Kommentar: Ball im Tor, Halle im Abseits
Der Hallesche FC hat nach dem 2:2 gegen Preußen Münster Einspruch gegen die Spielwertung eingelegt. Man sei benachteiligt worden vom Schiedsrichter, heißt es. Der habe einen Regelverstoß begangen.
Nun sprechen die Fakten eine ziemlich klare Sprache. In der fraglichen Spielminute gab es in Halle zwei Wechsel. Beide Wechsel wurden korrekt angezeigt und beide Wechsel wurden vom Stadionsprecher ebenso korrekt durchgegeben.
Drei Personen unter den 9.000 im Stadion haben dabei irgendetwas falsch verstanden. Einer davon war der HFC-Spieler Pascal Sohm, der offenbar völlig gleichgültig und ohne irgendeinen Kontrollblick auf die bloße Nennung der Nummer 9 reagierte und vom Feld marschierte. Dem weder die Durchsage des Stadionsprechers auffiel noch die Tatsache, dass Halle keine Nummer 27 im Kader hatte, die für ihn ins Spiel kommen könnte.
Ebenfalls unaufmerksam oder falsch informiert: Schiedsrichter Michael Bacher, der sich entweder von Sohm irritieren ließ oder aber von seinem Assistenten eine falsche Info bekam.
Und zuletzt eben dieser Assistent Eduard Beitlinger, der sich – so lassen die TV-Bilder erahnen – vielleicht selbst einen falschen Wechsel notiert hatte. Jedenfalls zeigt Beitlinger im Gespräch mit dem Schiedsrichter mehrfach auf seinen Schreibblock, als weiche das dort Geschriebene von der Wirklichkeit ab.
Was immer aber darauf gestanden haben mag: Die beiden eigentlich völlig korrekt angezeigten Wechsel waren es wohl nicht.
Dass am Ende das Chaos perfekt wurde durch die Rücknahme eines angezeigten Wechsels (statt Boyd musste dann tatsächlich Sohm runter) hatte auf den Endstand überhaupt keinen Einfluss mehr. Ein Stürmer raus, dafür der andere wieder rein.
Was immer Halle sich von dem Manöver verspricht: Verursacht wurde es vom HFC selbst. Welche Benachteiligung ist Halle widerfahren? Dass zum Zeitpunkt des Ausgleichs zwei Stürmer nicht auf dem Feld waren? Dass Washausen zwar am Strafraum war, aber weit weg vom Torschützen? Waren die übrigen sechs HFC-Spieler im Strafraum anderweitig beschäftigt oder warum durfte Torschütze Joel Grodowski da völlig frei den Ball annehmen? War Halles Abwehr in dieser Szene nicht schlichtweg unorganisiert und unaufmerksam?
Fakt ist: Münsters Schuss zum 2:2 war im Tor, aber dass Halle nun am Grünen Tisch versucht, einen durch eigene Unaufmerksamkeit verschuldeten Ausgleich rückgängig zu machen, kann man nur mit einem energischen Abseitspfiff vom DFB stoppen.