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Gastbeitrag: So steht der SC Preußen Münster Anfang 2020 da

Es war ein vielschichtiges Jahr 2019, das für den SC Preußen Münster beendet ist. Viele der Themen, Probleme und Aufgaben sind geblieben und unerledigt. Martin Stadelmann geht diesen Thmen kritisch in einem Gastbeitrag nach.

Das Thema im Forum

Vor der Wahl im Januar

Nach etwas mehr als drei Jahren stellt sich der Aufsichtsrat (und damit satzungsbedingt vor allem auch Aufsichtsrat) zur Wiederwahl. Das ist schon eine merkwürdige Verschiebung bei den Preußen. Über sechs, acht Jahre galt die Führung um Bäumer/de Angelis als neue Führung, davon ist derzeit überhaupt nicht mehr die Rede. Trotz einer kürzeren Amtszeit findet dieses Vokabular momentan keine Anwendung. Ist das ein Malus oder Bonus? Oder steckt da noch mehr dahinter?

Die nächste Frage wäre, wo steht Preußen Münster 2019/2020? Das ist allerdings nicht so leicht zu beantworten und es bleibt viel Raum für Interpretationen. Daher entscheide ich mich für einen etwas anderen Weg. Was wurde 2016ff versprochen, was wurde umgesetzt? Wo ergaben sich zudem Verbesserungen oder Verschlechterungen?

Der Beginn

Was war das für ein Wirbel rund um den dahindarbenden SCP! Der große Name, er kommt!

Walther Seinsch, der Erfolgsbringer aus Augsburg, heuert bei den Preußen an und will mit seinem Team den Adlerträgern zu einem neuen Stadion verhelfen und damit in eine goldene Zukunft führen. Das schien gar nicht so unrealistisch, denn Preußen war in der Liga stabil und finanziell war Ehrlichkeit versprochen. Mit Walther Seinsch traten lokale Prominente an, Christoph Strässer, Christoph Metzelder, Jockel Terhaar. Das klang doch sehr vielversprechend. Begleitet wurde dieser Neuanfang sehr früh durch zwei erste Gespräche des Kennenlernens zwischen Fankreisen und dem Kern der antretenden Führung um Walther Seinsch, sehr intensiv und mit sehr vielen Diskussionen. Öffentlich wurde der geplante Wechsel mitsamt Zielen durch den mittlerweile legendären Abend im Jovel, in dem Fabian Roberg seine emotionale Rede hielt, bevor er sich nach Querelen mit Teilen des Aufsichtsrats aus der Verantwortung stahl.

Trotz allem, ein Anfang schien gemacht. Die Vision neues Stadion und finanzielle Unterstützung durch Investoren klang für viele vielversprechend, für die aktive Szene wären das aber nur schwer verdauliche Herausforderungen geworden. Versprochen wurde eine dauerhafte Fortsetzung der vor dem Führungswechsel zweimal durchgeführten Gespräche, um in diesen schwierigen Themenfeldern möglichst viele Preußen mitzunehmen. Sie wurden nicht fortgesetzt, begründet wurde es mit Zeitmangel.

Zur Jahreshauptversammlung, zu dem das Team um Walther Seinsch antrat, wurde von Mitgliedern eine neue Satzung eingereicht. Im Vorfeld wurde durch den antretenden Vorstand die Initiative begrüßt, am Wahltag selbst hielt sich der Vorstand zurück. Keine Unterstützung, denn aus Zeitmangel hatte er sich trotz anderer Ankündigung mit der Satzung nicht befasst.

Zum Ausgleich wurde zugesagt, dass das Thema der dringend notwendigen Neugestaltung der Satzung weiterverfolgt werde. Bis heute ist jedoch nichts geschehen. Das selbe Schicksal ereilte das Thema Leitbild, dessen Ausarbeitung weit fortgeschritten war, schließlich vom Präsidenten zur Chefsache erhoben wurde und in der Versenkung verschwand.

Es mögen auf dem ersten Blick keine gravierenden Ereignisse sein, sie sind jedoch ein Zeichen der weiteren Entwicklung. Viele Versprechungen, kaum Umsetzungen und ein stetig fortschreitendes Zurückdrängen der Basis.

Die Mitgliederversammlung im Januar 2019… Präsident Christoph Strässer spricht.

Die Ausgliederung

Springen wir zum wichtigen Thema Ausgliederung. Angekündigt wurde, dass ein solcher Prozess nur gemeinsam durchgeführt werden könnte. Eingaben der Mitglieder, Fans, ja auch der Mitarbeiter seien willkommen. Man werde einen ständigen Austausch suchen. Aber auch hier: Zeitdruck, Komplexität, Ausreden. Keine begleitenden Gespräche, nur eine notdürftige Informationsveranstaltung kurz vor dem Wahltermin. Hier erinnere ich noch an das organisatorische Chaos. Einladungen falsch adressiert, der Wahlvorgang wie auch bei der Wahl im Jahr zuvor chaotisch. Hier geht es nicht um die Notwendigkeit einer Ausgliederung, das Vorgehen steht für mich in der Kritik.

