Preußenstadion: Say my name!
Die Debatten begannen, als die ersten Visualisierungen des künftigen Preußenstadions sichtbar wurden. Das war Mitte September. Skeptische Fans bemerkten es sofort: Überall stand nur „Stadion Münster“. Ein Platzhalter, wie schnell klar wurde. Und damit war auch klar, dass es dem alten Namen Preußenstadion irgendwie an den Kragen gegen würde. Jetzt geht es darum, wie man das beurteilt.
Es ist schon ein paar Jahre seit, seit eine Mitgliederversammlung des SC Preußen Münster einmal ganz förmlich beschloss, beim Verkauf des Stadionnamens bitte beteiligt, mindestens gefragt zu werden. Dieser Beschluss wurde seinerzeit ebenso förmlich als „unzulässig“ bezeichnet, weil er zu sehr in die Autonomie der Klubführung eingreife – und überdies die Rechte für die Vergabe des Namens ja gar nicht beim Verein, sondern beim Eigentümer der Immobilie, der Stadt nämlich, lägen.
Sei’s drum. So ganz ohne Einbeziehung von Fans und Sympathisanten des Klubs sollte die Sache besser nicht über die Bühne gehen. Und deshalb durfte man sich zuletzt immerhin wundern, warum als Platzhalter des Stadionnamens ausgerechnet „Stadion Münster“ gewählt wurde und nicht weiterhin „Preußenstadion“. Dann wäre die nun anstehende Debatte unter ganz anderen Voraussetzungen gestartet.
Was jetzt passiert ist, setzt wieder einen falschen Zungenschlag, der vermutlich gar nicht beabsichtigt war. Aber das spröde „Stadion Münster“ hat sofort die Aufmerksamkeit erregt und dann musste der SCP sich erklären und verteidigen. Überflüssig.
Fakt ist: Die Vermarktung des Stadionnamens ist ein wesentlicher Teil der (Re-)Finanzierung des Stadionbaus. Jährlich müsste damit ein erheblicher sechsstelliger Betrag zu erwirtschaften sein – natürlich steht der Name zum Verkauf. Was sonst?
Jetzt gilt es lediglich die verschiedenen Varianten durchzuspielen. Schlimmste Variante: XY-Arena, wobei XY hier zu ersetzen wäre durch ein Unternehmen der Marke Ihgitt ohne wesentlichen Bezug zu Münster oder zum Klub. Und dann noch der Neunzigerjahre-Kampfbegriff Arena. Muss nicht sein, braucht man nicht, so weit sollte es nicht kommen.
Zweite Variante. Ein regional verhaftetes, aber großes Unternehmen, erwirbt die Rechte. Natürlich haben zwischenzeitlich schon viele Fans ausprobiert, wie sich Agravis Stadion oder Fiege Stadion anhören könnte. So etwas in der Art.
Und natürlich – so etwas wäre vermutlich für viele ein Träumchen – wäre die Integration des Begriffes Preußenstadion optimal. „Preußenstadion by Fiege“. Oder einfacher das „Fiege Preußenstadion“. So etwas in der Art – wobei Fiege hier nur als naheliegender Platzhalter gedacht sein sollte. Vielleicht wäre der Stadionname am Ende doch etwas viel für die Grevener?
Gedankenspiele über ein „Münsterlandstadion“ fallen vermutlich eher heraus, denn hier gäbe es ja wenig zu vermarkten.
Reaktion aus der Kurve
Dass der Verkauf des Stadionnamens irgendwie ohne größere Debatte ablaufen könnte, sollten Stadt und Klub lieber nicht annehmen. Mit Datum Oktober 2024 flatterte nämlich bereits eine Art Stellungnahme der aktiven Gruppen in der Fiffi-Gerritzen-Kurve herein.
Die beginnt mit grundsätzlichem Lob für den bisher „transparenten“ Verlauf der Stadionplanungen. Viele Wünsche aus Fankreisen seien gehört und umgesetzt worden. Fast alle Fragen seien beantwortet worden.
Nur in diesem einen wesentlichen Punkt seien alle im Unklaren gewesen. Beim Thema Stadionnamen. Daraus sei „ein Geheimnis“ gemacht worden – wobei das sicher in der Kommunikation gilt, nicht aber auf dem Papier. Denn dass der Name zur Disposition stehen würde, war schon Bestandteil vieler früher Beschlussvorlagen oder Planungen. Nur war das einfach über die Zeit aus dem Augenmerk verschwunden.
