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Lippstadt gegen Münster: Krankenlager füllt sich beim SC Preußen

Einen Spieltagskader wird der SC Preußen Münster schon irgendwie zusammenbekommen. Aber drumherumreden muss man nicht: Das Aufgebot des SCP leidet an einer gewissen Schwindsucht. In Lippstadt fehlen am Samstag gleich ein halbes Dutzend Spieler, darunter echte Leistungsträger.

Am Freitag überbrachte Trainer Sascha Hildmann schlechte Nachrichten – nur Minuten nach seinem (allerdings negativen) Corona-Test. „Derzeit sieht es schon doof aus“, gab Hildmann unumwunden zu. Neben dem noch länger fehlenden Joshua Holtby fallen in Lippstadt auch Dennis Daube und Marcel Hoffmeier aus. Letzterer wird mit einem kleinen Faserriss auch noch weitere zwei, drei Wochen fehlen, glaubt der Trainer.

Schon die gesamte Woche fehlte Justin Möbius mit Erkältungssymptomen (auch sein Test auf Corona verlief aber negativ). Jannik Borgmann ist ja schon seit vergangener Woche wieder außen vor.

Richtig bitter ist, dass nun auch Torwart Max Schulze Niehues krank ausfällt. Mit Magen-Darm meldete er sich am Mittwoch ab. Zunächst hatte der Keeper Nackenverspannungen angemeldet, war auch beim Chiropraktiker. Als dann Übelkeit und Erbrechen dazu kamen, war klar, dass es für ihn nicht gehen wird am Samstag. Ins Tor rückt Stellvertreter Marko Dedovic. Der 23 Jahre alte Oberliga-Torwart bringt die Erfahrung as insgesamt 13 Oberliga-Partien mit (dazu 31 Westfalenliga-Einsätzen). Er muss es am Samstag irgendwie richten, wofür ihn Trainer Hildmann vorsorglich stark machte. „Er ist auf dem Platz nicht hektisch, spricht viel.“ Das werde schon werden, er habe keine Bedenken. Für die nominelle Nummer 2 nimmt am Samstag die Nummer 3 Platz auf der Bank – Steffen Westphal kommt ebenfalls aus der U23. Der 21 Jahre alte Torwart war zuletzt aber schon mit im Training.

Vier Ligaspiele gab es zwischen Lippstadt und Münster – allesamt in der Oberliga Westfalen zwischen 2006 und 2008. Dreimal gewann der SCP (3:0, 3:0, 5:0, einmal verlor der SCP ein (allerdings bedeutungsloses) Spiel mit 0:1. Dieses Gegentor war zugleich das einzige Tor, dass der SV Lippstadt bisher gegen den SCP erzielte – zumindest in der Neuzeit des Fußballs.
Das bis heute letzte Ligaspiel fand im April 2008 statt. Der SCP gewann vor 3.210 Zuschauern im Preußenstadion mit 5:0 (Tore drch Dede, Sowislo, Talarek, Kara und Wassey). Lippstadt stieg am Saisonende ab.

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Also? Das schränkt die Möglichkeiten der Preußen ein, gerade defensiv. Dazu kommt, dass Münster bislang völlig unbekannter Neuzugang Roshon van Eijma zwar noch keine Minute das Preußentrikot getragen hat, derzeit aber mit der Nationalmannschaft von Curacao fernab Münsters weilt. Es ist manchmal schon ein wenig seltsam mit diesem Kader. Ein (Verletzungs-)Muster ist auch kaum zu erkennen. Die Ursachen für die vielen Ausfälle sind völlig verschieden. Mal sind es Verletzungen nach Fouls oder Trainingszweikämpfen, mal Belastungsfälle wie beispielsweise bei Marcel Hoffmeier, der praktisch aus dem Stand zum 90-Minuten-Stammspieler wurde. Oder die Spieler brachten Blessuren aus anderen Klubs oder Sommerpause mit, die einfach nachwirken und im Spielbetrieb für Probleme sorgen.