Ein Ausrutscher aus großer Not? Im Gesamtbild einfach nur ein weiteres Puzzlestück.

Das Marketing

Spulen wir doch etwas vor. Erinnert sich noch jemand an den „Torschützenverein“? Eine von Außen aufgedrückte, vollkommen misslungene Marketingkampagne. An den Menschen vorbei. Leider auch kein Einzelfall. Im Sommer 2018, nach dem Ende der 111-Jahre-Kampagne, überraschten die Preußen das Umfeld und sich selbst mit dem Evolutionsadler. Ein weiterer Schuss in den Ofen, an den Menschen vorbei durchgezogen und dann aufgrund des großen internen Widerstands wieder eingegraben. Preußens aktueller Claim „Tradition mit Zukunft“ ist so bieder und beliebig, dass er niemanden auffällt.

Das Stadion

Wechseln wir zu einem immer noch aktuellen Thema. Der Neubau eines Stadions, aus dem nun ein Umbau der Hammer Straße werden soll. Die Wichtigkeit dieses Themas wurde stets betont, der Schlüssel für die Zukunft. In der Stadt selbst sollte gebaut werden, aber Informationen zu dem Thema kamen nur von der Stadt oder Politik. Bei Preußen wurde geschwiegen. Bekannt gegeben wurden nur die Rahmenbedingungen, bis zu 40.000 Plätze, Autobahnnähe. Mehr gaben die Preußen nicht preis. Man überließ die öffentliche Debatte den Gegnern, das eigene Umfeld blieb wieder ausgeschlossen. „Aus Gründen“, natürlich. Öffentlichkeit wurde gesucht, als das Projekt zum Scheitern verurteilt war. Es wurde sich über falsche Zahlen beklagt, die Preußen selbst hätten ganz andere vorgelegt. 

Weiter ging es dann mit dem nächsten Geheimnis. Bösensell. Bitte keine Öffentlichkeit, das Projekt könnte dadurch gefährdet werden. Und es kam wie es kommen musste. Die Gegner übernahmen die Kontrolle, panisch getrieben suchten die Preußen einen öffentlichen Termin und gingen baden, auch aufgrund mangelnden Gespürs und Vorbereitung. Ein Triumph der Verhinderer, die nun das Stöckchen Hammer Straße den Preußen vorhalten konnten. Dieses Thema zieht sich nun auch seit über einem Jahr hin, das Informationsflüsschen wird bestimmt von Verwaltung und Politik, von den Preußen gibt es leider nicht mehr als Floskeln.

Das Thema Stadion bleibt ein gutes Beispiel, um viele fundamentale Fehleinschätzungen der Vereinsführung zu demonstrieren. Es wurde nichts dafür getan, die eigenen Unterstützer zu begeistern, alles blieb abstrakt. Ein Stadionmodell, ein Zeitplan, ein schlüssiges Finanzierungskonzept, das auch Fans mitnimmt. Gemeinsam das Thema vorantreiben? Fehlanzeige. Und auch die Debatte um den Umbau der Hammer Straße läuft hinter verschlossenen Türen. Aus Gründen. Es wird fatal unterschätzt, wie wichtig auch mit der Politik das gemeinsame Vorgehen wäre. Moment, es wird sich über mangelnde Unterstützung beschwert. Aber wo soll die herkommen, wenn nichts dafür getan wird.

Zum Thema Stadion und Investoren habe ich natürlich eine eigene Meinung. Man hat die Münsteraner Verhältnisse falsch eingeschätzt. Erst das Stadion, dann Investitionen in die Mannschaft war ein Fehler. Hätten die angeblich bereitstehenden Investoren in den letzten Jahren eine siebenstellige Summe in den Kader investiert, hätte Preußen spätestens unter Antwerpen (man stelle sich vor, es hätte zwei, drei zusätzliche Verstärkungen gegeben) um den Aufstieg mitgespielt und damit tatsächlich Druck in die Stadiondebatte gebracht. Die Investoren wollten aber keine Risiken eingehen und ohne das Risiko zerplatzte die Seifenblase.

Die Außenwirkung

Und so beginnt das nächste Kommunikationsdesaster: „Kein Geld!“ Morgens, mittags, abends, man kann die Verantwortlichen um halb vier in der Früh wecken. Das erste, was gesagt wird? „Kein Geld!“

Hatte uns Ralf Loose mit seiner ständigen Litanei wie ein Vampir jedes positive Gefühl aus den Adern gesogen, so erscheint das Mantra der Vereinsführung wie eine konsequente Fortsetzung dieses Lebensgefühls. Ein Verein ohne Emotionen, ohne Leben, ein Verein, der sich selbst über das eigene Personal in die Bedeutungslosigkeit manövriert. 

Der aktuelle SCP bietet in seinen raren Führungspositionen niemanden an, der die Menschen mitnehmen, ja begeistern kann. Der Präsident bleibt seltsam ambitionslos nach Außen, der Geschäftsführer macht den Eindruck, als würde ihn alles nur halbwegs interessieren.