Aber jetzt ist es wieder da, das Thema. Die aktive Fanszene stellt verschiedene Fragen nach Laufzeit, nach Kosten. Zwar sei verständlich, dass die Finanzierung ein Thema für Klub und Stadt sei. Doch man werde „das Gefühl nicht los, dass in diesem für viele Fans absolut wichtigen Punkt bisher noch nicht jedes erdenkliche Modell in Erwägung gezogen wurde, um den traditionellen Stadionnamen zu erhalten“, wie es heißt.
„Wir sagen Nein zu einem gänzlichen Ausverkauf unseres Stadionnamens“, heißt es dann deutlich. Im Zuge des Stadionumbaus werde der SCP ohnehin Charme und Wiedererkennungswert einbüßen – dabei sei gerade jene alte Spielstätte eng mit dem Geist des Klubs und seiner Geschichte verbunden. Die Konsequenz: „Wir fordern daher die handelnden Akteure auf, alle Möglichkeiten zum Erhalt unseres traditionellen Stadionnamens auszuloten.“
Nun ist das so eine Sache mit Tradition. Streng genommen – und das wurde auch schon oft erzählt – haben sich die Fans den Namen Preußenstadion ja auch eher erobert. Das Stadion heißt ja „Städtisches Stadion der Hammer Straße“, nur nennt es natürlich niemand so. Und auch das ist ja klar: Nur weil irgendwann ein neuer Namen dran steht, verschwindet ja das Preußenstadion nicht. Allerdings – und das stimmt auch – wird im TV sicher künftig ein anderer Name erwähnt. Das „Westfalenstadion“ ist ein oft zitierter Vergleich. Im Dortmunder Volksmund ist das weiterhin der Name des Stadions in der Nähe der Westfalenhallen. Nur taucht dieser Name nirgends mehr auf – außer in sentimentalen Choreos oder am Tresen. Wer also sagt, auch das Preußenstadion könne doch weiterhin so genannt werden, lässt zumindest außer Acht, dass der Name dann in den „Untergrund“ wandert, aus dem öffentlichen Fokus verschwindet. Wo heute noch in der Sportschau die Rede ist vom Preußenstadion, wird bald ein Sponsorenname genannt werden. Das ist durchaus ein Verlust für die Seele und das sollte man sich schon klar machen.
Andererseits: Tradition verbreitet das Preußenstadion schon heute nur noch sehrnbedingt. Die wenigen Reste der klassischen Hütte, in der die Bundesliga gegründet wurden, bröckeln arg vor sich hin. Die Westkurve: längst abgerissen. Die Haupttribüne: Gerade einmal 15 Jahre alt. Die alte Gegengerade kommt auch verändert daher. Im Grunde ist nur die Ostkurve noch weitgehend so, wie sie vor Jahrzehnten aussah. Und wer macht Tradition? Zeit macht Tradition. Und Menschen. Beides kommt und geht.
Und nun? Was tun? Die Fanszene ruft „alle Preußenfans“ auf, sich den Forderungen nach einem Erhalt des Namens anzuschließen. Man werde „alles tun“, um ihn zu schützen. Dieses Bemühen dürfte sich mutmaßlich auf solche öffentlichen Forderungen beschränken – wenn die Szene nicht eines Tages mit dem Hubsteiger anrückt und einen neuen Stadionnamen selbst wieder abmontiert… Aber eine Idee wäre es natürlich auch, die Finanzierung zumindest übergangsweise selbst zu übernehmen. Wenn sich ausreichend Fans finden, die Geld für den alten Namen geben würden, gäbe es vielleicht einen Weg. Oder es findet sich ein Unternehmen, das selbstbewusst genug ist, das eine mit dem anderen zu verknüpfen. „Preußenstadion by Fiege“. Oder so.
Insgesamt gilt: Das Preußenstadion wird wahrscheinlich künftig nicht mehr so heißen. Das wird viele Fans traurig stimmen. Aber wenn diese Tradition verblasst, muss man sie an anderer Stelle schaffen. Gelegenheiten gäbe es sicher – in der Ost könnte man Elemente der alten Kurve bewahren. Und dann wird es darum gehen, neue Erinnerungen für den neuen Ort zu schaffen. Einen anderen Weg wird es kaum geben.
Die perfekte und zufriedene Lösung wird es für alle nicht geben.
Eine Refinanzierung durch die Fans? Klar, wenn da einer bei ist der den Eurojackpot gerade geknackt hat.
Ich hätte da übrigens eine tolle Idee 😉.
Wie wäre es mit „Westfalen“, als Sponsor?
Dann hätte man ein Westfalenstadion (😜🤣🤣🤣🤣🤣) und würde zeitgleich die Dortmunder noch zum Weinen bringen.