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Wechselfehler: VfL Wolfsburg nimmt Stellung – Münster legt Einspruch ein

Nun hat der SC Preußen Münster offiziell Einspruch gegen die Wertung des Pokalspiels gegen Wolfsburg eingelegt. Auch der fL Wolfsburg hat sein Schweigen gebrochen und den Wechselfehler im DFB-Pokal angesprochen. VfL-Geschäftsführer Jörg Schmadtke nannte die Panne „ausgesprochen ärgerlich“.

Foto: Der 4. Offizielle, Tobias Fritsch, im Gespräch mit Preußen-Trainer Sascha Hildmann. Da war noch alles in Ordnung. (Foto: Schulte)

Am Montagnachmittag hat der SC Preußen Münster seine Entscheidung getroffen: Der Klub wird Einspruch gegen die Spielwertung einlegen. Das teilte der SCP mit. „Das schulden wir allen Fans, Mitgliedern, Freunden und Förderern des SCP“, schreibt der SCP. Eben die bekannten Fußball-Floskeln, die alle paar Wochen in dieser Form zu jedem beliebigen Protest zu lesen sind. Interessanter ist, was Sportchef Peter Niemeyer mitteilen ließ:

Er betonte, dass man auf Augenhöhe mitgespielt habe und das Spiel letztlich zu Ungunsten des SCP beeinflusst worden sei – das dürfte für die juristische Bewertung relevant sein.

Für die Entscheidung hatte sich der SCP etwas Zeit gelassen. Die 500 Euro, die vom DFB für Einsprüche grundsätzlich kassiert werden, fielen dabei sicher kaum ins Gewicht. Vor allem mit Blick auf die möglichen Folgen aus einem zweiten Pokalspiel. Doch der Klub hatte keine Eile – die Frist für einen Einspruch endet erst am Dienstagnachmittag.

Während in Münster also die Entscheidung gefallen ist, ist man auch in Wolfsburg aufgewacht. Der offizielle Spielbericht der Wolfsburger, der zwischenzeitlich mal nur fünf Wechsel enthielt, zeigt nun wieder die sechs tatsächlichen Wechsel – nach einigen spöttischen Hinweisen war das wohl notwendig. Und nun meldete sich auch VfL-Geschäftsführer Jörg Schmadtke zu Wort. „Dem VfL Wolfsburg ist während des Pokalspiels bei Preußen Münster ein Wechselfehler unterlaufen. Dies ist ausgesprochen ärgerlich, aber leider nicht mehr rückgängig zu machen“, heißt es in der Mitteilung.

Die entscheidende Szene: Hier leitet der just eingewechselte Bornauw den Ball weiter zu Weghorst (hinten rechts), der das 2:1 köpft. Bornauw kam als fünfter Spieler, Sekunden später folgte Mehmedi als sechster Spieler.

Bei Schmadtke klingt am Montag eher Enttäuschung als Hoffnung mit. „Wir alle sind natürlich enttäuscht, aber dennoch überzeugt, unsere sportliche Entwicklung weiter voranzutreiben, ohne personelle Konsequenzen aus dieser ärgerlichen Situation zu ziehen.“ Damit reagierte Schmadtke auf die Forderungen nach einer sofortigen Entlassung z.B. von Trainer Mark van Bommel, der nach durchwachsener Vorbereitung ohnehin noch nicht viel Kredit genießt.

Dass der VfL-Geschäftsführer allerdings von Enttäuschung spricht, deutet zumindest an, dass auch in Wolfsburg die Erkenntnis gereift ist, aus dieser Nummer kaum schadlos herauszukommen. Ein Einspruch des SC Preußen darf als sicher gelten, das Regelwerk ist eindeutig und der Fehler unstrittig. Es gibt auch kein Szenario, in dem sich der VfL des Spottes erwehren könnte – ob nun die Schiris die ganze Sache ebenfalls falsch verstanden haben oder nicht: Am Ende muss ein Champions-League-Teilnehmer die Fußballregeln kennen. So einfach ist das.

Mit dem Mute der Verzweiflung versucht der VfL in seiner Mitteilung sogar etwas Humorvolles. Man solle den Ball flach halten. „Auch wenn wir kurzzeitig darüber nachgedacht hatten, alle Beteiligten zu einem Volkshochschul-Grundkurs „Richtig Lesen“ anzumelden, nach reiflicher Überlegung davon aber abgesehen haben.“ Humor ist, wenn man trotzdem lacht, oder?



Derweil drehen sich die Debatten um zwei Fragen: War nun das Schiedsrichtergespann letztlich verantwortlich für den Fehler, weil es den sechsten Wechsel hätte unterbinden müssen? Oder lag der Fehler eben doch beim VfL, der den Wechsel gar nicht erst hätte vornehmen dürfen?

Die Argumentationsketten scheinen eher dürftig. „Mehrere Nachfragen“ des VfL sind erst einmal nur Behauptungen, zumal der Kontext fehlt. Fragte der VfL allgemein nach einem Wechsel? Denn einen fünften Spieler durfte der VfL ja noch bringen – nur dass er Sekunden später auch Mehmedi brachte, war dann falsch. Kann der 4. Offizielle das falsch verstanden haben? Egal wie: Der Fehler wurde gemacht und sicher kann der SC Preußen Münster nicht als „Leidtragender“ benachteiligt werden. So oder so: Der Doppelwechsel kam ausdrücklich und bewusst vor der Ecke, die dann die Wolfsburger Führung brachte. So bestätigte es Mark van Bommel während der Pressekonferenz nach dem Spiel selbst. Der (Doppel-)Wechsel hatte also auch sportlich einen Einfluss auf die Partie. Aber das spielt hier gar keine Rolle. Denn Regelverstoß ist Regelverstoß.

Wiederholungsspiel oder Wertung für Münster?

Die allgemeine Rechtsauffassung der relevanten Sportmedien von Sportschau bis Kicker geht von einer Wertung des Spiels für den SC Preußen Münster aus – Wolfsburg wäre raus. Als eines von nur wenigen Medien hält der Schiedsrichter-Podcast „Collinas Erben“ den Schiri für letztlich verantwortlich. Er sei für die Einhaltung der Regeln verantwortlich und hätte den sechsten Wechsel nicht gestatten dürfen. Tatsächlich gehört die Überwachung und Organisation der Wechsel in den Verantwortungsbereich der Schiedsrichter-Assistenten bzw. des 4. Offiziellen. Warum keiner dieser Beteiligten den sechsten Wechsel erkannt oder unterbunden hat, ist die offene Frage. Und wird sicher Teil der Beratung des Sportgerichts sein.

Bei „Bild“ spricht Ex-Schiri Thorsten Kinhöfer genau darüber: Für den Fall, dass letztlich das Schiedsrichtergespann den Hauptfehler begangen habe, würde es eher zu einem Wiederholungsspiel kommen. Sofern das Sportgericht eher den VfL Wolfsburg als Verursacher sieht, spricht Kinhöfer über eine Spielwertung für den SC Preußen Münster. Es wird offenbar darum gehen, klarzustellen, wer hier den entscheidenden Anteil trug – der gesunde Menschenverstand würde vermutlich auf Wolfsburg zeigen, denn der Wechsel war die Idee des Klubs, nicht der Schiedsrichter.

Die IG Schiedsrichter sieht das ähnlich. Entscheidend sei diese Frage: „So stellt sich nun die große Frage, wer für diese irreguläre Auswechslung in der 102. Minute des DFB-Pokalspiels die Verantwortung trägt. Handelt es sich hier nur um Durchführungsbestimmungen, für die wie beim Spielrecht zum Beispiel die Vereine die volle Verantwortung tragen? Oder geht es hier doch um das in Regel 3 festgeschriebene maximale Kontingent an Auswechslungen? Beim Ersterem soll der Schiedsrichter (oder hier der 4. Offizielle) die Mannschaften nur auf Verstoße hinweisen, kann diese aber letztlich nicht verhindern. Bei Zweiterem hätte das Gespann um FIFA-Schiedsrichter Christian Dingert die Auswechslung nicht zulassen dürfen und hätte damit einen eindeutigen Regelfehler begangen.“

Und weiter:

„Sieht man dort einen klaren Regelfehler des Schiedsrichtergespanns, ist von einer Wiederholung der Partie auszugehen, trägt der VfL Wolfsburg dafür die volle Verantwortung, ist von einer Wertung für Preußen Münster auszugehen“, heißt es dort.

Was daraus wird? Wird sich in Kürze zeigen.

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