Preußen Münster nimmt Revanche: 1:0-Sieg gegen RW Essen
Im Sturm von Münster, zwischen Böen und Regenschauern, verwehte am Samstag in Münster die Essener Hoffnung auf einen Auswärtssieg. Nach 93 anstrengenden Minuten auf immer schlechter werdendem Rasen hatte der SCP die Oberhand behalten, RW Essen kassierte die zweite Saisonniederlage. Eine Leistung des gesamten Teams.
Preußen-Trainer Sascha Hildmann war nach dem Ende nur noch glücklich. An der Teamleistung der Preußen gab es ja auch nichts herumzumäkeln. Erst stand der SCP spielerisch seinen Mann, später warf er sich mit Leidenschaft in die Abwehrschlacht. Zumindest für den Moment ist der Vorsprung auf Essen auf vier Punkte geschmolzen (wobei RWE bekanntlich zwei Spiele weniger hat). Trotzdem: Für das Gefühl und die Restspannung war der Heimsieg doppelt und dreifach wichtig. Das war dann doch auch im Umfeld des Stadions zu spüren, wo sich ausnahmweise doch ein Dutzend Fans zusammengefunden hatten und vom Parkplatz hinweg einmal zaghafte „Preußen“-Gesänge rüberwarfen.
Sascha Hildmann hatte wie angekündigt ein bisschen rotiert. Julian Schauerte bekam nach endlosen Spielen mal eine kleine Verschnaufpause, auch Joshua Holtby durfte zunächst auf der Bank Platz nehmen. Auf dem Feld bekam stattdessen Joel Grodowski einen Platz, hinten in der Defensive rückte Roshon van Eijma für Schauerte ein. Der SCP startete auch mit einer Dreierkette, wobei Frenkert und Langlitz vorrückten, Schwadorf und Grodowski als Flügelspieler mit Tempo das Spiel nach vorn treiben sollten – in Richtung Zielspieler Wegkamp. Und der Stürmer bekam noch eine Sonderaufgabe. Er sollte Dennis Grote bearbeiten und beschäftigen, so dass der nicht das Essener Spiel von hinten aufbauen konnte. (Spoiler: Das klappte ganz gut).
Nun: Münster startete fulminant ins Spiel, lief Essen hoch an, störte früh. Und kam so auch zu kleineren Momenten. Schwadorfs Hereingabe hätte nach zwei Minuten gut Grodowski erreichen können, doch der rutschte weg. Dann setzte Langlitz Wegkamp ein, doch dessen Schuss geriet zu schwach. Nein, das waren keine Chance, aber zumindest setzte der SCP Akzente, während Essen in dieser ersten Viertelstunde nicht einmal in der Nähe des Preußen-Strafraums erschien.
Nach 14 Minuten allerdings fasste sich Jules Schwadorf an den Oberschenkel. Sekunden zuvor hatte er den Ball gegen drei Essener gesichert, jetzt war Schluss. Früh musste er raus (wie lange ihn die Verletzung stoppen wird, ist noch unklar, aber Schwadorfs Saison bleibt eben eine Berg- und Talfahrt), für ihn kam Schauerte ins Spiel, dessen „Schaffenspause“ unerwartet schnell beendet war.
Der Wechsel gab auch einen spürbaren Bruch im Preußenspiel, das zuvor gerade über Schwadorfs Seite viel Schwung hatte. Und so kam Essen dann endlich auch im Spiel an. Backszats Schuss von der Strafraumgrenze parierte Max Schulze Niehues stark zur Ecke – das war der erste Warnschuss der Gäste.
Es war nun ein Spiel auf Augenhöhe, in dem allerdings RWE die besseren Torchancen bekam. Erst allerdings hätte der SCP gerne einen Elfmeter gesehen, nachdem Langlitz im Strafraum von Kevin Grund zu Fall gebracht worden war – aber einen Strafstoß gab es nicht. Zwei Minuten später hätte Langlitz den SCP aber in Führung bringen können: Sein Schuss Richtung langer Pfosten verfehlte das Tor nur knapp (26.).
Die nächste große Chance gehörte aber Essens Cedric Harenbrock: Der scheiterte frei vor Schulze Niehues. Nach Chancen stand es nun 2:1 für Essen. Und die Rot-Weissen bauten das nach 34 Minuten aus: Eine gewaltige Doppelchance brachte kein Tor. Erst scheiterte Harenbrock am Pfosten (!), den Nachschuss schob Backszat Zentimeter am Pfosten vorbei. Das. War. Knapp.
Simon Scherder musste dann im Strafraum energisch vor Simon Engelmann klären, dann klärte Schauerte nach einem Kopfball auf der Linie. Nach Chancen war Essen klar vorn, aus dem Spiel heraus aber eben nicht so deutlich.
Trotzdem fehlte dem Spiel der Preußen spürbar Entlastung. Erst in der 45. Minuten ergab ein Einsatz von Grodowski noch einmal so etwas wie Gefahr. Scharf brachte er den Ball vor das Tor, wo Essen gerade noch zur Ecke klären konnte. Mit dem 0:0 ging es dann in die Pause.
Essen wechselt zur Pause, brachte Herzenbruch und Platzek ins Spiel. Aber den Stich setzten die Preußen. Wegkamp schickte Grodowski links auf die Reise, dann startete der Preußenstürmer selbst durch. Grodowski gewann das Laufduell, ließ den Gegenspieler stehen und wuchtete den Ball wieder zentral vor das Tor, wo Wegkamp frei stand und den Ball ins Tor hob. Die Führung für den SCP – zum perfekten Zeitpunkt!
Jetzt wurde es ein Spiel mit verteilten Rollen. Essen rannte mit Wut an, Münster warf sich mit allen dagegen – und suchte die Umschaltmomente aka Konter. Im einsetzenden Regen erspielte sich kein Team mehr klare Chance in dieser Phase, vieles blieb im Mittefeld stecken. Münster agierte aufmerksam, klärte alles.
Es war nun ein Abnutzungskampf. Essen bekam etliche Standards, mehrere Freistöße aus unterschiedlichen Positionen, aber irgendwie bekam der SCP immer noch ein Bein dazwischen und wenn nicht, half Max Schulze Niehues aus. Er war überall, eine Bank, ein völlig fehlerloser Rückhalt. Ein Spiel wie gemalt für einen starken Torhüter, der in der Liga sonst oft nicht viel zu tun hat.
Und wollte man dem leidenschaftlichen SCP etwas vorwerfen, dann dass er nicht das 2:0 erzielte. Die beste Chance der zweiten Hälfte gehörte dem SCP, als Alexander Langlitz völlig allein auf Davari zusteuerte, dann aber am Essener Schlussmann scheiterte. Und kurz danach hätte Remberg mit einem guten Querpass Wegkamp in freie Schussbahn bringen können, aber da fehlte wohl die Kraft.
Es reichte auch so, Münster revanchierte sich für das 0:1 im Hinspiel, sicherte sich das Prestige des Sieges gegen RWE und erfreute nebenbei Borussia Dortmund II – doch der „kleine“ BVB muss bekanntlich ebenfalls noch in Münster antreten…