Viele Fragen um Dennis Grote

Noch deutlich vor dem Start in den 21. Spieltag kursierten erste Gerüchte über RWE-Kapitän Dennis Grote und eine Anfrage aus Münster. Nach dem Spiel bestätigte Essen diese Gerüchte auch offiziell, allerdings ist die gesamte Geschichte seitdem nicht viel klarer als zuvor.

Artikelfoto: Dennis Grote, hier mit Simon Scherder beim Essener Gastspiel in Münster.

Das Thema in Kürze: Der SC Preußen Münster habe dem Essener Kapitän und Ex-Preußen Dennis Grote ein Angebot gemacht, das einen Wechsel im Winter enthielt. Grote habe Essen um Freigabe gebeten, Essen sagte Nein und suspendierte Grote stattdessen für die beiden letzten Spiele des Kalenderjahres – versteckt hinter der „Notlüge“ eines Magen-Darm-Infekts. Und dann, als Gerüchte etwas breiter die Runde machten, ging Essen in die Offensive und bestätigte das alles. So weit, so gut.

Die Aufklärung ist weniger simpel: Preußens Sportchef Peter Niemeyer ließ noch am Samstag via „Westfälische Nachrichten“ wissen, dass es gar kein Angebot an Dennis Grote gegeben habe. Man sei lediglich freundschaftlich verbunden und habe sich ganz freundlich und allgemein über dies und das ausgetauscht und dabei auch über „Zukunftsthemen“.

Dennis Grote wiederum teilte kurz danach via „Reviersport“ mit, dass er seinen Arbeitgeber völlig transparent über ein Interesse aus Münster informiert habe, es sei doch nur „menschlich“, dass man sich in seinem Alter und mit einer Perspektive über den Fußball hinaus mit solchen Anfragen beschäftige. Und dass er ein „Nein“ von RWE selbstverständlich akzeptiere und die Rückrunde natürlich in Essen spielen werde, so man ihn denn lasse. Also alles ganz harmlos?

Eher nicht. Den Beleg dafür lieferte RW Essen selbst. Denn warum sollte RWE seinen Kapitän für zwei Spiele freistellen und sich dann auch noch die Zeit nehmen, einen mehr als deutlichen öffentlichen Rüffel an den Spieler zu verteilen, wenn der sich doch nach eigener Aussage nur fair und transparent verhalten habe und zudem die Absage seines Klubs völlig akzeptiere? Im Wissen darum, wie diese öffentliche Schelte auch auf die eigenen Fans wirken würde? Und warum kennt der „Reviersport“ sogar die Details eines „Angebots“ aus Münster (dreieinhalb Jahre, davon 18 Monate als Spieler mit Anschlussverwendung im Klub!), wenn es so ein Angebot laut Niemeyer gar nicht gegeben habe?

Es ist ganz einfach: Es wird wie immer im Fußball nicht die Wahrheit erzählt, vermutlich von niemandem.

Es ist offensichtlich, dass Münster ein Angebot unterbreitet hat – auch wenn das vielleicht nicht „Angebot“ genannt wird. Es ist ebenso offensichtlich, dass Dennis Grote durchaus wechseln wollte oder mindestens interessiert war – allen Unwahrscheinlichkeiten zum Trotz. Und dass er RWE um eine Freigabe gebeten hat (wie ja u.a. auch die „WAZ“ berichtet). Und offensichtlich ist auch, dass sowohl Grotes Freigabe-Bitte und seine Reaktion nicht im Sinne von RW Essen ausgefallen sein können. Andernfalls hätte der Klub die gesamte Geschichte nicht in dieser Weise öffentlich gemacht – im Wissen darum, dass der eigene Kapitän nun beim RWE-Anhang in Ungnade fällt.

Den Schaden hat im Zweifelsfall RW Essen allein. Der Klub verliert im schlimmsten Fall seinen Kapitän und Routinier – entweder an Münster oder an die Tribüne, von wo er sich den Rest der Saison die Spiele anschauen dürfte. Münster hat in dieser Personalie wenig zu verlieren. Und natürlich Dennis Grote, der schlimmstenfalls wegen eines Interesses aus Münster nun zwischen den Stühlen sitzt – dort darf er nicht hin und hier will ihn niemand mehr sehen. Richtig dumm gelaufen ist das allemal. Und durchaus denkbar, dass Grotes letzte Partie für Essen bereits gespielt ist. Es sei denn, über Weihnachten kühlen alle ein paar Grad herunter und die ganze Sache wird einfach als Störung im Raum-Zeit-Kontinuum abgehakt.

Was beim SC Preußen Münster allerdings keine Lösung für eine ganz real existierende offene Kaderposition mit sich brächte. Die engen Spiele deuten an, dass für einen Aufstieg hier oder da noch etwas getan werden könnte.

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