Spielabbruch auf Schalke
Nach nur 26 gespielten Minuten in anderthalb Stunden brach Schiedsrichter Marc Jäger die Partie im Parkstadion ab. Das Risiko eines Gewitterspiels wollte der Schiri nicht mehr eingehen, zuvor hatte er die Spieler schon in die Kabinencontainer geschickt. Raus kamen sie nur noch, um sich von den Fans zu verabschieden. Nur so konnte diese völlig gebrauchte Woche enden, das war logisch.
Irgendwie passte das Spiel auf Schalke am Samstag einfach ins Bild. Nichts ging in der abgelaufenen Woche. Verloren, ausgeschieden, abgebrochen. Vielleicht war es ganz gut, dass an diesem Samstag nicht mehr zu Ende gespielt wurde, denn der SC Preußen Münster lag auf Schalke schon wieder zurück und so ein bisschen hatte man den Eindruck, dass das kein gutes Ende nehmen würde.
Alles fing schon nicht gut an. Wegen irgendwelcher Bahnverzögerungen wurde die Partie um 10 Minuten verschoben. Das war noch auszuhalten. Um 14.10 Uhr war aber keine Spur von den Teams und das war auch keine Überraschung. Zwischenzeitlich war nämlich die am Trainingsgelände installierte Gewittererkennung aktiv geworden und hatte mit lautem Sirenengeheule alle aufgeschreckt.
Die Technik funktioniert so: Wenn die Sensoren ein Gewitter erkennen, beginnt ein Countdown. Per App lässt der sich verfolgen. Bevor der nicht beendet ist, darf nicht wieder trainiert oder gespielt werden. Mindestens 20 Minuten Pause – egal, was das Wetter tatsächlich macht. Und jede neue Warnung setzt den Countdown erneut in Gang … am Samstag eine endlose Geschichte.
Noch ehe das Spiel (verspätet) angepfiffen werden konnte, heulten die Sirenen. Es dauerte dann bis 14.26 Uhr, ehe die Teams auf dem Platz standen.
Zum Sport:
Der SCP war ohne nominellen Stürmer angetreten. Und tat sich in der Anfangsphase richtig schwer. In die Partie kam der SCP erst nach etwa einer Viertelstunde, erspielte sich dann immerhin erste Halbchancen durch Yassine Bouchama (am langen Pfosten vorbei) und Simon Scherder und Alexander Langlitz, die beide aus Kurzdistanz verpassten. Gerade waren die Adler also im Spiel, da jubelte Schalke. Mit dem ersten zielgerichteten Angriff traf Ivan aus der Distanz. Da passte wenig zusammen: Der Vorstoß über links wurde nicht abgefangen, in der Mitte bekam der SCP keinen Zugriff und dann klingelte es. Das 0:1. Der SCP konsterniert.
Kaum war das Tor für Schalke gefangen, begann der Regen wirklich einzusetzen. Ein kleiner Wolkenbruch – und ein Donner. Prompt sprangen erneut die Sirenen an, Schiri Jäger schickte beide Teams sofort in die Kabinen. Und die Zuschauer mussten das Stadion verlassen. Einige suchten Schutz oben an den Verpflegungsständen, die meisten mussten raus, nur die Ultras des SCP blieben gefrustet und störrisch zurück.
Es schüttete und schüttete. Und dann verzog sich der Regen und die Sonne schien wieder. Aber der Schiedsrichter mochte nun keine Verantwortung mehr übernehmen. Weil der dringend gesuchte Schiedsrichter-Obmann nicht mehr zu finden oder zu erreichen war, brach Jäger nach Rücksprache mit den Trainern die Partie zum Entsetzen der Fans ab. Es war etwas skurril. Bei nun sonnigem Wetter war keine Chance mehr für eine Fortsetzung.
Die Mannschaft des SCP kehrte nur noch zurück, um sich von den Fans zu verabschieden. Trainer Hildmann wurde mit Applaus empfangen – auch keine Selbstverständlichkeit nach dieser Woche. Aber es war eben auch der Ausdruck des Zusammenhalts, der sich in Münster entwickelt hat und der nun offensichtlich auch durch etwas schwierigere Zeiten trägt.
Dann war der Spuk beendet. Alle durften nach Hause. Und die Frage bleibt, wie Schalkes U23 bei Regenwetter überhaupt ein Spiel zu Ende bringen kann, wenn eine App für jede Windböe eine Zwangs- und Mindestpause verhängt. Die Begleitumstände für dieses Regionalligaspiel waren bedenklich und keine Auszeichnung für den Wieder-Bundesligisten.
Und nun?
Am Samstag herrschte weitgehend Ratlosigkeit. Die meisten Vermutungen gingen in Richtung Neuansetzung. Etwas anderes wäre auch nur schwer vorstellbar, denn von 90 Minuten wurden nur 26 gespielt und eine Fortsetzung bei gleichem Spielstand müsste zwingend auch mit den identischen Aufstellungen verbunden sein – sonst wäre es ein neues Spiel. Mal abwarten, was der Verband sagt. Die Regularien sind indes eigentlich klar: Sofern ein Abbruch nicht von einem der Teams zu verantworten ist, wird die Partie neu angesetzt.
Gerüchte, nach denen sich der SCP in irgendeiner Form geweigert habe, weiterzuspielen, sind Falschinfos. Die Entscheidung über den Abbruch traf der Schiedsrichter.