Last-Minute-Sieg gegen Köln II! Preußens spätes Fußballwunder

Es gibt diese Spiele, die man als Fan gelegentlich verfolgt und denkt: Gibt’s doch nicht. Nun: Der SC Preußen Münster erlebte am Samstag gegen den 1. FC Köln II genau so ein Spiel. Nach 90 Minuten stand der SCP als Verlierer fest, nach 93 Minuten jubelte er als Sieger. Ob das schon alle Beteiligten wirklich glauben?

Nach zwei völlig unterschiedlichen Halbzeiten stand der SCP spät mit mehr als einem Bein als Verlierer auf dem Platz. Die erste Pflichtspielniederlage in 2021 war nur noch zwei Minuten entfernt, die Nachspielzeit lief bereits. Die Gäste führten mit 2:1 und soweit es die Preußen betraf, sah man überall ernüchterte Gesichter – sofern das unter Masken halt erkennbar war. Der einzige, der lautstark von der Seite einwirkte, war Trainer Sascha Hildmann. „Weiter, immer weiter, Münster!“ brüllte er schon lange vor Abpfiff in fast jeder halbwegs guten Szene der Adlerträger. Und ehrlich: So viele richtig gute Szenen hatten die Preußen in der zweiten Hälfte nicht. Trotzdem: Nach jedem Ansatz, jedem Abschlussversuch. „Das drehen wir noch!“ Ob ihm das einer glaubte? „Ich glaube daran“, so Hildmann nach dem Abpfiff glaubhaft. „Das haben wir alles schon erlebt.“ Wenn das Spiel abgepfiffen sei und man habe verloren, okay. „Aber bis dahin, bis zum Abpfiff, ist alles möglich.“

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Weitere Informationen

Die besten Argumente hatte Hildmann da mit Abfiff bekommen – und vielleicht glauben es die Spieler nun auch. Denn aus dem Nichts heraus, wurde aus ernüchterten Verlierern ungläubige Gewinner. Gab es auch selten im Preußenstadion.

Aber kurz zum Verlauf: Sascha Hildmann hatte die fast erwartete Elf aufgestellt, für Heidemann rückte Lukas Frenkert in die Startelf. Und machte eine starke Partie – auch unabhängig vom Tor.

Aber so wie der Trainer es am Freitag formuliert hatte („Alle haben Bock zu spielen“), lief es auch. Der SC Preußen war Herr im eigenen Haus, lieferte eine richtig starke Partie ab. Der Ball lief prima durch die Reihen, das hatte Hand und Fuß. Ein wirklich glänzender Auftritt.

Chancenwucher!

Wenn da nicht, ja, wenn da nicht die Sache mit dem Toreschießen wäre. Meine Güte! Was für Chancen diese Mannschaft vergibt! Auszugsweise: Schon nach vier Minuten wuchtete Schwadorf den Ball in die Mitte, aber Remberg traf zentral den Ball nicht richtig – da wäre freie Bahn gewesen. Schauerte von rechts, Köln muss klären. Nach sieben Minuten: Holtby geht durch, hebt den Ball rüber zum einschussbereiten Schwadorf, aber irgendwie kommt der Ball zu hoch, Schwadorf weiß nicht, wie er ihn nehmen soll – also gar nicht. Da war nichts mehr zwischen Schwadorf und dem leeren Tor. Zum Haarereaufen!

Hoffmeier über links, kann den Ball vor der Torauslinie in den Strafraum legen, rutscht aber aus und kommt nicht hinterher (11.). Dann scheitert Schwadorf völlig frei vor Torwart Julian Krahl (14.). Das war alles in der Startviertelstunde!

Auf der Gegenseite prüfte Köln erst nach 15 Minuten den Preußenkeeper Schulze Niehues, der reagierte aber auf den Schuss aus Kurzdistanz am Pfosten gut und lenkte den Ball zur Ecke.

Aber sofort wieder der SCP: Ecke, Kopfball Wegkamp, in der Mitte steht Langlitz und drückt den Ball aus einem Meter ins Tor. Die Führung für den SCP, verdient, überfällig, absolut in Ordnung.

Ball drin zum 1:0, Langlitz dreht jubelnd ab (19.).

Und die Preußen blieben dran. Schwadorf und der mitlaufende Frenkert im Zusammenspiel, Frenkert geht in den Strafraum, kommt zu Fall – wohl kein Elfmeter. Es gab auch keine Proteste.

