Preußen Münster: Gerrit Wegkamp nimmt Team in die Pflicht
Das Pokalspiel gegen Hertha BSC dürfte den meisten Zuschauern Freude bereitet haben. Der SC Preußen Münster warf alles in diese Partie hinein, kämpfte, spielte auch Fußball und verwischte den Klassenunterschied in vielen Phasen des Spiels. Wenn es doch auch in der Liga manchmal so gut liefe …
Die Anfangsphase des Pokalspiels darf man wohl höflich als Einarbeitungszeit verbuchen. Hertha spielte die Preußen da ziemlich schwindelig und traf folgerichtig früh. Man durfte Schlimmes befürchten. Es kam aber nicht so, weil sich die Mannschaft des SCP Schritt für Schritt besser ins Spiel arbeitete und dann auch Ideen hatte. Sicher: Dass Hertha als Bundesligist andere Ansprüche hat und spielerisch etwas anzubieten hatte, war für den SCP fast zu schön. So bekam eben auch das Team von Sascha Hildmann seine Anteile – mehr als in den teilweise quälenden Partien in Homberg oder gegen Rödinghausen.
Vermutlich werden die Preußen am Mittwochabend mit Interesse verfolgt haben, dass RW Essen im Nachholspiel in Düsseldorf am Ende auch nur 3:3 spielte (obschon die Mannschaft früh mit 0:3 in Rückstand lag!). Vor zwei Wochen noch drohte Essen auf 9 Punkte wegzuziehen, doch dann nahm sich RWE die kleine Schwächephase, die auch der SCP schon erlebt hatte. Dreimal in Folge spielten die Rot-Weißen nur unentschieden, erst gegen Wiedenbrück, dann beim 1. FC Köln II und nun in Düsseldorf. Sechs Punkte schenkte RWE in drei Partien her und die Tabelle zeigt nun ein aktuelles und halbwegs erfreuliches Bild: Nur noch drei Punkte Vorsprung weist der Tabellenführer auf den SCP auf, der mit 25 Punkten in Lauerstellung hinter Wuppertal und Fortuna Köln liegt.
Punktgleich mit Essen?
Schon am Freitag könnte der SCP zumindest nach Punkten (und für einige Stunden) gleichziehen mit Essen, wenn er denn gegen den FC Schalke 04 II gewinnt. Und das ist nun die Herausforderung: Die Leistung, das Selbstbewusstsein, auch in der Liga wieder besser einzusetzen. Wie sagte es Gerrit Wegkamp nach dem Spiel gegen Hertha? „Wir stehen in der Liga sicher nicht schlecht da, aber zufrieden sein können wir auch nicht.“ So ist das wohl. Ein bisschen hing der SCP zuletzt zwischen Baum und Borke, aber wieder einmal zeigte die Regionalliga, dass vieles eben einfach nur eine Momentaufnahme ist. Jetzt steckt der SCP fast etwas unerwartet wieder mitten im Geschäft.
„Das Spiel gegen Hertha muss auch eine Verpflichtung für die Liga sein“, mahnte Wegkamp daher. Mit Blick auf die sich oft wandelnde Lage in der Tabelle wollte er auch nichts wissen von Rechenspiele, von dem Studium der Zahlen und Erwartungen. „Es bringt nichts, immer das große Ganze zu sehen. Die Rückrunde der vergangenen Saison hat gezeigt, dass es besser ist, einfach nur immer auf seine eigenen Spiele zu schauen.“ Was die Mannschaft gegen Hertha gezeigt hat, müsse sie jetzt auch in der Liga auf den Platz bringen.
Sicher: Das Pokalspiel war in jeder Weise eine Ausnahme. Der Auftritt lässt sich nicht eins zu eins auf die Liga übertragen, die Rahmenbedingungen eben auch nicht. Aber der Wille, die Aggressivität, die Laufbereitschaft? All das wäre in der Liga willkommen und wichtig, war aber nicht immer in dieser Form zu sehen.
Nicht ablenken lassen
Dabei wäre der SCP nicht das erste Team, dass nach einem solchen Ausnahmespiel anschließend Probleme hätte, den Alltag wieder anzunehmen. Gerrit Wegkamp allerdings glaubte nicht, dass der SCP hierfür anfällig wäre. „Wir hatten Hertha beim Spiel in Bonn auch nicht im Kopf. Und am Freitag gegen Schalke ist das auch wieder raus.“ Nur zwei Tage lagen dann zwischen Dienstag und Freitag. Zumindest die Umstände sind dann ähnlich: Erneut geht es unter Flutlicht um Punkte. Der SCP wünscht sich dafür wieder eine ansehnliche Zuschauerzahl. Im Schnitt waren 5.200 Fans pro Heimspiel dabei, im jüngsten Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf II waren rund 4.600 dabei, was wohl die aktuelle Lage bei den Preußen akkurat wiedergibt.
Vielleicht haben sich aber einige Fans anstecken lassen vom Auftritt am Dienstag. Die Mannschaft wurde jedenfalls lange nach Abpfiff gefeiert, viele Zuschauer waren dafür noch länger im Stadion geblieben. Das war allemal ein gutes Zeichen.