Preußen werfen Sieg weg: Die 66-Sekunden-Katastrophe in Unterhaching
Fassungslosigkeit. Statt sich einen bequemen Platz im oberen Mittelfeld zu sichern, verlor der SC Preußen Münster am Samstagnachmittag sein Spiel in Unterhaching mit 2:3. Binnen 66 Sekunden (!) schleuderte der SCP die eigene 2:1-Führung weg – defensiv mit schlimmen Aussetzern, offensiv mit fahrlässiger Chancenverwertung. Ein ganz schlimmer Nachmittag zum Ausklang der Hinrunde.
Artikelfoto: Unterhachinger Spieler mit dem Torjubel. (Foto: Imago)
Zunächst: Das große Bild ist okay. Der SC Preußen Münster steht mit 25 Punkten im unteren Mittelfeld auf Platz 12 und mit 8 Punkten Vorsprung auf die Abstiegsplätze leidlich sicher da. Das war sicher das erste Ziel der Preußen: sich gar nicht erst in die Abstiegsregionen zu bewegen.
Das große Aber: Statt der 8 Punkte Vorsprung hätten es am Samstag locker 11 sein können. Nein, müssen. Denn was der SC Preußen im Sportpark über 90 Minuten an Chancen vergab, war irre. Einmal mehr zeigte sich: Wenn Malik Batmaz nicht trifft, wird es schwierig für den SC Preußen. Und am Samstag hätte Batmaz vermutlich noch einige Stunden spielen können – ein Tor wäre ihm wohl nicht gelungen. Aus fast jeder Position kam er während des Spiels zum Abschluss, einige Male aus Kurzdistanz, oft mutterseelenallein vor dem Keeper, aber ein Tor gelang ihm nicht. Entweder kratzte Raphael Schifferl den Ball vor der Linie noch weg oder Keeper Rene Vollath packte zu. Es war zum Verrücktwerden.
Auf der Gegenseite erwischte Johannes Schenk einen eher – man darf das wohl so sagen – gebrauchten Tag. Zum 66-Sekunden-Knockout trug er den letztlich entscheidenden Teil bei – erst flog er an einem Eckball vorbei, dann spielte er einen fahrlässigen und völlig unnötigen Flachpass in den Lauf der Unterhachinger. Das war eine ziemlich unheilige Mischung und das tragische Los der Torhüter. Fehler hier bringen eben fast immer Gegentore.
Als Mannschaft machte der SCP vieles richtig, gerade mit Blick auf die phänomenale Zahl der fehlenden Profis. Das war bemerkenswert, wie engagiert und stabil der SCP über weite Phasen des Spiels die Ausfälle wegsteckte. Aber zwei Dinge machte das Team eben schlecht: Vorne fahrlässig, hinten fahrlässig. Und so wurde die quälend lange Tour nach Süddeutschland am Ende zur kapitalen Pleite. Richtig bitter.
Dabei hatte doch alles so gut angefangen. Nach 8 Minuten jubelte der SCP bereits, nachdem der Ball über Böckle und Kyerewaa zu Yassine Bouchama gelangt war und der Preuße einfach energisch abzog. Das 1:0 war direkter Beleg für Münsters starken Auftakt.
Und Joel Grodowski hätte fast direkt danach das 2:0 nachgelegt, scheiterte aber am Torwart und dem Pfosten. Die Ernüchterung folgte: Simon Skarlatidis traf nach einer unklaren Abwehraktion des SCP zum direkten 1:1 (11.). Diesmal bekam Skarlatidis direkt die Chance auf die eigene Führung, scheiterte aber nach 14 Minuten mit seinem Schuss.
Insgesamt wirkte aber der SCP deutlich stärker, vor allem offensiv. Immer wieder erspielte sich der SCP gute Szenen, brachte aber wie eigentlich immer den letzten Pass, den Abschluss nicht richtig unter. Trotzdem lag die Preußenführung eigentlich über 90 Minuten immer mehr in der Luft. So wie nach 34 Minuten, als Batmaz nun erstmals ins direkte Duell mit Vollath ging – der Unterhachinger Keeper blieb Sieger (34.).
Mit dem 1:1 ging es in die Pause, aus der die Preußen unverändert herauskamen.
Aber eben auch mit Offensiv-Wucht. Nach 47 Minuten musste Schifferl für die Gastgeber retten. Weil die Unterhachinger einen ganz schlechten Rückpass in den Lauf von Batmaz spielten, durfte der frei in den Strafraum eindringen, umkurvte Keeper Vollath, schob dann Richtung Tor – aber Schifferl rettete per Grätsche!