Immerhin kann Jules Schwadorf spielen, wenngleich nicht von Beginn an. Der eigentlich hochveranlagte Ex-Wehener kommt mit Blessuren und Nachholbedarf. „Wir bringen ihn lieber gute 20, 30 Minuten als schlechte 60 Minuten.“ Also wird er eher hintenheraus noch einmal für (hoffentlich) neuen Schwung sorgen. Das ist die Theorie.

Und nun?

Wer soll die ganzen Ausfälle auffangen? Okan Erdogan könnte und muss vielleicht nach hinten in die Kette rücken. Dominik Klann könnte das auch, würde aber dann auf der Sechs fehlen. Lukas Frenkert käme grundsätzlich auch in Frage. Dazu wird sich mit Sicherheit eine neue Chance für Gianluca Przondziono ergeben, der zuletzt gar nicht berücksichtigt wurde. Auch Naod Mekonnen könnte zum Einsatz kommen. Er wäre der kampfstärkere Spieler, ein Abräumer, sagt Hildmann, Przondziono der eher spielerische Typ.

In Lippstadt, dem Tabellen-16., wird es in jedem Fall wieder so werden wie immer. Ein unangenehmes Spiel gegen einen robusten und hochmotivierten Gegner. Nur ein einziger Saisonsieg steht für Lippstadt in der Bilanz. „Aber man muss auch sehen, gegen wen die bereits gespielt haben“, so Hildmann. Nun: Gegen fünf Topteams (Düsseldorf II, Köln II, Fortuna, Aachen und Essen). Dabei gingen nur zwei Spiele verloren, drei Spiele endeten Unentschieden. Punkteteilungen sind ohnehin Spezialität der Lippstädter. Bei nur vier Niederlagen (eine mehr als der SCP) endeten sieben Spiele unentschieden.

Zuhause allerdings ist Lippstadt wahrlich kein angsteinflößender Gegner. Nur drei Punkte aus sieben Spielen sind viel zu wenig für den SVL.

Bitter für Marcel Hoffmeier, der sich eigentlich auf das Bruderduell mit seinem Ex-Klub gefreut hatte. Mit ihm sprach Hildmann durchaus über Lippstadt, verpflichtete zugleich seinen Abwehrspieler, gegenüber seinem Bruder bloß den Mund zu halten … Hildmann: „Wir sind aber vorbereitet.“

Wie es der SCP angehen will, ist noch offen. Denkbar, dass etwas am System geschraubt wird. Vielleicht ein 4-4-2, vielleicht ein 4-2-3-1. „Das ist noch nicht ausgereift, wir überlegen noch.“ Es hängt ja auch davon, welche Spieler für welches System besser geeignet wären. Sicher ist, dass es der SCP besser machen muss als gegen Ahlen. „Wir haben uns das Spiel noch einmal intensiv angeschaut, haben da einfach die Räume nicht gut belaufen“, wertet Hildmann. „Dann kamen auch die Pässe nicht gut, es reichte nicht, um die ersten Linien zu überspielen.“ Und so lieferte der SCP gegen Ahlen ein Spiel mit Hängen und Würgen ab, darüber gab es auch keine Diskussionen. In Lippstadt muss sich der SCP steigern, fraglos.

In der Regionalliga West werden die Teams nun auch regelmäßig mit Corona-Schnelltests versorgt. Beim SCP erfolgte dies nun auch – alle Tests fielen negativ aus. Man kann aber davon ausgehen, dass die Wahrscheinlichkeit steigt, dass strukturelle Tests in der Regionalliga möglicherweise zu mehr positiven Fällen führen werden – und Spielabsagen. Die West-Staffel ist bekanntlich die einzige vierte Liga in Deutschland, die überhaupt noch spielt. Möglich machte dies eine Landesentscheidung, nach der die Regionalliga West als Profiliga eingestuft wurde. Dazu gehören regelmäßige Tests auf Corona nun.

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