UPDATE – Machbarkeitsstudie zum Preußenstadion wird präsentiert
Etwas überraschend hat die Stadt Münster für den 20. April zu einer Pressekonferenz eingeladen. Darin sollen die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie zum Preußenstadion vorgestellt werden.
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Während die Verantwortlichen in der Woche vor Ostern völlig gegenteilige Aussagen getroffen hatten, flattert nun plötzlich eine Einladung zur Vorstellung der Machbarkeitsstudie herein. Am Montag, 20. April, will die Stadt die Ergebnisse der Studie des Büros Albert Speer + Partner vorstellen.
Untersucht wurde, wie ein Stadion für 20 000 Zuschauerinnen und Zuschauer sowie ein Nachwuchsleistungszentrum im Sportpark Berg Fidel realisiert werden können. Die Vorschläge zum Stadionbau und zur entsprechenden Infrastruktur diskutierte die Stadtverwaltung in den vergangenen Monaten in mehreren Werkstattgesprächen mit dem SC Preußen Münster. Die Ergebnisse hat die Verwaltung nun in einer Berichtsvorlage zusammengefasst, die für die Ratssitzung am 13. Mai vorgesehen ist.
Außerdem werde sich der Rat dann in dieser Sitzung mit einer weiteren Beschlussvorlage beschäftigen. Darin geht es um den vorgezogenen Bau von zwei neuen Trainingsplätzen im Sportpark Berg Fidel. Diese würden dem SCP „zeitnah Entwicklungsperspektiven ermöglichen“, heißt es.
Teilnehmer der Präsentation am Montag werden neben dem Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) und dem Stadtdirektor Thomas Paal auch Projektmanager Dr. Christina Cappenberg sein. Der SCP wird vertreten durch Christoph Strässer, Frank Westermann und Malte Metzelder
Ausgangsbericht
Zuletzt vor Ostern hatte Preußen-Präsident gegenüber 100ProzentMeinSCP noch betont, dass „im Moment“ noch keine Hindernisse im Ablauf aufgetreten seien. „Die Terminkette wird eingehalten“, so seine Einschätzung. Diese Aussage hatte der Preußen-Präsident allerdings schon mit einer Fußnote versehen: „Ausschließen kann man nichts.“
Auf Anfrage bestätigte die Stadt Münster diese Fußnote. Stadtdirektor Thomas Paal ist seit Januar 2020 für das Projekt verantwortlich – aber er war für eine offizielle Stellungnahme gar nicht erst zu haben. Stattdessen teilte ein Sprecher der Stadt lediglich mit, dass die Corona-Krise so ziemlich alles durcheinandergewirbelt habe. Es sei derzeit noch nicht einmal klar, wer wann mit wem sprechen könne – und wenn ja, dann wie? Das alles werde sich erst in den kommenden Tagen klären, heißt es.
Einen Vorwurf kann man der Stadt Münster oder der Verwaltung daraus allerdings nicht machen. „Was wir nicht einkalkuliert haben, ist die Corona-Krise“, heißt es bei der Stadt. Da dürfte es der Stadt gehen wie allen anderen auch.
Alles ordnet sich in der Verwaltung der Aufrechterhaltung des gesamten Systems unter. Vorrang haben jetzt systemrelevante Themen und Aufgaben. Das künftige Stadion gehört nicht zwingend dazu, so bitter und ärgerlich das wieder einmal ist. „Wir müssen die gesamten Abläufe neu ordnen“, so die Stadt. Und weiter: „Die Etappenziele in der Planung sind möglicherweise nicht zu halten.“
Auch die städtische Projektmanagerin Dr. Christina Cappenberg kann nichts Konkretes über den Fortgang der Planungen sagen. Die Priorität der Stadt gelte derzeit dem Thema Corona – aber man arbeite durchaus an der Finalisierung der Machbarkeitsstudie. Auf der „Zielgerade“ sei man damit, so Cappenberg. Man sei in Abstimmung mit dem SC Preußen und dem Planungsbüro.
Buch mit 1906 Siegeln
Das war in etwa schon der Stand im November 2019. Schon damals hatte es lediglich geheißen, man sei im Abstimmungsprozess. Der läuft offenbar weiter. Und Details über irgendetwas sind nicht zu haben – was keine böse Absicht ist, sondern Vereinbarung zwischen allen Beteiligten. Was künftig an der Hammer Straße entstehen soll, bleibt für interessierte Fans weiter ein Buch mit 1906 Siegeln, alles ist geheim. Zu irgendeinem Zeitpunkt will der Klub auch die eigenen Anhänger mit an Bord holen – aber wann das sein wird und welche Ideen dann noch zu berücksichtigen sein könnten? Das alles ist völlig unklar.
Und die Machbarkeitsstudie selbst ist ja kein Bauantrag. Es handelt sich dabei nicht um irgendeine konkrete Planung, sondern lediglich um den Abgleich zwischen Bedarfen des künftigen Nutzers SC Preußen und dem vorhanden Budget. Das beläuft sich bekanntlich weiter auf bisher maximal 40 Millionen Euro, wovon 20 Millionen Euro bereits im Rat beschlossen wurden. Die Studie ist Grundlage für alle weiteren Schritte.
Wenn dann alles formuliert und zusammengetragen ist, kommt der Rat ins Spiel. Der müsste zu irgendeinem Zeitpunkt eine üppige Ratsvorlage erhalten, auf deren Grundlage dann das Geld für konkrete Maßnahmen freigegeben wird. Aber, wie gesagt, derzeit ist nicht einmal klar, wann der Rat der Stadt überhaupt wieder zusammentreten kann und in welcher Form. „Derzeit steht alles in Frage“, heißt es dazu bei der Stadt. Offiziell steht die nächste Ratssitzung am 13. Mai im Kalender.
Zuletzt hatte die neue Stadtkämmerin Christine Zeller den Westfälischen Nachrichten ein Interview gegeben. Darin ging es unter anderem um die Frage, was sich die Stadt Münster künftig alles werde leisten können – konkret angesprochen waren in der Frage das Preußenstadion, der geplante Musik-Campus und neue Stellen in der Verwaltung. „Was von den vielen Investitionen, Maßnahmen und Projekten in der Mittelfristplanung langfristig umgesetzt werden wird, muss man sehen. Das ist schon in guten Zeiten eine sehr ambitionierte Investitionsplanung“, so Zellers allgemeine Antwort. „Ganz schnell, ganz viel und immer draufgesattelt – das ist auch in einer wachsenden, prosperierenden Stadt nicht lebenswirklich.“
Dazu kommt: Im Herbst stehen Kommunalwahlen an. Dass das Thema Stadion wieder zum Zankapfel wird (erst recht für den schlimmsten Fall, dass der SCP in die Regionalliga absteigt), ist zumindest nicht völlig abwegig. Aber das wäre auch nichts Neues.
Preußen-Präsident Strässer bleibt dennoch insgesamt ruhig. Die Lage, in der sich alle befinden, ist ihm ebenso bewusst wie allen anderen. Er sagt: „Wir sind Teil der Gesellschaft. Es wäre schlecht, wenn wir plötzlich Privilegien bekämen. Alles muss im Rahmen bleiben.“
Man könnte auch so sagen: Die Preußen warten jetzt seit Jahren und Jahren und Jahrzehnten auf einen echten Fortschritt in Sachen Stadion, jetzt kommt noch eine Pandemie dazwischen, es hilft ja nichts.