Preußen-Kader bröckelt am Saisonende
So richtig überraschend ist das alles nicht. Nach dem bereits offiziellen Abschied von Nicolai Remberg verliert der SC Preußen Münster nach übereinstimmenden Medienberichten auch Henok Teklab. Und offen ist, ob auch Deniz Bindemann gehalten werden kann.
Auf den wichtigen Positionen konnte der SCP in den vergangenen beiden Jahren eine gewisse Kontinuität sichern. Der Abgang von Marcel Hoffmeier war 2022 eine Ausnahme, die allerdings auch nicht unerwartet kam. Für diesen Sommer zeichnet sich allerdings ein größerer Umbruch ab. Teklab und Remberg sind zwei Ausnahmespieler und Leistungsträger, deren Abgang nicht ohne Weiteres aufzufangen sein wird. So ist das eben als Ausbildungsverein in der Regionalliga, selbst mit Blick auf die 3. Liga.
Die gute Nachricht: In beiden Fällen dürfte der SCP seit einiger Zeit wissen, woran er ist. Unvorbereitet werden die Preußen also nicht sein.
Der Fall Bindemann liegt ein bisschen anders. Deniz Bindemann hatte in Münster eine Art Blitzstart hingelegt. Der heute 20-Jährige kommt mittlerweile auf 56 Spiele in der Regionalliga, Westfalenpokal und DFB-Pokal. Seinen ersten Einsatz in der Regionalliga hatte Bindemann in der Saison 2020/2021 am 24. März 2021, also vor ziemlich exakt 2 Jahren. Vier Minuten Spielzeit bekam er beim 2:0 gegen Wuppertal. Es folgten bis zum Saisonende regelmäßige Einsätze, teilweise auch schon über 90 Minuten. Und Bindemann zahlte zurück mit Toren: 8 Treffer gelangen ihm zwischen März und Juni, allein 3 Treffer beim Spiel gegen Düsseldorf. Die Aufmerksamkeit war schnell da, die sportliche Leitung verpasste ihm sogar eine Art Sprechverbot in den ersten Monaten. Bloß nicht überdrehen, lautete die Maßgabe.
Im August 2021 bestätigte der SCP seien Wertschätzung mit einem neuen Vertrag – bis 2023. Schon in der vergangenen Saison reduzierten sich aber die Einsatzzeiten für Bindemann, erst im Saisonfinale fand Bindemann wieder häufiger Berücksichtigung. 3 Tore erzielte er in dieser Saisonphase, 5 Saisontore insgesamt.
Erstmals sprach Bindemann mit 100ProzentMeinSCP öffentlich über seine Erwartungen. Das war im Januar 2022: „Ich hoffe, dass ich etwas mehr spielen kann“, meinte er seinerzeit.
Für die Rückrunde erfüllte sich die Hoffnung zumindest teilweise. Doch mit dem Siegeszug des Duos Wooten/Wegkamp war Bindemann plötzlich abgeschnitten: In der laufenden Saison kam er bisher auf gerade einmal 9 Einsätze, darunter nur ein Startelfeinsatz. In 14 Spielen saß er tatenlos auf der Bank. Das ist definitiv zu wenig, in 206 Minuten war kein Tor für ihn drin, aber immerhin drei Torvorlagen.
Dass Bindemann die Chance auf eine stabile Fußballkarriere hat, liegt wohl auf der Hand. Nur bekommt er derzeit einfach keine nachhaltigen Einsatzzeiten – was zum einen beim derzeitigen Formhoch des Sturmduos Wooten/Wegkamp kein Wunder ist, aber auch im Vergleich mit Alexander Langlitz etwas überrascht. Langlitz stand in 12 Spielen auf dem Platz, wurde in 12 Spielen eingewechselt, erzielte so 4 Tore. Da wären an der einen oder anderen Stelle auch mehr Einsatzzeiten für Bindemann drin gewesen.
In gewisser Weise könnte Bindemann auf den Faktor Zeit setzen: Alexander Langlitz ist 32 Jahre, Andrew Wooten ist 33, Gerrit Wegkamp 29. Aber die Ansprüche sind eben jetzt da – und sein Vertrag läuft bis 2024.
Durch aktuelle Aussagen von Sportchef Peter Niemeyer ist belegt, dass der SC Preußen Interesse daran hat, Bindemann zu halten. Das wird aber wohl nur dann gehen, wenn er eine Perspektive bekommt, die über Einsätze in der U23 hinausgeht. Aber Garantien gibt es nicht.