Preußen Münster ist plötzlich das Bollwerk der 3. Liga
Der Abstiegskampf fördert beim SC Preußen Münster sonderbare Zahlen zutage. Denn aus der einstigen Schießbude der Liga wurde das – Tusch! – defensivstärkste Team! Zumindest mal für den Moment. Denn seit exakt 333 Minuten hat der SCP kein Gegentor mehr kassiert. Christian Kühlwetter gelang das beim 1:1 nach 27 Minuten in Kaiserslautern zuletzt. Aktuell stabiler steht kein Drittligist.
In der Hinrunde kassierte der SCP 39 Gegentore in 19 Spielen. Macht mehr als zwei pro Spiel. Nur Schlusslicht Jena und Bayern II waren noch etwas schlechter: 41 bzw. 42 Tore. Würde man so großzügig sein und die 1:4-Pleite gegen Duisburg herausnehmen, hätte der SCP in 7 Spielen lediglich 3 Gegentore kassiert – aber selbst mit den tatsächlichen 7 Gegentore kommt der SCP auf eine Topbilanz. In der Rückrunde haben nur 4 Teams weniger Gegentore kassiert.
Ganz aktuell steht der SC Preußen mit seinen 333 Minuten ohne Gegentor einsam in der Liga – kein anderes Team kassierte zuletzt weniger Gegentore. Nur zwei Teams kommen ansatzweise in diese Region: SV Meppen mit 220 Minuten und Viktoria Köln mit 207 Minuten.
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Die Zahlen verblüffen, aber sie kommen sicher nicht grundlos oder zufällig. Sascha Hildmann hat dem SCP eine beinharte Kompaktheit verpasst, eine völlig neue Stabilität. Es brauchte ein paar Tage, um das zu verinnerlichen, aber nach dem Duisburg-Spiel ging ein Ruck durchs Team. Nach der komplett verkorksten Hinrunde brauchte es wirklich ein paar Erfolgserlebnisse für das Team, damit Vertrauen in die eigene Stabilität einzog. Jetzt trauen sich ernsthaft Preußenspieler Dinge zu sagen wie: „Gegen uns ein Tor zu erzielen, ist nicht leicht, weil wir ekelig spielen.“ Oliver Steurer formulierte das so – wobei der Winterneuzugang ja noch am ehesten ohne den Hinrunden-Ballast auftreten kann. Er ist aber nicht der einzige. Auch Alexander Rossipal, zuletzt in Uerdingen einer der stärksten Preußen, hatte einen ähnlichen Eindruck. „Hinten steht die Null, nach vorne geht immer was. Das greift derzeit, das ist die Basis.“
Wobei Rossipal auch sein eigenes Spiel gegen Rostock zugunsten der Mannschaft etwas umstellen musste. Am Montag war er nicht so häufig offensiv zu sehen wie zuletzt. Ausflüge zum gegnerischen Strafraum blieben eher selten. „Wir mussten eben bis zum Ende wahnsinnig verteidigen, haben aber alles reingehauen.“
Reinhauen, verteidigen, kompakt und positionstreu arbeiten: Das ist Basis für den weiteren Saisonverlauf. Der „Dreckssieg“ im Schmuddelwetter war vielleicht nichts für Tiki-Taka-Freunde, aber trotzdem etwas für die höchste Gefühlsetage. Das fühlte sich nicht nur an wie eine Schlacht, das sah manchmal auch so aus. Und solche Spiele lieben Spieler wie Fans. Wer im Stadion war, fühlte das bis in die Knochen. Am Ende, gerade in der Schlussphase, schaltete der SCP irgendwie auf „All in“. Das war mehr als 100 Prozent, da ging noch ein Prozent mehr. Nicht fußballerisch, aber vom Einsatz her, vom Willen, von der Leidenschaft. Simon Scherder fand die Worte für das Gefühl. „Du merkst so ab der 80. Minute, dass hier nichts mehr anbrennt. Der Gegner kriegt einfach keine Hundertprozentigen. Dann hast du hinten Löhmannsröben, Erdogan, Schauerte neben dir… da merkst du als Mannschaft, dass da keiner mehr durchkommt.“
