Regionalliga West: Bocholt, Düren, Kaan-Marienborn … und Wattenscheid?
Die Regionalliga West startet am vorletzten Juli-Wochenende in die Saison 2022/2023. Knapp sieben Wochen zuvor steht das neue Teilnehmerfeld fast komplett.
Am Wochenende fielen drei Entscheidungen: Aus der Oberliga Westfalen steigt der 1. FC Kaan-Marienborn in die Regionalliga auf. Der westfälische Fußballverband stellt allerdings zwei Aufsteiger und dieser zweite Aufsteiger wird am kommenden Montag (6. Juni) ermittelt. Derzeit die besten Karten hat die SG Wattenscheid, die mit einem Heimsieg gegen Eintracht Rheine alles klar machen könnte. Im Spiel sind außerdem noch der SC Paderborn II und Westfalia Rhynern (Hamm).
Aus dem Niederrhein hat sich der 1. FC Bocholt qualifiziert für die Regionalliga – mit 7 Punkten Vorsprung ist Bocholt nach einem klaren 5:0 gegen Meerbusch vor rund 2.500 Zuschauern nicht mehr einzuholen.
Dritter fester Aufsteiger im Bunde ist der Mittelrheinligist 1. FC Düren, der mit 4:0 gegen Friesdorf gewann, während Verfolger Hennef verlor. In der Mittelrhein-Liga scheiterte letztlich auch Münsters ehemaliger Ligakonkurrent SV Bergisch Gladbach 09 am Wiederaufstieg.
Zwei der Duelle sind Premieren für den SCP: Weder gegen Kaan-Marienborn noch gegen Düren hat Münsters erste Mannschaft bisher in einer Liga gespielt. Gegen Bocholt indes sehr wohl, sogar eine ganze Zeit.
Zunächst gab es tatsächlich mal Zweitliga-Duelle gegen den 1. FC Bocholt: Zwischen 1977 und 1980 standen sich beide Klubs in vier Spielen in der Nord-Staffel der 2. Bundesliga gegenüber, Münster gewann bis auf ein 1:1 alle Partien.
Ein Wiedersehen fand dann ab 1994 in der damals neugegründeten Regionalliga West/Südwest statt: Bis 1997 gab es sechs Spiele, von denen der SCP ebenfalls bis auf ein 3:3 alles gewann. Die Erinnerungen an diese Duelle dürften allerdings bei den meisten Preußenfans verblasst sein – so wie die qualvollen Jahre in der damals dritthöchsten Spielklasse überhaupt. Die Neunzigerjahre waren aus Sicht des SCP sinnlose und ziellose Jahre ohne sportliche Ansprüche und Ergebnisse, sie kamen und gingen und am Ende rettete sich der SCP 2000 so eben in die neue Regionalliga Nord.
Regionalliga West
Die Regionalliga West spielt 2022/2023 wieder mit 18 Vereinen und damit in der „vor-Corona-Größe“. Möglich wurde das auch, weil aus der 3. Liga kein westfälischer Klub in die Regionalliga abstieg. Der 1. Spieltag findet am Wochenende 22. bis 25. Juli 2022 statt, der letzte reguläre Spieltag im Kalenderjahr steht am Wochenende 9. bis 12. Dezember an. In der Woche darauf wären Nachholspiele möglich. Nach der Winterpause geht es offiziell am ersten Februar-Wochenende weiter – allerdings könnten hier ab Mitte Januar schon Nachholspiele terminiert werden. Saisonschluss ist am Mitte Mai 2023.
Nicht regionalliga-tauglich
In der Neuzeit war Bocholt zuletzt im August 2020 Gegner des SCP – beim Testspiel in der „Gigaset Arena“ erspielte sich der SCP nach dem Drittliga-Abstieg ein eher mühsames 0.:0. Ab Sommer geht es dann wieder los in Richtung Hünting. Oder doch nicht? Das Stadion ist in der aktuellen Form nicht tauglich für die Regionalliga. Einst durften 18.000 Zuschauer ins alte Stadion, doch die alte Haupttribüne wurde vor wenigen Jahren wegen Baufälligkeit abgerissen. Heute steht dort eine neue Tribüne mit 370 Sitzplätzen (und weitere 150 Stehplätze). Weil der Rest des Stadions mehr oder weniger aus Rasenwällen besteht, dürfen insgesamt aber nur 2.499 Fans ins Stadion. Eine Blocktrennung ist aktuell nicht vorhanden, nach aktuellem Stand wird Bocholt kein Spiel in der Gigaset Arena austragen können, ehe sie nicht für die Regionalliga aufgerüstet wurde.
Die Stadt hatte im Februar eine Modernisierung des Stadions an den Aufstieg geknüpft – und vorher eben nichts investiert. Jetzt spielt der Klub in der Regionalliga und in der Kürze der Zeit ist keine Sanierung möglich. Dafür müssten u.a. zusätzliche Stehränge auf der Gegengerade errichtet werden, ein Gästeeingang mitsamt Einzäunung, dazu natürlich Verpflegungsstände und Sanitäranlagen. Für alles sollen rund 225.000 Euro zur Verfügung gestellt werden. Bocholt hofft hier auf Unterstützung lokaler Unternehmen, wie u.a. das Bocholter-Borkener Volksblatt schreibt.
Ganz ähnliche Probleme hat der 1. FC Düren (zwischen Aachen und Köln gelegen). Auch die dortige Westkampfbahn genügt nicht den Regionalliga-Ansprüchen und auch dort hatte der Stadtrat im Frühjahr eine sofortige Sanierung abgelehnt, wie die Aachener Zeitung schreibt. Der Klub hatte einen Zuschuss über 300.000 Euro beantragt, der aber abgelehnt worden sei. Die Begründung dürfte in Münster vertraut klingen: Regionalliga sei Leistungssport und dessen (indirekte) Förderung sei eben keine kommunale Aufgabe. Mit der gleichen Logik hatte einst ein Rat der Stadt Münster die Finanzierung eines Stadionneubaus in Münster abgelehnt. In Düren ist derzeit völlig offen, wo die Heimspiele nun ausgetragen werden können.
Und Kaan-Marienborn? Der Siegener Klub, der im DFB-Pokal nun auf den 1. FC Nürnberg trifft, wird ebenfalls nicht im eigenen Stadion, der „Herkules-Arena“ spielen können – doch hier liegt das Ausweichen ins Siegener Leimbachstadion nahe.