Alle erwarteten irgendwie das 2:0. Doch stattdessen jubelte plötzlich „Rot“. Nach einer Ecke segelte der Ball doch arg unbeaufsichtigt quer vor dem Preußentor vorbei. Am Ende stand Petermann richtig und traf zum Ausgleich. Das kam völlig überraschend, Köln hatte vorher nur diesen einen Schuss, den Schulze Niehues geklärt hatte. Fußball eben. Statt klarer Führung plötzlich Ernüchterung.

Münsters Antwort? Schauerte legte den Ball zurück auf Holtby, der verfehlte mit seinem Schuss den Pfosten und damit das Tor nur knapp.

Und noch vor der Pause bekam der SCP die große Chance zum 2:1. Diesmal war es Simon Scherder, der nach einer Hereingabe von Schwadorf am Torwart scheitert. Chancen zuhauf, aber nur ein Tor und dieses dumme Gegentor. Ärgerlich. Und Pause.

Ohne Wechsel weiter

Ohne Wechsel startete der SCP in Hälfte zwei. Kaum lief die, pfiff Schiri Lukas Sauer Elfmeter. Nicolai Remberg hatte seinen Gegenspieler im Strafraum getroffen (Hildmann: „Aus meiner Sicht war das auch ein Elfer.“), erneut trat Petermann an und traf mit einem scharfen Abschluss zum 2:1.

Der zweite Gegentreffer zog den Preußen spürbar den Zahn. Wo vorher spielerische Elemente geglänzt hatten, zog Hektik ein. Schlechte Pässe, verlorene Zweikämpfe, vorbei war es mit Mumm und Selbstbewusstsein. Ein bisschen sehr anfällig wirkte der SCP in dieser Phase.

Köln legte nach, wollte hier den Sieg sichern und den Spielstand ausbauen. Fairerweise sei gesagt: Richtig gute Szenen gab es auch für Köln nicht, aber insgesamt wirkten die Gäste nun klar spielbestimmend. Einen Distanzschuss der Kölner nach 55 Minuten drehte Schulze Niehues noch zur Ecke, drei Minuten später reagierte der Preußen-Torwart gegen Obuz‘ Schuss gut.

Remberg durfte dann raus, ein neuer Akzent musste her. Joel Grodowski kam und führte sich gleich mit ein, zwei guten Szenen ein. Die beste war seine Aktion, nach der er den Ball noch in die Mitte auf Scherder brachte, aber Torwart Krahl gerade noch abwehren konnte. Aber für den SCP wurde es ansonsten schwerer und schwerer. Längst hatte sich Köln gut eingestellt. Den Preußen fiel weniger und weniger ein, außer lang und hoch passierte nicht viel.

Nach 71 Minuten meldete sich Holtby noch einmal mit einem straffen Schuss, den Krahl gut rausfaustete. Der Preuße durfte dann raus, für ihn kam Stürmer William Möller. Das war schon Verzweiflung, aber irgendwie musste der Ball ja ins Tor.

Möllers einzige Szene war ein halber Kopfball nach 83 Minuten, dem aber Kraft und Richtung fehlten. Dann setzte Langlitz einen nicht minder harmlosen Kopfball an. Nein, angesichts der Uhr wuchsen die Zweifel doch sehr. Und als Wegkamp nach 89 Minuten einen Ball ziemlich harmlos über das Tor setzte, war ja eigentlich alles gelaufen.

Denkste.

Hinten jubelt Joel Grodowski über sein Tor zum 2:2.
Frenkert (verdeckt durch Scherder) drückt den Ball am Torwart vorbei zum 3:2 ins Netz,

Es kam die 90. Minute. Gerade waren drei Minuten Nachspielzeit angezeigt, da spielte Grodowski sein Tempo aus und knallte den Ball via Pfosten ins Tor. Der nicht mehr erwartete Ausgleich. Für Trainer Hildmann nur ein Weckruf. „Das ist doch typisch. Da kriegst du als Gegner so ein spätes Gegentor und dann wirst du nervös.“ Recht hatte er. Denn mit der letzten, allerletzten Szene des Spiels drückte Frenkert mit dem Fuß den Ball an Torwart Krahl vorbei ins Netz. Aus 1:2 mach 3:2 – binnen zweier Minuten. Glückskeks SC Preußen! In den Jubel hinein pfiff Schiri Sauer ab.

Statt völlig den Anschluss zu verlieren, hält der SCP zumindest lockeren Kontakt zu den Spitzenteams. Ginge schlechter.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert