Nicht nur eine Frage von Millionen

Das Spiel beim Hamburger SV steht noch aus, aber in der gegenwärtigen Verfassung wird der SC Preußen dort nur mühsam etwas Zählbares mitnehmen. Seit Mitte Juli hat der SC Preußen nur noch zwei Tore geschossen: eins beim Testspiel in Mainz, eins in Fürth. Seitdem herrscht Ruhe im gegnerischen Tor und das lag auch gegen den VfB Stuttgart nicht nur daran, dass alleine die beiden Mittelstürmer Undav und Demirovic zusammen und 50 Millionen Euro Transferwert in die Waagschale werfen können.

„Schaut euch an, gegen wen wir da gespielt haben“, meinte Trainer Sascha Hildmann nach dem Spiel etwas achselzuckend. Mit einem Blick auf die Aufstellung ging er die Werte durch: „Führich, Nationalspieler, Mittelstädt, Nationalspieler, Angelo Stiller, 20 Millionen: Das ist nicht unsere Liga, das ist nicht unser Maßstab.“ Damit lag der Preußentrainer natürlich richtig. Der Vizemeister war in allen Belangen mindestens eine Klasse besser – von der Ballsicherheit übers Tempo bis zur Spielübersicht. Da war der SC Preußen über die 90 Minuten insgesamt einfach abgemeldet. So ehrlich darf man schon sein.

Was allerdings schon erheblich verwundert: Es gab schon Mannschaften des SC Preußen, die gegen Top-Favoriten deutlich wehrhafter angetreten sind. Als Regionalligist lieferte der SCP Gegnern wie Wolfsburg oder Hertha spürbar mehr Gegenwehr – und erzielte sogar Tore. Jena machte es am Tag danach beim 0:1 gegen Meister Leverkusen viel spannender – und das als Viertligist. Live im Fernsehen und vor Millionenpublikum präsentierten sich die Preußen dagegen leider zahnlos. Diesmal kam der SCP zu keiner Phase für Treffer in Frage, auch wenn der grundsätzliche Gedanke, offensiv und mutig mitzuspielen, phasenweise durchaus sichtbar war. Dass daraus nichts Zählbares wurde, lag auch daran, dass Münsters Offensivspiel derzeit nicht auf Augenhöhe mit der Liga ist.

Die ganz wenigen Chancen, die der SCP bekam, vergaben die Adler schon arg lässig. Weit drüber, weit daneben – kein Schuss kam wirklich hart und gefährlich aufs Tor. Was bedeuten „expected goals“, wenn sie nur gewaltige Luftlöcher produzieren?

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Stuttgart – und auch da lag Hildmann sicher richtig – müsse man schnell abhaken. Diese Partie war sicher herausragend, ein bisschen mehr Gegenwehr wäre wünschenswert gewesen, aber am Ende war das ein Bonusspiel. Dass vor der Partie die Träume von einer Pokalüberraschung etwas größer waren als in der jüngeren Vergangenheit, war schon irgendwie zu spüren. Es lag sicher auch daran, dass die Preußen diesmal als Zweitligist antraten und schon auf dem Papier nicht der krasse Außenseiter waren, zu dem Stuttgart sie am Ende leider doch machte. Das Publikum verstand am Ende dennoch, was da passiert war, Pfiffe gab es nicht – das ist der Kredit, auf den Trainer und Team nach zwei Aufstiegen nun setzen können. Ein starkes Zeichen von den Rängen.

Dennoch: Es läuft noch nicht rund in dieser Saison. Die Preußen halten auf dem Feld mit, aber sie kommen derzeit nicht für Punkte in Frage. Gegen Stuttgart brachten fünf Wechsel in der Startelf sicher auch keine Ruhe rein – auch wenn Hildmann nichts davon wissen wollte. „Schaut euch die Tore an. Da sind Leute beteiligt, die Stammspieler sind.“ Keine Schuldzuweisungen, sondern nur Einordnungen. Trotzdem dürfte schon klar sein, dass hier und da die Abstimmung fehlte, die Routine, die Sicherheit.

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Ein bisschen war das alles auch gedacht, um für „gute Laune“ zu sorgen, wie Hildmann formulierte. So blieb Niko Koulis draußen. Keine Strafe, wie Hildmann sofort betonte. „Er wäre auch draußen gewesen, wenn er gegen Kaiserslautern zwei Tore gemacht hätte.“ Stattdessen rückte Simon Scherder endlich mal wieder in den Kader – auch wenn der dann ohne Einsatz draußen blieb und auch nicht zwingend nach guter Laune aussah. Sei’s drum, gut gelaunt war am Dienstagabend ohnehin niemand mehr beim SCP.

Aber Wechsel hin, Wechsel her: Die Fähigkeit, in der 2. Bundesliga mithalten zu können, muss sich schnellstmöglich in Toren und damit in Punkten ausdrücken. Noch ist das alles „hätte, hätte, Fahrradkette“, aber bei einer nicht völlig überraschenden Niederlage beim HSV würde der SCP wohl erstmals auf die Abstiegsränge rutschen und da Fußball auch Kopfsache ist, kann so etwas schnell in einer Abwärtsspirale enden. Darauf angesprochen, tat Hildmann am Dienstag das, was er immer tut. Er winkte ab. „Wichtig ist, was am Ende ist.“ Das ist das Mantra des Pfälzers, bestens eingeführt, aber natürlich auch mehr als ein Running Gag. Bewiesen haben es die Preußen in den vergangenen drei Jahren immer und immer wieder. Das soll also Mut machen.

Nur muss der SCP schnell in vielen Bereichen besser werden. Beispiel? Mit ihren Standards richten die Preußen derzeit nichts aus, am Dienstag durfte Torge Paetow dann einiges erledigen, Einwürfe beispielsweise, doch Abnehmer fand der SCP dabei nicht. Und das war auch in der Liga schon so zu sehen: Die Wirkung dieses Mittels lässt derzeit zu wünschen übrig. Dazu passt dann auch, dass die offensiven Neuzugänge noch nicht wirklich eingebunden sind, was vor allem für András Németh gilt, der nur wenige Tage nach seinem Wechsel zum SCP noch einiges an Nachholbedarf hat. Am Dienstagabend war er komplett wirkungslos – was aber auf die Mannschaft insgesamt auch zutraf.

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7 thoughts on “Nicht nur eine Frage von Millionen

  1. Ich saß erschrocken vorm TV. Wir sind immerhin ein Zweitligist. Es ist echt beängstigend und die Analyse des Trainers fragwürdig. Wir haben uns vor Millionen Zuschauern desolat präsentiert. Ganz ehrlich, dafür muss man dann auch im DFB Pokal nicht antreten. Alle Stürmer erschreckend harmlos. So können wir uns bald wieder mit den Lilaweißen messen.

  2. Ruhe bewahrwen,ist jetzt wichtig Nicht das wir enden ,wie Osnabrück…Mehr Leidenschaft wieder ins Spiel bringen.Den Respekt ablegen.Umd mutiger werden im Spiel nach vorne.Dann wirds was..Bestimmt

    1. Die Analyse ist in allen Belangen richtig. Aber Ergebnisse werden nunmal an Toren gemessen, dass diese nur eingespielten Teams gelingen ist auch eine alte Weisheit. Hinzu kommt für mich, dass die Abwehrarbeit doch stark zu wünschen übrig ließ. Die vorgenommenen Wechsel zu Hannover und Klautern sind daher nur schwer nachvollziehbar. Zumindest hat es wie seit vielen Spielen vorher auch hier nicht am Support gemangelt.
      Richtig ist jetzt den Kopf zu bewahren und eine Stammelf zu finden die 5 Spiele am Stück machen kann und dabei auch Automatismen entwickelt die so auch fruchten können. Wie gesagt, am Support mangelt es nicht!!!!!
      „Alle zusammen für Preußen Münster “
      !!! Wir sehen uns in Hamburg…

  3. Natürlich ist so eine Niedrige wie gegen die Schwaben und dann auch noch fünf schlimm!
    Vielleicht sollte man an den Aufstieg denken mit Koulis und Scherder sowie Frenkert dadurch mehr Stabilität in der Box !
    Und vorne wenn schon drei/vier Stürmer nichts erreichen dann einen wuchsligen und dahinter aus dem Mittelfeld dann vier oder fünf im Nadelstichaufrückverfahren.
    Könnte mindestens einen Punkt Wert sein!
    Kopf hoch Jungs dasselbe habt Ihr die letzten Jahre auch durchgemacht und am Ende warmherzig wieder vorne!
    Mutig Engagiert Teamgeist Volle Pulle!! SCP-Münster

  4. Aber etwas mehr als nur ehrfürchtiger Begleitschutz mit 1-2 Metern Abstand zu den angreifenden Stuttgartern hätte es dann doch schon sein dürfen. Hatten unsere Jungs Angst? Vor dem Gegner? Vor Verletzung? Ich hätte mindestens erwartet das die Grundtugenden auf den Platz gebracht werden: Einsatz, Wille Kampf.
    Einzig Henrix hat das mal gezeigt und wurde gleich mit einer gelben Karte gezähmt. Über die Gegentore darf man sich nicht wundern wenn dem Gegner selbst im 16er fast immer ein Meter Freiraum gewährt wird. Ich würdige die bisherigen Leistungen in der Liga wirklich. In allen drei Spielen auf Augenhöhe.
    Aber im Pokal was das Mädchenfußball (im früheren Sinn. Denn heute sind die auch schon viel taffer…)

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