Nach 56 Minuten war es erneut Schifferl, der im Mittelpunkt stand: Diesmal rettete der Abwehrspieler für seinen Torwart gegen Batmaz‘ Schuss. Unglaublich, dass es immer noch 1:1 stand …
Zwei Minuten später war es denn Bouchama, der einen Handelfmeter erzwang: Sein Schuss aus 18 Metern erwischte Schifferl am Arm. Der Unterhachinger hatte sich zwar mit angelegten Armen zur Seite gedreht, stoppte aber den Torschuss trotzdem mit der Hand – Elfmeter. Und den verwandelte Joel Grodowski eiskalt zum 2:1. Endlich entsprach das Ergebnis dem Spielverlauf!
Und ja, erneut hätte der SCP erhöhen müssen. Müssen. Müssen. Nach 64 Minuten war wieder Schifferl Sieger gegen Batmaz. Grodowskis Schuss war zuvor von Vollath nur weggeklatscht worden, so dass Batmaz in Schussposition kam. Aber nicht traf.
Und dann brach alles zusammen. 67. Minute, Eckball Unterhaching. Schenk war unschlüssig in seiner Reaktion, griff halb daneben, halb gar nicht ein, Tor. Das 2:2. Und kaum war das Spiel wieder angepfiffen, spielte Schenk einen völlig unnötigen Pass vor dem eigenen Strafraum zu Koulis, der schon fast im Zweikampf war – Unterhaching schnappte sich den Ball, Skarlatiidis schob quer zu Aaron Keller, der sagte Danke und traf locker zum 3:2 (68.). 66 Sekunden Wahnsinn – und das Spiel war verloren.
Im Grunde bekam der SCP nach dem Nackenschlag nur noch eine echte Großchance: Benjamin Böckle scheiterte aus Kurzdistanz an Vollath – auch das musste eigentlich ein Preußentor sein. Unterhaching spielte es aber nun schlau runter. Münsters verzweifelte Wechsel und der Zwang, mehr zu wagen, brachte Unterhaching Raum und Zeit. Münster kam phasenweise gar nicht mehr an den Ball, die Gastgeber liefen einfach die Zeit runter. Ein letzter Versuch von Batmaz steuerte aber eher in den Unterhachinger Abendhimmel, dann rettete Schenk einmal großartig gegen Skarlatidis – aber das war schon in der Nachspielzeit.
Dann war Schluss und die absurdeste Niederlage der Hinrunde besiegelt.
Spiele am 19. Spieltag | ||
RW Essen | 1:0 (1:0) | VfB Lübeck |
1. FC Saarbrücken | 2:2 (0:0) | SSV Jahn Regensburg |
Borussia Dortmund II | 2:1 (2:0) | Hallescher FC |
SV Waldhof Mannheim | 3:0 (2:0) | Erzgebirge Aue |
FC Ingolstadt 04 | 4:0 (0:0) | SV Sandhausen |
SC Verl | 0:3 (0:2) | SSV Ulm 1846 |
SpVgg Unterhaching | 3:2 (1:1) | SC Preußen Münster |
MSV Duisburg | 17.12, 13.30 | Dynamo Dresden |
Arminia Bielefeld | 17.12, 16.30 | TSV 1860 München |
FC Viktoria Köln | 17.12, 19.30 | SC Freiburg II |
19. Spieltag | |||||
Mannschaft | Sp. | Tore | Diff. | Punkte | |
1 | SSV Jahn Regensburg | 19 | 30:16 | 14 | 42 |
2 | Dynamo Dresden | 18 | 28:15 | 13 | 37 |
3 | SSV Ulm 1846 | 19 | 32:26 | 6 | 33 |
4 | FC Ingolstadt 04 | 19 | 38:25 | 13 | 31 |
5 | SC Verl | 19 | 38:32 | 6 | 30 |
6 | SV Sandhausen | 19 | 28:25 | 3 | 30 |
7 | RW Essen | 18 | 22:23 | -1 | 30 |
8 | SpVgg Unterhaching | 18 | 24:18 | 6 | 28 |
9 | Borussia Dortmund II | 19 | 24:22 | 2 | 28 |
10 | 1. FC Saarbrücken | 19 | 32:23 | 9 | 27 |
11 | Erzgebirge Aue | 19 | 23:24 | -1 | 27 |
12 | SC Preußen Münster | 19 | 30:26 | 4 | 25 |
13 | Arminia Bielefeld | 18 | 30:30 | 0 | 22 |
14 | FC Viktoria Köln | 18 | 28:31 | -3 | 22 |
15 | TSV 1860 München | 17 | 18:20 | -2 | 20 |
16 | Hallescher FC | 18 | 27:38 | -11 | 18 |
17 | SV Waldhof Mannheim | 19 | 21:33 | -12 | 17 |
18 | VfB Lübeck | 19 | 18:33 | -15 | 14 |
19 | MSV Duisburg | 18 | 11:22 | -11 | 13 |
20 | SC Freiburg II | 18 | 14:34 | -20 | 9 |