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Julian Schauerte: „Was RW Essen macht, ist mir egal“

Was soll man von dem Spiel gegen den Wuppertaler SV halten? Gegen die Top-Teams der Liga hat der SC Preußen Münster bisher erstens kaum gespielt, zweitens aber auch keinen Sieg geholt. Essen kann schon wieder wegziehen. Preußen-Kapitän Julian Schauerte ist das erst einmal egal.

Fast etwas verärgert reagierte der Preußen-Kapitän nach dem Spiel gegen den Wuppertaler SV auf die Feststellung, dass RW Essen das Unentschieden zwischen Münster und Wuppertal wohl bester Laune verfolgt haben dürfte. „Was Essen macht, ist mir egal“, formulierte er mit eindeutigem Tonfall. Dass er gern gewonnen hätte, schob er noch hinterher. Aber: „Das 0:0 geht schon in Ordnung, auf beiden Seiten gab es nur wenig große Chancen.“

Es ist so, dass der SCP am Sonntag einfach keinen guten Auftritt hingelegt hatte. Und ein bisschen bleibt die Frage offen, warum das so ist. War das einfach ein „schlechter Tag“, zumindest von einigen Spielern? Oder war es die Folge der doch erheblichen Ausfälle im Team? