Carsten Rumps seltsamer Angriff

Der SV Rödinghausen will in dieser Saison eine Rolle im oberen Tabellendrittel spielen. Nach dem Heimsieg gegen Schalke II überraschte SVR-Trainer Carsten Rump allerdings mit seltsamen Aussagen. Ein Kommentar.

Rödinghausen, knapp 10.000 Einwohner groß, im Kreis Herford gelegen, ist u.a. bekannt für eine erhebliche Zahl von Küchen-Herstellern. Einer davon, Häcker, hat den lokalen Fußballklub über die Jahre finanziell hochgepäppelt und aus einem kleinen Amateurfußballklub in der Kreisliga einen aufstrebenden Regionalligisten gemacht. Spätestens als der winzige Sportplatz des Klubs dank der Küchen-Millionen 2011 eine moderne Sitzplatztribüne erhielt und so zum Häcker Wiehenstadion wurde, war auch der SVR eine ernstzunehmende sportliche Größe in Westfalen geworden.

Im Frühjahr 2020, als der SV Rödinghausen die Regionalliga West als Spitzenreiter anführte, entschied sich der Klub mit Blick auf die DFB-Anforderungen für die 3. Liga für den Verzicht auf den möglichen Aufstieg. „Nachhaltig und gesund“ wolle man bleiben, hieß es damals demütig. Ein starker Regionalligist als Ausbildungsklub.

Jetzt wurden die DFB-Anforderungen deutlich reduziert – und wenig überraschend klingt es aus Rödinghausen ganz anders. Jetzt ist doch die 3. Liga das Ziel. Es geht also aufwärts beim SVR. Und mit 9 Punkten aus 4 Spielen steht Rödinghausen auch aussichtsreich in der Tabelle. Nach dem Heimsieg gegen Schalke II müsste die Laune eigentlich prächtig gewesen sein. Aber Trainer Carsten Rump hatte Seltsames zu sagen, wie der „Reviersport“ berichtet.

Es sei „bodenlos“, dass der SVR nun zwei „Englische Wochen“ in Folge spielen müsse. „Wenn bei Münster das Spiel ausfällt, so wie jetzt gegen Aachen, dann schieben sie sich das Nachholspiel auf Ende September, wo sowieso spielfrei ist“, so Rump laut „Reviersport“ weiter. Der Verband werfe Rödinghausen „so viele Steine in den Weg“. Das sei „unglaublich“.

Dann holte Rump weit aus und kramte das Westfalenpokal-Finale im Juni hervor. Man habe vor dem Spiel eine Email erhalten, „in der es heißt, dass die Auslosung irgendwo stattgefunden und ergeben hat, dass das Finale in Münster ausgetragen wird. Obwohl kein einziger Offizieller von uns bei der Auslosung dabei war.“

Um dann noch einen draufzusetzen: Er habe das Gefühl, man brauche die Saison gar nicht zu spielen. „Sondern wir machen das so wie früher in der DDR: BFC Dynamo wird Meister und alle anderen spielen um Platz zwei. Es ist so einseitig.“

Wie bitte?

Nach 4 Spieltagen will Rump ein DDR-System erkannt haben, in dem Münster (denn den Klub hat Rump ja offensichtlich im Blick) durch ein Unrechts-Regime zum „Zwangsmeister“ gemacht wird? In welcher Zeit ist Rump stecken geblieben? Welcher Gedanke liegt hier zugrunde?

Haltbar sind Rumps Aussagen ja nicht ansatzweise. Die von ihm beklagten „Englischen Wochen“ entpuppen sich bei genauerem Hinsehen als völlig harmlos. Das Nachholspiel in Lippstadt wurde nur notwendig, weil Rödinghausen im DFB-Pokal gegen Hoffenheim spielte. Schließlich hatte der SVR das Finale in Münster ja gewonnen – und sich nach einen Finalsieg im Pokal darüber zu beklagen, dass man ein Nachholspiel wegen eines DFB-Pokal-Spiels hat? Das wirkt ja nun völlig verquer.

Ganz nebenbei: Das Finale in Münster sahen 6.400 Zuschauer. Eine Zahl, die in Rödinghausen schlichtweg nie hätte erreicht werden können und von der Rödinghausen finanziell (wie auch durch das Erstrunden-Spiel) selbst profitierte. Was genau war jetzt das Problem?

Der zweite Teil der „Englischen Wochen“ ist Rödinghausens Verbandspokal-Spiel (daheim gegen Lippstadt) geschuldet. Und was macht der BFC Dyn… pardon: Preußen Münster? Spielt ebenfalls am Mittwoch im Westfalenpokal, reist allerdings 4 Stunden lang durch NRW, um im Sauerland anzutreten, während Rödinghausen daheim antreten darf. Hört man darüber eine Klage?

Achso, das Nachholspiel in Lippstadt. Rödinghausen war freitags zuvor im Einsatz, hatte fünf Tage Pause, Lippstadt nach dem Sonntags-Spiel nur drei. Da gab es natürlich auch keine Klagen aus Rödinghausen.

Was der gebürtige Dessauer Rump allerdings mit seinem giftigen Vorwurf und dem Vergleich zwischen Münster und dem BFC Dynamo im Sinn hatte? Das weiß nur er. Die Saison ist gerade 4 Spieltage alt, es gibt keinerlei Anlass für irgendwelche Verschwörungstheorien. Etwas kleiner als das DDR-Unrechts-Regime, in dem Rump seine Kindheit verbracht hat, ging es offenbar nicht. Es ist auch ohne den geschichtsvergessenen (und mit Verlaub dummen) Vergleich nicht ansatzweise erkennbar, worin nun genau die Bevorteilung des SCP liegen sollte.

Eine deutliche und öffentliche Entschuldigung wäre hier angezeigt, denn kommentarlos sollte man einen Unsinn, wie ihn Carsten Rump ebenso öffentlich verbreitet, nicht akzeptieren.

Eine Anfrage an den SV Rödinghausen, wie man dort die Aussagen des Trainers bewertet, wurde gestellt. Das direkte Duell beider Teams steht am 17. September bevor, wenn der SVR im Preußenstadion antritt.

Preußen Münster reagiert

Verschnupft reagierte noch am Sonntag auch der SC Preußen Münster. „Mit Verwunderung haben die Verantwortlichen des SC Preußen Münster am Sonntag die haltlosen und unangebrachten Aussagen von Carsten Rump, Trainer des SV Rödinghausen, zur Kenntnis genommen“, heißt es in einer kurzen Stellungnahme des Klubs.

Schwerer wiege, so der SCP, aber der Vergleich mit dem DDR-Regime. „Gerade in der heutigen Zeit empfinde ich jegliche Vergleiche mit totalitären Staaten als absolut geschmacklos“, so Peter Niemeyer, Sportchef des SCP.

0 thoughts on “Carsten Rumps seltsamer Angriff

  1. Eine Analyse nach Art der Einbauküche: Was nicht passt, wird passend gemacht. Und wer bestimmt, dass Bayern München immer Meister wird? Der Verfassungsschutz?

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