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Münster gegen Aachen: Augen zu und durch

Zwei Heimspiele hat der SC Preußen Münster in den kommenden vier Tagen. Sechs Punkte sind zu vergeben, die will der SCP gerne auch alle holen. Indes: Die Vorzeichen sind mau.

Foto: Szene aus dem bis heute letzten Punktspiel gegen Aachen im März 2013. Nach Abpfiff des 1:4 müssen die Aachener zu ihren eigenen Fans.

Münster und Aachen sind spät dran. Die Partie sollte eigentlich schon am 6. Spieltag über die Bühne gehen, aber Coronafälle bei Alemannia sorgten für die Verschiebung. Nun ist es soweit und wir schauen einmal auf die wesentlichen Fakten zum Spiel.

Die Tabelle kann ja jeder lesen. Seit vier Spielen ist der SC Preußen sieglos, schoss dabei nur ein einziges Tor. Binnen drei Wochen hat der SCP zehn Punkte abgegeben und das sieht man in der Rangliste nun auch deutlich. Der Abstand auf die Spitze ist überdeutlich, 17 Punkte! Das sind sportlich Welten.

Immer deutlicher wird, dass der SC Preußen mit seiner Kaderplanung nicht das Glück gepachtet hat. Die beiden erfahrenen Eckpfeiler Dennis Daube und Jules Schwadorf haben ihre Verletzungshistorie aus dem Vorjahr mit nach Münster gebracht – einfach unglücklich angesichts der jeweiligen Gründe. Zudem sind noch nicht alle Neuzugänge auf dem Niveau, das sich der SCP erhofft hatte. Es fehlt Konstanz an allen Ecken und Enden. Und dann kommen solche Dinge wie die Rote Karte gegen Roshon von Eijma dazu, die eine ansonsten starke Leistung sofort wieder ruinierte – Preußens Neuzugang fehlt in eben diesen beiden Spielen vor dem Jahresende gesperrt.

Kein Vorwurf an die jungen Spieler wie Hoffmeier, Klann und Co. „Die Jungs, die schon bei uns waren, sind ja eher durchgestartet“, lobt Hildmann. „Aber gerade für diese jungen Spieler ist es auch noch schwer, die Leistung zu konservieren. Da ist schon mal ein Leistungsloch.“

Okan Erdogan mit „Schuss vor den Bug“

Dazu kommt jetzt auch noch ein Thema, das eigentlich niemand braucht. Okan Erdogan, gerade erst mit einer Vertragsverlängerung, bekam einen „Schuss vor den Bug“ (Hildmann), eine „erzieherische Maßnahme“. Von Erdogan erwartet der Trainer ein anderes Auftreten auf dem Platz. Der letztjährige Neuzugang war im Abstiegsjahr fraglos einer der Gewinner, sofern man das überhaupt sagen kann. Mit geringen Erwartungen hatten die Fans auf ihn geschaut, aber Erdogan überraschte. Die Wechselgerüchte im Sommer hielten sich hartnäckig, der Klub wollte ihn aber keinesfalls abgeben. „Vielleicht ist er nicht ganz mit 100 Prozent bei der Sache“, wirft Sascha Hildmann diese eine Frage auf. Wie auch immer: „Das Thema ist für mich erledigt.“ Erdogan werde gegen Aachen wohl wieder ins Team rücken, allerdings vor die Abwehrkette. „Und dann muss er zeigen, dass er die richtige Wahl ist.“

Wie gesagt: Der SCP hat personelle Sorgen. Und auch ein erhebliches Torproblem. Mit 26 erzielten Treffern stellt der SCP die dünnste Offensive aus der gesamten Spitzengruppe. Nur zum Vergleich: Essen und BVB kommen auf 43 bzw. 42 Tore. Vorne geht wenig, hinten fallen dagegen zu viele Tore. 18 Gegentreffer passen vielleicht absolut betrachtet, aber im Verhältnis zu den erzielten Toren gar nicht. Und daran können die Preußen aktuell eben nichts ändern. Ein Knipser fehlt, der Glaube, es mit jungen Spielern allein richten zu können, erweist sich als Irrtum. Der Trainer sagt: „Ich erwarte von allen, dass sie mal treffen. Langlitz mit fünf Tore ist insgesamt natürlich zu wenig, daran müssen wir arbeiten. Wenn wir den nächsten Schritt gehen wollen, müssen wir die Qualität an den Tag legen. 26 Tore sind zu wenig, wenn wir Chancen für 40 haben.“ Aber Tore schießen lässt sich eben auch nur bedingt trainieren. „Wie viele Chancen willst du denn haben?“, so Hildmanns rhetorische Frage. Am Ende ist das wohl doch eine Qualitätsfrage.