Was zugegebenermaßen aus der Innensicht etwas „einfacher“ klingt als das von den Zuschauerplätzen aus wirkte. Dort wirkte ein anderer Eindruck besser: Nämlich der von jedem Zweikampf, jeder Grätsche, jedem langen Ball nach vorn. Weg vom eigenen Strafraum, Hauptsache nach vorn. „Jeder hat sich in jeden Ball reingeworfen“, so ein durchnässter Scherder. Der musste nach Abfiff auch über Stadionsprecher „Kerni“ grinsen. Torschütze Scherder? „Ich stand in der Nähe, das hat Kerni wohl verwirrt. Aber wenn der Verteidiger da nicht steht, schieße ich ihn rein, den linken Fuß hatte ich noch frei …“
Nun, wie auch immer. Sicher ist: Selten feierte ein Preußen-Publikum ein „Weg mit dem Ball um jeden Preis“ so wie am Montagabend. Fans und Team, das passt im Moment auch einfach wie, pardon, Arsch auf Eimer. Gemeinsam unten raus – so wie es auf dem Banner im Block O noch immer steht.
„Regen, seifiger Platz, eine Abwehrschlacht – so stellt man sich Abstiegskampf wohl vor“, sagte Steurer nach dem Abpfiff und musste dabei selbst grinsen. „Klar wollen wir auch Fußball spielen, aber in der 3. Liga bist du erfolgreich, wenn du hinten sicher stehst und kämpfst. Das ist dann im Zweifel wertvoller als zwei, drei Bälle mehr zu spielen.“
Was das Trainerteam durch „stoische Trainingsarbeit“ (Hildmann) geschafft hat? Es hat Automatismen geschaffen, die nun greifen. Natürlich werde es auch wieder Niederlagen geben, so Steurer, aber mittlerweile mache es „Bock“, weil die Mannschaft mit ihrem kompakten Auftritt erfolgreich ist. Ein bisschen vorsichtiges Vertrauen kann man jetzt langsam in den SC Preußen setzen.
Wasser im Wein gibt es dennoch. Das fast „Tragische“ am Erfolg des SCP ist die Tatsache, dass der Heimsieg eigentlich nur eine Korrektur war. Aus dem 8-Punkte-Rückstand machte der SCP am Ende wieder den 5-Punkte-Abstand. Damit steht das Team nur da, wo es am Freitag schon stand. Man sieht daran, welch langer Weg vor dem SCP liegt – und nicht nur deswegen steht das Duell mit Viktoria am kommenden Samstag unter ganz besonderen Vorzeichen. Verlieren ist verboten. Aber der Abstiegskandidat SCP hat ja auch seit vier Spielen nicht mehr verloren – auch diese Bilanz ist aktuell die beste im Tabellenkeller.
Und wenn schon Zahlen bemüht werden, dann sollte sich der SCP an diesen aufrichten: In der Rückrundentabelle steht der SCP auf Platz 9 – mit weniger Abstand nach oben als unten. In der aktuellen Formtabelle (5 Spiele) reicht es gar für Platz 8. Im Kalenderjahr 2020 ist der SCP das sechstbeste Team der 3. Liga. Alles okay?
So langsam merkt man das die Mannschaft doch eine gewisse Qualität an den Tag legt.Wohl auch wegen der Neuzugänge,und einem Trainer der schon vorher im Profi bereich gearbeitet hat.Wie kann man aber auch eine Saison im Haifischbecken dritte Liga mit einem in dieser Liga unerfahrenen Trainer starten.Nun gut ich hatte zuletzt kaum noch Hoffnung nächst Saison dritte Liga zu spielen,aber mittlerweile glaube ich wieder an den Klassenerhalt.