Es wäre gerade die Jobbeschreibung der beiden, sich prominent zu platzieren, die Öffentlichkeit anzusprechen, Ideen, Zukunftsbilder zu entwickeln, im ständigen Austausch mit den Fans zu stehen. Aber es geschieht einfach nicht.

Diese abwartende Haltung, dieses Abschotten führt dazu, dass Entscheidungen deutlich kritischer wahrgenommen werden. Nehmen wir das stete Zurückrudern bei den Zielen. Zum Antritt war davon die Rede Strukturen zu schaffen, die langfristig eine Perspektive bis in die Bundesliga ermöglichen sollten. Davon ist nichts mehr zu spüren. Geschuldet natürlich immer den widrigen Umständen hier in Münster. Ermüdend für alle, denn da ist das Mantra wieder. 

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0 thoughts on “Gastbeitrag: So steht der SC Preußen Münster Anfang 2020 da

  1. Du schreibst mir aus der Seele. Das ist genau meine Meinung. Diese Vereinsführung hat nicht das Wort Führung verdient. Ein Präsident der seinen Verein nicht kennt, ein Sportdirektor der wilde Sau mit dem Verein spiel, von den anderen Mitgliedern sieht,hört man gar nichts. Keinen Arsch in der Hose. Ein Walther Seinsch der utopische Visionen hat und und und.
    Gruß Friedi

    1. Genauso sehe ich das auch.
      Und nach dem Abgang von Thomas Bäumer (ehemals Tuja) geht es langsam aber sicher den Bach runter.
      Norbert Ostermann

  2. Da gebe ich dir vollkommen RECHT.
    FRIEDI
    Der komplette Vorstand mus RAUS
    Als erster die Metzelder Brüder
    Ein nichts könner vom sportlichen Leiter und der andere der keine Einer in der Hose hat sich zu seiner Sache zu stellen.
    WEG MIT DEN LEUTEN
    Das hat Preußen nicht verdient.

  3. 1906% Zustimmung @Martin.
    Genau so sehe ich Deine beschriebene Situation auch.
    Würde mir wünschen, wenn Deine Gedanken auf der JHV von Dir vorgestellt werden um der Vereinsführung mal den Spiegel vorzuhalten.
    So kann die VF nicht weiter machen.
    0% Fan und Mitglieder nah.
    Wenn die VF so weiter macht, dann verlieren Sie noch die letzten Fans und Mitglieder.
    Die VF braucht sich auch nicht wundern, das Sie keine Unterstützung bekommen wenn Sie so agieren.

  4. Was soll man dazu noch sagen?
    Sicherlich alles soweit richtig in deinem Beitrag. Allerdings hätte ich mir ein wenig mehr Optimismus gewünscht in deinem Beitrag. Nicht das ich dir nicht vollumfänglich zustimme , man möchte nur als interessierter Fan und Leser halt nicht das Gefühl haben das der Autor kurz davor steht sein Fandasein an den Haken zu knüpfen. Ich hoffe ich habe dir nicht zu sehr auf den Schlips getreten, denn es war trotzdem ein sehr gut geschriebener Artikel den ich mit Freude und Interesse gelesen habe. Mach auf jeden Fall weiter…… Nur der SCP

    1. Keine Sorge. Ich hänge mein Fansein ganz sicher nicht an den Nagel. Zudem bin ich ein durch und durch optimistischer Mensch.
      Bei Preußen sind so viele tolle Leute aktiv, nehmen wir Burkhard aus dem Vorstand, Friedrich Lukas aus dem Aufsichtsrat, vor allem aber die Mitarbeiter von der Geschäftsstelle, die sich täglich den Hintern aufreißen, die Jugendtrainer, alle Leute aus der zweiten Reihe. Ohne die wäre Preußen nicht das, was es positiv ausmacht.

  5. Die ewige Selbstbeschäftigung und das Rückwärtssehen,Diskutieren und die seltsame,ineffiziente Nabelschau muss unbedingt der Vergangenheit angehören.Jetzt sollten nur noch diejenigen gehört werden,die gemeinsam mit allen Preussenfans nach vorne sehen wollen.Analysten dürfen sich wieder melden,wenn die Saison entschieden ist.jetzt haben sie zu schweigen.BASTA

  6. Danke für diese Einschätzung!
    Wenn es Investoren für ein neues Stadion gab, so gehe ich davon aus, dass diese auch in die Mannschaft investiert hätten. Das Details dieses Plans (WER investiert – Walther Seinsch??) offensichtlich nicht kommuniziert wurden, sehe ich auch als Grund des Scheiterns der Standortsuche mit der Stadt. Warum sollte die Stadt Münster hier nicht mitziehen? Für die Hammer Strasse gibt es keine Investoren, da keine Rendite zu erwarten ist – ergo gibt es auch keine Investitionen in die Mannschaft, die damit langfristig in die Regionalliga absteigt. Das war doch das Szenario, dass man mit der Ausgliederung verhindern wollte. Ich würde heute noch – sofern es diese Investoren wirklich gibt – mit der Nieberdingstrasse planen und dort in fünf Jahren ein Stadion bauen. Bis dahin sollte die Mannschaft in der 2. Liga etabliert sein.

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