Viel Ärger um Mönchengladbachs Profi-Abstellungen
Das Thema ist nicht neu, aber es sorgt immer wieder für Diskussionen: Viele U23-Teams von Bundesligisten geben Profis Einsatzzeiten und machen die Spiele gegen diese Teams zu unplanbaren Ereignissen. Der SC Preußen Münster bekam das am Samstag besonders nachdrücklich zu spüren – und war nicht erfreut darüber.
Nominell acht Spieler aus dem Bundesliga-Kader standen am Samstag für Gladbachs U23 auf dem Platz im Preußenstadion. Das dürfte in jeder Hinsicht bemerkenswert sein. Gladbachs Trainer Eugen Polanski trug daran keinen Anteil. „Wir haben heute morgen um halb eins entschieden, dass diese Spieler Einsatzzeiten bekommen. Wir sind eben eine Ausbildungsmannschaft, sind genau dafür da“, meinte Polanski achselzuckend. Er wollte die Abstellungen aus dem Profikader auch einordnen: „Da kommt keiner runter mit 300 Bundesligaspielen, vielleicht kommt man da eher auf 3 Bundesligaspiele.“
Nun: Ja und nein. Luca Netz, Marktwert 6,5 Mio Euro und 2021 von Hertha BSC verpflichtet, kam ja immerhin schon auf 35 Bundesligaspiele. Und während Borussias dritter Torwart Jan Olschowsky regelmäßig in der Regionalliga spielt, gilt das für die Profs Rocco Reitz (650.000 Euro), Oscar Fraulo (350.000 Euro), Torben Müsel (400.000 Euro) oder das 18 Jahre alte Jahre Talent Yvandro Borges Sanches (200.000 Euro) nicht. Vor allem nicht in dieser Häufung.
Preußen-Trainer Sascha Hildmann war angefressen. „Wenn ich mir allein die Marktwerte dieser Spieler anschaue… das war eine absolute Herausforderung.“ Hildmann und sein Co Louis Cordes hatten durchaus Probleme. Denn eingestellt waren sie natürlich auf eine andere Gladbacher Mannschaft. „Natürlich habe ich ein bisschen was geahnt, nachdem Gladbach in der Bundesliga am Freitagabend gespielt hatte. „Aber dass es dann gleich acht Spieler sind…“ Man könne das leider nicht beeinflussen. „Es ist aber schade, weil wir hier alles tun, um erfolgreich zu sein, Sponsoren zu gewinnen. Und dann kommt so was. Da bringt ein Erstligist seine Waffen zum Einsatz, hat gegen uns alles reingepackt, was geht.“ Und da habe man eben auch gemerkt, dass der SCP sich nicht wie sonst habe durchsetzen können.
Man müsse das auch für das Publikum einordnen, das vielleicht nur oberflächlich ein 1:1 gegen eine Zweitvertretung gesehen habe. Wobei die Reaktion in Münster nach dem Spiel eigentlich vermuten ließ, dass alle wussten, was da gerade auf dem Platz passiert war. Keine Pfiffe, Applaus, die Zuschauer hatten das schon alles verstanden.
„Wir müssen aus diesem Spiel etwas mitnehmen. Wir müssen uns durchsetzen, auch wenn die Qualität beim Gegner da ist, das ist aber ein Prozess“, so Hildmann, der dann direkt nachschob: „Aber heute hätte sich jede Mannschaft verdammt schwer getan gegen diese Gladbacher.“
Ärgerlich war das aus Sicht des SCP trotzdem. Die mögliche Tabellenführung ist futsch – und beim SCP wird man sicher beobachten, wie Gladbach in der kommenden Woche gegen Münsters Konkurrenten Wuppertal auflaufen wird… Oder in der Woche danach in Ahlen. Den Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung müssen sich Zweitvertretungen in dieser Spielklasse (oder auch in der 3. Liga) gefallen lassen. Die 3. Liga ist eine Profiliga mit ambitionierten Klubs, aber auch in der Regionalliga (gerade im Westen) tummeln sich Traditionsklubs mit Anspruch. Da wirken die Trainingszeiten für Profis doch arg deplatziert.
Sicher, auch der SC Preußen verschafft seinen Spielern Einsatzzeiten in der Oberliga-U23. Aber der Unterschied dürfte hier durchaus darin legen, dass erstens die individuelle Qualität etwas anders ist als zwischen Bundesliga und Regionalliga und es zweitens um reinen Amateurfußball geht.
„Immer noch der gleiche Sport…“
Eugen Polanski gab sich natürlich Mühe, die Profiabstellungen weniger dramatisch wirken zu lassen. Es seien „keine gestandenen Profispieler“ gewesen und es sei zudem schwierig, diese Profis ins Spiel einzubinden. „Die Abläufe sind ja nicht klar.“ Es sei verständlich, dass es für Gegner schwierig sei, sich auf so eine Mannschaft einzustellen. „Aber es bleibt ja immer noch der gleiche Sport …“
Sicher. Fußball ist Fußball. Aber irgendeinen Unterschied wird man eben doch sehen können, wenn Spieler mit einem Profivertrag bei einem Bundesligisten plötzlich in der Regionalliga auflaufen. Und das war wirklich überdeutlich sichtbar: So unter Druck stand der SCP in den vergangenen zwei Regionalliga-Jahren selten. Ob dann Gladbach, wie Polanski sagte, über „80 Minuten die dominierende Mannschaft“ war? Der SCP hatte gute 20, 25 Minuten und eine gute Schluss-Viertelstunde. Aber dazwischen baute Gladbach eben viel, viel Druck auf, setzte seine Qualität ein, ließ den Preußen insgesamt wenig Raum. Das spürten gerade die Flügelflitzer Kwadwo und Teklab, die beide im Spiel überhaupt keinen Zugriff bekamen. Aber auch Marc Lorenz spürte das – trotz aller Routine. „Da musst du auch mal dem Gegner Respekt zollen“, sagte er nach dem Spiel. „Sie hatten eine sehr gute Ordnung, haben uns richtig gut kaltgestellt. Das kann nicht jeder Gegner gegen uns …“
Und so fiel am Ende das Fazit durchwachsen aus. Mit Ärger über Gladbachs Profi-Mannschaft, mit der Ahnung, dass es die nächsten Gegner der Gladbacher wohl „einfacher“ haben werden – aber immerhin mit der Genugtuung, gegen dieses Team eben auch gepunktet zu haben. Mit 10 Punkten aus 4 Spielen ist der SCP ja prima gestartet, das sollte nicht untergehen.
Dass Mönchengladbach gestern 80 Minuten die dominierende Mannschaft gewesen sein soll, kann vermutlich nur Herr Polanski so sehen. Zufällig war ich auch im Stadion und kann mich nicht wirklich an viele große (oder kleine) Torchancen erinnern. Zumindest nicht mehr als auch Bocholt oder zuvor Wattenscheid hatten. Stattdessen an ein relativ ausgeglichenes Spiel. Und wenn der Alexander Langlitz nach dem großartigen Zuspiel von Dennis Grote das 2:0 macht, dann ist der Sack vermutlich zu. So aber hat Herr Polanski mit seinem Geflemme beim Schiri über angeblich nicht gegebene Elfmeter letztlich doch noch ein 1:1 erreicht… immerhin!
Habe nie verstanden, warum ein Verein eine zweite Mannschaft ins Rennen werfen kann. Die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, sind einfach zu ungleich. Insofern Hochachtung vor unserer Mannschaft und dem Einsatz, den jeder Spieler gezeigt hat. Für mich waren das 3 Punkte für uns!
Was ein Quatsch und faktisch auch falsch. Mit Ausnahme von Netz(auch erst 19 Jahre übrigens) sind alle Spieler für die U23 eingeplant. Olschowsky, Noß und Müsel haben schon jeweils über 40x in der Regionalliga gespielt. In der Bundesliga kamen sie max. für 5 Minuten als Einwechselspieler zum Zug. Fraulo und Sanches haben letzte Saison noch im Juniorenbereich gespielt und machen gerade ihre ersten Schritte im Seniorenfussball. Auch sie werden in der Regel in der U23 zum Einsatz kommen. Also außer Netz war kein Spieler dabei, den man ernsthaft als Bundesligaspieler bezeichnen kann.
Oh Gott, was für eine Heulerei. Es stand genau EIN echter Profi auf dem Platz (Netz). Beim Rest handelt es sich um Spieler, die insgesamt auf nicht einmal 90 Minuten Bundesligaspielzeit kommen und teils gerade dem Kindergarten entwachsen sind. Es ist doch eher ein Nachteil, als Bundesligareserve a) dauernd unfitte Spieler zu bekommen und b) Spieler nicht nach Leistung, sondern nach Potential aufzustellen…
Im Text ist das ja genau so auch eingeordnet – und es wird auch erklärt, warum das TROTZDEM ein Problem ist. Noch einmal: Es handelt sich um Spieler mit Profiverträgen, die Borussia ausdrücklich auch in Profikader listet. Wollen wir darüber diskutieren, ob diese Fußballer allesamt nur Regionalliga-Niveau erreichen..? 🙂