Nicolai Remberg ist Preußens Durchstarter
Ein großer Redner ist er nicht, Preußen Münsters Nicolai Remberg. Seine Analysen nach Spielen fallen knapp aus, sachlich. Für markige Sprüche und knackige Aussagen sind wohl andere Spieler eher zu haben. Auf dem Platz spricht der 20-Jährige allerdings eine durchaus klare Sprache.
Foto: Nicolai Remberg vor dem Spiel gegen den SV Rödinghausen (2:0).
Seit 2018 spielt Remberg beim SC Preußen, seinerzeit kam er vom FC Eintracht Rheine. Über die U19 rückte er 2019 in die U23 der Preußen auf. Dort machte er im vergangenen Jahr als Stammspieler 19 Spiele (und erzielte dabei 8 Tore), ehe die Oberliga wegen Corona die Saison vorzeitig abbrach.
Der Abstieg brachte den Mittelfeldspieler unerwartet in eine neue Position. Der SC Preußen setzte halb aus Überzeugung, halb aus wirtschaftlichen Zwängen auf den eigenen Nachwuchs – bisher eher wenig berücksichtigte Spieler wie Frenkert, Mekonnen, Klann, Hoffmeier oder eben auch Remberg rückten in den Kader der ersten Mannschaft. Als „Perspektivspieler“, nahmen fast alle an. Nun: Mittlerweile ist klar, dass einige dieser Nachwuchs-Profis einen Leistungssprung hingelegt haben. Bei Remberg deutete sich das nicht vom ersten Moment an.
In der aktuellen Spielzeit bekam Remberg durchaus Einsatzzeiten, allerdings im Minutentakt. Kurzeinsätze, maximal eine gute halbe Stunde, nach Einwechslungen. Aber dank Laufbereitschaft und Einsatz eroberte sich Remberg (wie auch die übrigen „Jungspunde“) schnell einen Stein im Brett beim Trainer. Sascha Hildmann wird nicht müde, die jungen Spieler zu loben und anzutreiben.
Tatsächlich stand Remberg zum Saisonbeginn im September noch dreimal im Kader der U23 – und machte dort drei Spiele über 90 Minuten. Schwer vorstellbar, dass er in absehbarer Zeit noch einmal in der Oberliga aufläuft. Denn gar nicht so klammheimlich eroberte sich Remberg einen Platz in der Regionalliga-Elf.
In Wuppertal am 23. September setzte er das erste Ausrufezeichen. Sein Tor zum 1:1 war wichtig, fast hätte er noch das 2:1 erzielt – verzog aber diese 100-Prozent-Chance, was ihn noch Wochen später nervte, wie er zugab. In jedem Fall war er plötzlich drin, beförderte sich dank einer (allerdings aberwitzigen Roten Karte in Bonn) für ein Spiel raus.
Er kehrte gegen Ahlen zurück, arbeitet das 1:0-Siegtor vor. Und lieferte auch im folgenden Spiel in Lippstadt eine Vorlage ab. Das brachte ihm mehr Selbstvertrauen und führte zu längeren Einsatzzeiten. Im offensiven Mittelfeld (meistens) fand er seinen Platz, rückte aber über verschiedene Positionen. Wichtiger: Derzeit ist Remberg aus dem Team nicht wegzudenken.
Das merkte man Trainer Sascha Hildmann nach dem Sieg gegen Rödinghausen, bei dem Remberg sein zweites Saisontor beisteuerte, deutlich an. Eigentlich wollte Hildmann gar nicht richtig raus mit der Sprache, lieber den Ball flach halten, wie man so schön sagt. Aber dann konnte er doch nicht anders. Das sei schon richtig stark, was Remberg seit Wochen abliefere. „Und jetzt trifft er auch noch…“
Das führte am Montag direkt zum üblichen „Bild“-Sugarstorm. Die Leistungen des Talentes hätten längst für Aufmerksamkeit der Konkurrenz gesorgt, das Interesse sei hinterlegt. Und das Boulevardblatt erklärte auch gleich, dass Rembergs (auslaufender) Vertrag auch wie ein Nachwuchsspieler gestaltet sei – Remberg könne kaum sein Bahnticket vom Wohnort Rheine zahlen… und das sei auch dem Ex-Manager Malte Metzelder anzukreiden, der es versäumt habe, mit Remberg zu besseren Konditionen schon früher zu verlängern. Immer leicht gesagt im Rückblick, wo doch Remberg bis vor wenigen Monaten nur hartnäckigen Preußenfans überhaupt ein Begriff war und auch unter Hildmann in den Resten der 3. Liga überhaupt kein Platz war für ihn (allerdings auch für andere nicht).
Nun: Eine Vertragsverlängerung würde der SCP jetzt sicher gern gestalten, mal schauen.