendiges Übel. „Das ist eben ein normales Prozessrisiko. Man muss abwägen, ob man das Risiko eingeht oder nicht.“ Beim SCP fiel schon früh die Entscheidung, sich darauf einzulassen.
Immerhin muss nun kein Preuße damit rechnen, dass der SC Preußen über die Prozessfolgen zum Sanierungsfall wird. Insolvenz wegen der Klage? „Das schließe ich aus“, so Westermann eher trocken. Stattdessen sagt er, dass die zu erwartende Summe im Vergleich zu den Verlusten aus Geisterspielen und Abstieg „unerheblich“ sei. Und zudem habe der SCP das Prozessrisiko auch im Saisonetat eingeplant, die GmbH & Co. KGaA kommt dafür auf. Ob das alles am Ende sinnvoll war, dürften am Ende die Mitglieder des Vereins bewerten. Für den SCP war der ganze Weg am Ende logisch – und mit Sicherheit werden viele Klubs im Hintergrund auf den SCP und sein Vorgehen geschaut haben. Ausnahmsweise waren die Adler in dieser Sache Vorreiter und nicht Zuschauer. Auch wenn die Rechnung dafür folgt.
scheixx dfb