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Münster gegen RW Essen: Westschlager ohne Kraft

Am Freitagmittag war alles schnell gesagt. Nach 14 Minuten war die Pressekonferenz zum Spiel des SC Preußen Münster gegen RW Essen beendet, eine Minute davon ging es um Sascha Hildmanns Haare, dann ein bisschen Engelmann, ein bisschen Grote, im Grunde war längst alle gesagt und das Schicksal dieses Westschlagers kenne eh alle.

Artikelbild: Szene aus dem letzten Heimspiel gegen Essen im April 2010. Münster siegte 4:0.

Um das aufzuklären: Nein, Sascha Hildmann war seit Dezember nicht mehr beim Friseur (so wie viele andere auch), aber das ist rein corona-bedingt und hat nichts mit Aberglaube zu tun. Es spielt ja auch gar keine Rolle, denn es geht nicht um Haare, sondern um Punkte.

Kurzfristig war nach Preußens Siegesserie doch noch ein kleiner Gedanke gewachsen, was denn wäre, wenn…? Aber dann kam der SCP in Lotte nur zu einem 1:1, Essen gewann, hat auch zwei Spiele weniger als der SCP. Allzu große Hoffnungen auf einen Aufstieg gibt es rund um den SCP wohl nicht mehr, auch wenn der Trainer zu Recht darauf verweist, dass noch reichlich Spiele zu spielen sind. Sollten die Preußen allerdings gegen Essen gewinnen, na ja, so ganz wird man die Zählerei nicht abstellen können. Sei’s drum.

Zum alten Westschlager gegen die Rot-Weissen fehlt so ziemlich alles, was aus einem sportlichen Top-Spiel einen Schlager macht. Die Fans. Und damit die Stimmung, das Brummen, die spür- und hörbare Aufregung, die Spannung. Die „Heimwärts“-Aktion des SC Preußen ist nett, sie ersetzt aber weder Stadiongefühl oder sonst etwas von dem, was diese Partie sonst ausmacht.

Und so beschränkte sich das Gespräch am Freitag auf die wenigen unklaren Themen. Benedikt Zahn fehlt beim SCP weiter, sonst sind alle dabei. Und Sascha Hildmann will seinen SCP diesmal etwas mehr auf den Gegner abstellen als vielleicht sonst. Eine „Rotation“ ist angekündigt, wenngleich die wohl kaum umfassend ausfallen wird. Und so schlimm ist die Belastung wohl auch nicht, nachdem diese Woche ja kein Spiel anstand.

Statistik
73 Punktspiele haben beide Klubs seit dem Zweiten Weltkrieg ausgefochten. Die Bilanz spricht eindeutig eher für Essen. Mit 39 Siegen gegen 25 (14 Unentschieden) ist da noch Nachholbedarf. In der jüngeren Vergangenheit allerdings, konkret der vierten Liga, hat der SCP die Nase vorn. 5 Spiele gab es zwischen 2008 und heute, 3 Spiele gewann der SCP, dazu ein 1:1 und eben das Hinspiel mit dem einzigen Essener Sieg. Die Preußen-Siege fielen auch deutlich aus: 3:1, 4:0, 4:0. Nach dem letzten Heimspiel im April 2010 (Tore durch Bakalorz, Güvenisik, Kara und Loose) stieg Essen (damals mit Chitsulo…) sogar in die Fünftklassigkeit ab.

Szene aus dem bis heute letzten Heimspiel des SCP gegen Essen – im April 2010. Hier jubelt Sercan Güvenisik (r.) über sein 2:0.

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Alles ist bekannt – über beide Teams. Dennis Grote kehrt wieder einmal zurück nach Münster, erstmals im Trikot der Essener. Der mittlerweile 34-Jährige ist vom Preußen-Trainer als einer der Pfeifer der Gegner erkannt worden. „Er arbeitet überragend von hinten raus“, wertet Hildmann. „Herz und Seele“ des Essener Spiels sei Grote, so Hildmann. Der Trainer nahm auch noch erstaunt zur Kenntnis, dass Grote trotz seiner langjährigen Verbindung zu Münster und zum Münsterland eigentlich ein Pfälzer Jung ist. Geboren in Kaiserslautern, so wie Hildmann. „Mal schauen, ob ich ihn auf pfälzisch ansprechen kann“, grinste Hildmann.

Dass Essen mit seiner Maschine Simon Engelmann natürlich einen Ausnahme-Spieler mitbringt, liegt auf der Hand. Da muss der SCP einen Mittelweg finden zwischen mann-orientierten Phasen und dem Spiel gegen die Mannschaft als Ganzes. Sicher ist: „Wir wollen uns nicht den Schneid abkaufen lassen.“ Dazu bestünde auch keine Notwendigkeit. Beim Hinspiel lief es etwas blöd, weil Grodowski früh den Pfosten getroffen hatte. Dann war Essen eben das eine Tor besser, aber der SCP eben nicht viel schlechter.

Jetzt, wo der SCP endlich mal stabil mit seiner ersten Elf spielen kann, wird aus diesem Duell sicher ein etwas aussagekräftigeres Spiel als in der Hinrunde. „Wir wollen RWE gar nicht erst ins Spiel kommen lassen“, so Hildmanns Wunsch. Dabei käme es dem spielerisch ja starken SCP grundsätzlich durchaus entgegen, wenn ein Gegner mitspiele. Aachen bekam das zuletzt deutlich zu spüren, aber Essens Qualität, gerade defensiv, ist eben auch etwas besser. Am Samstag will der SCP auch Gerrit Wegkamp als Zielspieler stärker einbinden. In Lotte war Wegkamp dicht dran an seinem zweiten Tor für den SC Preußen, ehe ihm die Sportfreunde das auf Kosten einer Roten Karte klauten. „Mir wäre es lieber gewesen, Wegkamp hätte selbst getroffen. Ich wünsche es ihm jetzt.“ Vielleicht ja am Samstag.

Trotzdem, so oder so: Das Spiel ist ein Gradmesser, glaubt auch Hildmann. „Da wollen wir uns beweisen.“ Nur die Fans müssen eben aus der Entfernung zu schauen. Und damit fehlt dem Westschlager, der sicher kein Derby ist, aber eines der ganz alten NRW-Duelle, die Kraft, die das Spiel sonst entfaltet. Münster gegen RWE ohne Zuschauer ist… meh.

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