Sascha Hildmann: „Preußen Münster lebt“
In Sascha Hildmanns Kopf streiten sich zwei Gedanken. Einer davon ist der Wunsch, einfach direkt weiterzumachen. Der andere ist nüchterner, dreht sich um das Wissen, dass etwas Abstand auch mal gut sein kann. Und so wird sich für den Preußen-Trainer am Samstag auch alles fügen.
Direkt nach dem Spiel in Gelsenkirchen setzt sich Sascha Hildmann ausnahmsweise bei Ligaspielen nicht in den Mannschaftsbus, um zurück nach Münster zu fahren. Er reist direkt nach dem Spiel in die pfälzische Heimat. „Meine Frau feiert am Samstag Geburtstag, da will ich abends dabei sein“, verriet er am Freitag. „Ein Rotkäppchensekt wird dann drin sein“, schob er grinsend hinterher – wissend, dass Münsters Journalisten seine Vorliebe für Wein eigentlich kennen. Sicher ist: Ausspannen nach dieser Saison ist wichtig. 40 Ligaspiele, zwei Pokalspiele, dazu noch ein gutes halbes Dutzend Testspiele – und das alles in viel kürzerer Zeit als sonst üblich. Nein, das war keine normale Saison, beginnend mit dem wilden Kaderbau im vergangenen Frühsommer. So etwas zehrt an den Kräften.
„Ich würde schon gerne weitermachen“, sagt Sascha Hildmann. „Für mich ist das ja hier keine Arbeit, sondern Spaß. Aber es ist eben auch wichtig, mal rauszukommen. Sonst steckt man schnell in einem Tunnel. Etwas Abstand zu gewinnen, hilft.“
Schon vor dem Spiel auf Schalke gibt Hildmann einen kleinen Einblick in seine Gedanken zur Saison. Was ihn überrascht oder erfreut hat? „Da gibt es viele Dinge. Vor allem die Entwicklung einiger Spieler, um hier mal Hoffmeier, Remberg oder Klann zu nennen. Sie alle wären vielleicht nie so in den Fokus gerückt, sind aber in die Bresche gesprungen. Auch Bindemann, den wir erst zurechtbiegen mussten, der es jetzt aber super macht. Das freut mich einfach, das ist auch die Handschrift des Trainerteams, wenn ich das mal sagen darf.“
Hildmann schaut eigentlich ganz zufrieden auf die Lage im Klub. „Der Umgang hier im Klub macht Freude, die Bereitschaft, den Weg mitzugehen, obwohl der Abstieg für alle so scher war. Das alle mitgezogen haben, das hat mich gefreut, weil das auch Motivation ist.“ Man merke, da sei eine Aufbruchstimmen, die Sponsoren hätten weitergemacht. „Preußen Münster lebt, das muss man klar sagen!“ Und: „Mal schauen, ob wir demnächst mit Fans noch ein bisschen mehr leben.“
Bis das soweit ist, dreht sich in Hildmanns Kopf dennoch viel um den aktuellen und künftigen Kader. Auf die Leistung seiner Mannschaft in den vergangenen Monaten lässt er eh nichts kommen. „Die Mannschaft hat sich gefunden, wir kamen voll über den Teamgeist und das wollen wir auch beibehalten.“
Die anstehenden Veränderungen im Kader sind daher wichtig. Kleiner wird die Truppe, so viel ist sicher. Sportchef Peter Niemeyer und der Trainer sind sich einig: Etwas weniger ist mehr. „Ich bin ein Freund von einem kleinen, knackigen Kader, der in sich steht und in dem alle ihre Plätze kennen.“ In dieser Saison waren es ein paar Spieler zu viel, was ständig dazu führte, dass eine nennenswerte Gruppe von Spielern in Zivil auf der Tribüne Platz nehmen durfte. „Das kannst du zum Start der Saison machen, aber irgendwann wird das doof“, gibt Hildmann zu. In dieser Saison war der Abbruch aller Spiele von U23 bis zu den Jugendteams doppelt ärgerlich. „Ich hätte mir einfach gern noch mal U23-Spiele angesehen, dann hätten wir auch Spielern wie z.B. Jannik Borgmann viel mehr Spielpraxis geben können.“ Viele im Kader hätten diese Einsatzzeiten gut brauchen können, das hatte Hildmann schon in den vergangenen Monaten immer wieder gesagt. Doch auch wenn sich hier die Lage hoffentlich bald ändert: Der Kader der Preußen wird etwas schmaler. „Dann fahre ich lieber mal mit nur 17 Leuten zum Auswärtsspiel“, so Hildmann plakativ – um direkt hinterherzuschieben, dass so etwas schon angesichts der Nachwuchsspieler in der U19 kaum jemals soweit kommen würde.
Ein paar offene oder bereits entschiedene Themen gibt es.
- Stichwort Torwarttrainer: „Wir sind in Gesprächen, aber es ist noch nichts entschieden. Das Alter ist mir egal, die Kompetenz muss vorhanden sein und die Chemie muss stimmen.“
- Okan Erdogan: „Er will ja offenbar weg (so schreibt es die Bild, Anm.d.Red.), hätte gerne mehr Spielanteile. Aber er hat starke Konkurrenz.“ Erst vor wenigen Monaten hatte Erdogan seinen Vertrag sogar noch verlängert, aber schon im vergangenen Sommer wirkte Erdogan nicht immer so, als sei ein Verbleib beim SCP unbedingt ein echter Wunsch.
- Der Trainingsauftakt ist für den Sonntag, 4. Juli geplant. Am 3. Juli trifft sich das Team zum Sportmedizin-Check. Dass der Kader in großen Teilen steht, freut Hildmann. „Ich bin froh, dass wir nicht mehr so ein Show-Training mit 14 Gastspielern wie im letzten Jahr machen müssen.“