Ein Preußen-Jahrzehnt #3: Preußen-Jubel im Mannheimer Trikot
Was soll man über die Regionalliga-Saison 2009/2010 sagen? Der SC Preußen Münster war noch ein Jahr entfernt von seinem Meisterstück und Drittliga-Aufstieg. Und segelte in der Liga meilenweit hinter den Aufstiegsplätzen her. Und dann das… plötzlich trug der SCP die Mannheimer Farben.
In der Regionalliga spielte der SCP in der Saison 2009/2010 keine sonderlich aufregende Rolle. Roger Schmidt wurde entlassen, Marc Fascher kam im März 2010 (siehe Folge 2), aber auch er konnte natürlich nichts mehr reißen. Während Saarbrücken und Lotte vorne wegzogen, hielt sich der SCP vornehm mit reichlich Punkten hinter der Spitzengruppe. Nur dabei, nicht mittendrin, halt Mittelmaß.
So ging es am vorletzten Spieltag nach Mannheim. Der SV Waldhof war vor zehn Jahren auch nicht, was er zuletzt wurde. Damals wollten gerade einmal 3.400 Fans im Carl-Benz-Stadion zuschauen, was die Waldhof-Buben gegen Münster reißen würden. Fast etwas seltsam, denn der SVW rangierte mit fünf Punkten Vorsprung auf die Abstiegsplätze zwar nicht im Hochrisiko-Bereich, aber so ein Pünktchen müsste es schon noch sein. Dennoch: Viel los war in diesen eher trüben Viertligazeiten auch nicht in Mannheim.
Dabei war es durchaus sonnig. Und was auch immer Schiedsrichter Rafael Foltyn da bewogen hatte – mit den grün-weißen Klamotten der Adler konnte er nichts anfangen. Mannheim spielte wie immer in blau-schwarz. Das passte dem Wiesbadener Schiri nicht, aber der SCP konnte leider aus unerfindlichen Gründen nicht mit einer passenden Ersatzkluft dienen.
Tja, was nun? Die Mannheimer überließen dem SCP ihren eigenen Auswärtsdress in Weiß. Aber auch der musste erst herbeibeschafft werden. Mit Polizeieskorte kamen die Mannheimer Ausweichtrikots noch rechtzeitig an und der SCP spielte in seinen weißen Hosen, aber mit blau-schwarzen Strichen auf den Trikots. Und mit den Mannheimer Rückennummern. Das war seltsam…
Etwa 150 bis 200 Preußen waren zu diesem Ananas-Spiel mitgereist, sie sahen auf Mannheimer Seite immerhin schon einmal Patrick Huckle, der dann wenige Wochen später zum SCP wechseln würde. Nebenbei: Huckle ist mittlerweile 36 Jahre alt und spielt für den baden-württembergischen Oberligisten 1. CfR Pforzheim.
Ansonsten lief das Spiel sehr für den SCP. Nach der Pause traf erst Wojciech Pollok zur Preußen-Führung, legte 20 Minuten später auch das 2:0 nach. Zwischenzeitlich verlor der SCP David Lauretta mit Gelb-Rot, aber selbst das machte nichts.
Mannheim lieferte, nun ja, eine mäßige Leistung ab, es war offenbar doch ein bisschen die Luft raus.
Nach Abpfiff zog es die meisten Preußen zum Block der mitgereisten Fans – und zwar mit „Oberkörper frei“. Die Mannheimer Trikots landeten doch eher schnell auf dem Boden …
Die Spieldaten:
Mannheim: Knödler – Böcher, Laping, Banouas, Huckle – Ginter, Jüllich – Oppermann (62. Burgio), Bauder (77. Kyei), Schwall (77. Haag) – Reule
Münster: Buchholz – Lauretta, Grembowietz, Capretti, Lorenz – Matlik, Bakalorz – Loose (71. Assauer), Kara – Güvenisik (54. Westermann), Pollok (85. Nimptsch)
Tore: 0:1 Pollok (47.), 0:2 Pollok (67.)
Zuschauer: 3425
Auch das nur nebenbei: Solcherlei Trikotpannen blieben die Ausnahme in der jüngeren Vergangenheit. Erfahrene Fans wissen: In der ersten Drittliga-Saison mussten die Adler noch einmal in fremden Hosen auflaufen. Das war am 17. Spieltag der Saison 2011/2012 in Sandhausen. Auch da ging es um einen mangelnden Kontrast zwischen Heim- und Auswärtskluft. Und so trugen die Preußen plötzlich rote Hosen des SV Sandhausen und grüne Preußen-Trikots…
Beweisfoto: