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Viel Bewegung im Preußen-Kader

Am Samstag steht noch ein Spiel an für den SC Preußen Münster. Das letzte Saisonziel will erreicht werden: Die 80-Punkte-Marke würde die Mannschaft gerne überspringen, das ginge nur mit einem Auswärtssieg. Klar ist vorher schon, dass sich der Kader der Preußen verändern wird.

Es ist ja so: Binnen weniger Wochen musste der SC Preußen Münster im Sommer 2020 nach dem Abstieg ein völlig neues Team auf die Beine stemmen. Dabei handelte sich der neue Sportchef Peter Niemeyer einige Absagen ein, musste in anderen Fällen ein bisschen ins Risiko gehen. Spieler wie Dennis Daube oder Jules Schwadorf kamen mit dicken Qualitätsversprechen, aber auch Verletzungen. Was für ein Gewinn beide sind, zeigte sich in der Rückrunde immer stärker.

William Møller dagegen war von Beginn als weitgehend risikoloses Experiment eingerechnet, die Nachrücker aus dem eigenen Nachwuchs (beispielsweise Ousman Touray, Dominik Klann, Lukas Frenkert, später Deniz Bindemann) waren vor der Saison schwer einzuschätzen. Stürmer Benedikt Zahn und Osman Atilgan sollten die Offensive beleben, kamen aber trotz Einsatzzeiten nie wirklich nachhaltig zum Zug. Atilgan kam auf gerade 9 Startelf-Einsätze und ein Tor, Zahn auf 8 Startelf-Einsätze und immerhin 3 Tore. Zum Vergleich: Deniz Bindemann kam in insgesamt 11 Spielen auf 8 Tore – auch deshalb war in der Rückrunde kein Vorbeikommen für Zahn oder Atilgan, die ja auch den längst unverzichtbaren Passgeber und Torschützen Gerrit Wegkamp (16 Einsätze, 8 Tore, 4 Vorlagen) oder „Aushilfsstürmer“ Alexander Langlitz (12 Tore, 2 Vorlagen) vor sich hatten.

Manche der Neuzugänge bzw. Nachwuchsspieler legten eine überragende Entwicklung hin, andere schafften den Sprung nicht. Hinter der vermuteten ersten Elf wurde im Laufe der Saison so durchaus ein Leistungsunterschied sichtbar. Und genau an dieser Stelle setzt der SCP jetzt an, denn der Kader muss mehr Qualität in der Breite bekommen, um Ausfälle in der ersten Reihe kompensieren zu können.

Auf den sonst üblichen Abschied der scheidenden Spieler im letzten Heimspiel verzichtete der SC Preußen angesichts des noch ausstehenden Pokalfinales. Die Verabschiedung erfolgte später im Mannschaftskreis.

Mindestens diese Spieler werden den Klub verlassen:

  • Ousman Touray (Wiedenbrück)
  • Lukas Frenkert (Schalke II)
  • Gianluca Przondziono (Teutonia Ottensen)
  • Joel Grodowski (SC Verl)
  • Justin Möbius
  • Osman Atilgan
  • Naod Mekonnen
  • William Møller

Leistungsdaten der Abgänger:

SpielerEinsätzeStartelfEingewechs.Tore
Atilgan16971
Frenkert2412122*
Grodowski322758
Mekonnen1046
Møller661
Przondziono1046
Touray12571
Zahn188103
*Der DFB schreibt sein Tor gegen Oberhausen Nicolai Remberg zu

Mekonnen war im Sommer als letzter Neuzugang für die Mittelfeldzentrale gekommen – frisch aus der Leipziger U19. Sein Start in den Seniorenbereich ist aber bis heute nicht wirklich vollzogen. Der heute 21-Jährige kam in seinen zwei Jahren für die Preußen zu einem einzigen Drittliga-Einsatz und zehn Regionalliga-Spielen. Sein Vertrag läuft Ende Juni aus, eine echte Perspektive gab es für ihn nicht. Für ihn wie auch für andere Spieler gelten besondere Umstände: Durch den frühen Saisonabbruch der Oberliga Westfalen fiel die wichtige Chance weg, sich in der U23 Spielpraxis und Sicherheit zu holen. Die Entwicklung vieler Spieler konnte nicht so stattfinden, wie das unter normalen Umstände möglich gewesen wäre.

Weitere Fragen sind offen: Was wird beispielsweise mit Benedikt Zahn? Der Stürmer spielte in der Rückrunde kaum noch eine Rolle, steht beim SCP trotz seines jüngsten Tores in Gladbach vor dem Abschied – er selbst plant auch so, wie er nach dem Spiel im Grenzlandstadion sagte.

Aber was wird aus Niklas Heidemann, Jannik Borgmann, Roshon van Eijma oder Okan Erdogan? Borgmann und Heidemann rückten zuletzt häufiger in die Startelf und bekamen Spielanteile, während Erdogan nach einer im Grunde starken Vorsaison und Stammplatz in der Hinrunde zum Ende hin etwas aus dem Blickfeld verschwand. Um Erdogan kämpfte der SCP im vergangenen Sommer lang, vermisste aber auch etwas das „Commitment“ des Abwehrspielers, der 2019 aus Oldenburg zum SCP kam. Erdogans Rolle ist undefiniert, vom Potenzial her dürfte ein Verbleib eigentlich Pflicht sein (zumal er seinen Vertrag doch gerade erst bis 2023 verlängerte!), aber trotzdem stand er an den letzten fünf Spieltagen der Saison nicht einmal mehr im Kader. Irgendwie passt es nicht, obschon es passen müsste. Aber die Konkurrenz ist eben auch stark.

Aus dem Bereich der Stammelf fallen dem SCP vorerst nur Joel Grodowski und Lukas Frenkert weg. Die beiden bisherigen Neuzugänge Jan Dahlke und Thorben Deters bringen dagegen allemal neue Qualität mit. Vor allem auf Dahlkes Umstieg in die Regionalliga dürften alle mit Spannung warten: Seine Torquote in der Oberliga war hoch – und auch Grodowski kam ja 2019 aus der Oberliga (26 Spiele, 11 Tore für Hamm) nach Münster – als „Brückenspieler“. In der 3. Liga war das im Abstiegskampf wenig wert, beim SCP kam er über Einwechslungen nicht hinaus, erzielte nur ein Tor. Aber in der Regionalliga blühte er richtig auf und will nun in Verl einen erneuten Anlauf in Liga 3 nehmen. Das macht Mut für Dahlkes neue Rolle in Münster (wenngleich beide unterschiedliche Rollen bekleiden).

Der Pokalsieg zuletzt war das erste Spiel seit Monaten, in dem so etwas wie Druck auf dem SCP lastete. Peter Niemeyer sah den hart erkämpften Sieg gern. „Das macht Bock auf mehr“, gab er zu. Aber die Aufgaben kommen ja jetzt erst. „Nach dem letzten Spiel reflektieren wir, versuchen uns zu verbessern, das wird die Aufgabe sein.“

Niemeyer selbst hat neben der Kaderplanung noch einen anderen Job: Im Juli will er seinen A-Trainerschein abschließen, der im vergangenen Jahr wegen Corona auf Eis gelegt worden war. Parallel läuft die Kaderplanung – bei der sich Fans sicherheitshalber darauf einstellen sollten, dass es nicht in den kommenden zwei Wochen erledigt sein wird. Die Regionalliga steht ziemlich am Ende der Nahrungskette, wenn es um Qualität geht. Das war schon in der 3. Liga oft ein Thema. Wenn die Profiklubs einigermaßen Klarheit über die Kader haben, kann noch einmal Bewegung in den Transfermarkt unterhalb der beiden Bundesligen kommen (was im vergangenen Sommer angesichts der unklaren Pandemie-Lage nicht wirklich passierte). Leicht ist es nicht, aber die gute Nachricht ist, dass der SC Preußen ein starkes Gerüst längst sicher hat und jetzt die Lücken polstern kann.

Dabei wird der Klub auch auf die zentralen Achsen des Teams schauen müssen – dort kommen Spieler wie Julian Schauerte (33 Jahre, allerdings ein scheinbar unzerbrechlicher Dauerläufer), Dennis Daube (31) oder Alexander Langlitz (30) zumindest mal in den Randbereich des Themas Karriereende. Auch Simon Scherder (war der nicht gerade erst der Jungspund im Team?), Jules Schwadorf oder Gerrit Wegkamp (alle 28) steuern ins letzte Karrieredrittel. Da werden perspektivisch Plätze neu zu vergeben sein, aber muss das schon heute ein Thema sein? Peter Niemeyer wird es wissen.

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