Holtby gegen den Ex-Klub

Vermutlich wird Joshua Holtby, in Oberhausen noch auf der Bank, wieder von Beginn an spielen. Er wäre angesichts der übrigen Ausfälle (Daube, Schwadorf, Grodowski, van Eijma) auch wichtig. Und als Standard-Schütze bringt er eine Qualität mit, die zuletzt Oberhausens Trainer Mike Terranova (etwas überdeutlich) anerkannte: „Münster hat schon die kreativsten und gefährlichsten Standards der Liga“, meinte Terranova. Dazu trägt vor allem Holtby bei.

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In Aachen verbrachte der 24-Jährige in der Hinrunde 2018/2019 eine mäßig starke Zeit, im Winter verließ er den Klub Richtung Maastricht. Gerne würde er der Alemannia zeigen, dass der Eindruck damals nicht korrekt war. In Münster hat er das längst gezeigt – der gebürtige Rheinländer zählt sicher zu den Glücksgriffen der Preußen. (Auch Wegberg-Beeck gehörte zuletzt ja zu Holtbys Ex-Klubs, aber die Partie verpasste er verletzungsbedingt.)

Vielleicht kehrt auch Justin Möbius zurück ins Team. Zuletzt fehlt er zweimal, seine Qualität konnte er beim SCP bisher noch nicht so zeigen. „Hoffentlich hat er die Pause genutzt“, so Hildmann.

Der Trainer – in aller Regel ohnehin nicht übertrieben geheimnisvoll – macht keinen Hehl daraus, dass der SCP derzeit in einer schwierigen Phase steckt. Die Ansprüche an die Spieler sind klar und unverändert. Es ist nicht so, als würden erst jetzt beim SCP die Zügel angezogen. In seiner Ansprache war der Trainer auch bisher deutlich, wenn es angezeigt war. „Die Situation ist einfach: Die Ergebnisse passen nicht zum Aufwand, den wir betreiben.“ Man müsse die Spiele allerdings auch jeweils einzeln betrachten, um die Ursachen zu erkennen. Aber in jedem Fall gelte: „Die Spieler sind jetzt gefragt, gegen Aachen etwas zu holen.“

An der Einstellung gebe es nichts auszusetzen, so Hildmann.

Zahlen und Fakten zum Spiel

Aachen ist auswärts mittelmäßig stark. Vier Spiele, zwei Siege, zwei Niederlagen. Das sind dann 6 Punkte. Mickrige zwei Tore schoss Aachen dabei auswärts, kassierte aber auch nur drei. Das ist insgesamt der schlechteste Wert der gesamten Liga – bei keinem anderen Team klingelt es auswärts vorne und hinten so selten!

Dennoch ist Aachen noch ein bisschen die Wundertüte der Liga. Wegen einiger Spielausfälle (dank Corona) kommt Aachen erst auf 15 Spiele, Münster hat schon 18. Angesichts von aktuell sechs Punkten Abstand in der Tabelle

Bester Torschütze der Gäste ist Hamdi Dahmani (6 Tore). Dahinter tut sich dann lange nichts. Die 15 Saisontore der Gäste verteilen sich auf insgesamt 9 verschiedene Torschützen.

Die erfolgreichsten Torschützen für den SC Preußen Münster in der laufenden Saison sind Alexander Langlitz (5 Tore), Simon Scherder (4 Tore), Joel Grodowski (4 Tore) und Julian Schauerte (3 Tore).

Historie

Aachen gehört zu den ältesten Gegnern der Preußen. Über Jahrzehnte begegneten sich beide Klubs in den höchsten Spielklassen – von der alten Oberliga West über die 2. Bundesliga. Aber wie zuletzt schon RW Oberhausen ist auch Alemannia Aachen in der Neuzeit ein seltener Gegner. Im aktuellen Jahrtausend gab es nur die beiden Drittliga-Spiele in der Saison 2012/2013. Das Hinspiel am umgebauten Tivoli gewann der SCP mit 2:1, auch das Rückspiel ging mit 4:1 klar an die Adler. Der Heimsieg im März 2013 war bis heute das letzte Punktspiel zwischen beiden Mannschaften. Damals trafen Nazarov, Kara und Kirsch (bei einem Aachener Eigentor) für den SCP.

Insgesamt gab es 72 Punktspiele seit 1948. 21 Siegen stehen 30 Niederlagen gegenüber (21 Unentschieden). Vorteil für Aachen. Zuhause allerdings fällt die Bilanz mit 16:8 Heimsiegen deutlich besser aus.

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