Nach dem 1:1 in Wuppertal: Kurzer Zoff mit den Preußenfans
Mit letzter Kraft rettete der SC Preußen Münster in Wuppertal noch ein 1:1. Das allein war schon nur bedingt geeignet, die Laune aller Beteiligten zu heben. Aber nach Abpfiff gab es noch einen kurzen Streit mit den Fans.
Torwart Max Schulze Niehues war nach Abpfiff erst einmal – noch voller Adrenalin – genervt von den Reaktionen aus der Fankurve. Einige der Fans dort, nicht die aktive Fanszene, sondern eher unorganisierte Fans, hatten dort vor allem in der zweiten Halbzeit durchaus vernehmlich „Aufwachen!“ skandiert. „Normalerweise lasse ich auf unsere Fans gar nichts kommen, ich bin stolz auf jeden, der Freizeit und auch Geld investiert, da kann ich nur den Hut vor ziehen“, bemühte sich der Torwart um Sachlichkeit. „Diese Saison ist sicher auch nicht einfach für die Fans mit all den Auflagen. Aber jetzt gerade, wo sie wieder ins Stadion dürfen, würde ich mir eine bedingungslosere Unterstützung wünschen“, formulierte er aber auch eine Kritik.
Die „Aufwachen“-Rufe hatten ihn genervt, denn der SCP hatte nach dem Seitenwechsel zwar nicht (mehr) gut gespielt, aber geschlafen wohl auch nicht. Die Kritik von den Rängen brachte Schulze Niehues daher kurzzeitig auf Betriebstemperatur. „Da bin ich emotional gewesen“, gab der Keeper zu.
Als die Mannschaft sich nach Abpfiff wie üblich vor den eigenen Fans verabschiedete und sich das bereits zu einer Gewohnheit gewordene „Alle zusammen für Preußen Münster“ andeutete, wollte Schulze Niehues seine Mitspieler schon Richtung Kabine schicken. „Uns ist heute sicher nicht viel gelungen, aber wir haben alles versucht. Und da hätte ich mir von den Fans noch ein bisschen mehr Push erhofft.“ Es fühlte sich im Augenblick nicht so nach Feiern an.
Dass die Mannschaft also nicht sofort und bereitwillig vor der Kurve feiern wollte, quittierten viele der Fans mit Pfiffen – woraufhin Trainer Sascha Hildmann eingriff und die Mannschaft wieder zurück Richtung Gästekurve schickte. Dort brachten alle dann das Ritual über die Bühne, wenngleich vielleicht nicht bei allen mit gleichem Enthusiasmus.
Es dauerte ein paar Minuten, ehe auch der Torwart selbst wieder etwas heruntergekühlt war. Dann suchte er selbst noch einmal den Weg in die Kurve und klärte die Sache am Zaun direkt. Am Ende fand man also wieder zusammen. „Ich bin noch einmal dahin und habe versucht klarzumachen, dass nichts zwischen uns steht. Wir schaffen Siege nur zusammen, es geht einfach nur gemeinsam.“
Die Kritik des Keepers lässt sich aber durchaus nachvollziehen. Zuletzt im Preußenstadion, im eigenen Wohnzimmer, herrschte Stille, wo eigentlich die vom Keeper erhoffte „bedingungslose Unterstützung“ gefragt wäre. Warum in Wuppertal, ausgerechnet auswärts, plötzlich wieder ein Support stattfand, erschloss sich auch nicht sofort. Die Regeln wie 2G+ oder Maskenpflicht waren unverändert. Sicher gehörte das auch zu den Gedanken, die beim Keeper im Hinterkopf herumspukten. Unter der Kritik an Corona-Maßnahmen sollte ja eigentlich nicht die Mannschaft leiden, die dafür nun am wenigsten kann.
Nun: Den sportlichen Teil hakte Schulze Niehues eher schnell ab. „Wir müssen diesen Punkt einfach annehmen. Wir sind unglücklich in Rückstand geraten, rennen dann die ganze Zeit hinterher und können am Ende froh sein über den Punkt.“ Von der Einstellung her könne man der Mannschaft keinen Vorwurf machen. „Wir machen und tun, es schießt ja auch niemand absichtlich daneben.“
Gut möglich, dass die zwei englischen Wochen schon etwas Kraft gekostet haben, auch wenn das so nicht immer klar zu fassen ist. Gut für den SCP, dass es lange fünf Minuten Nachspielzeit gab. „Das macht auch nicht jeder Schiedsrichter“, war Schulze Niehues froh. „Aber Wuppertal hat auch über das ganze Spiel viel Zeit eingesackt.“ Da ging die Zusatzzeit wohl in Ordnung. „Aber das können wir jetzt natürlich auch einfach sagen“, grinste Schulze Niehues dann doch.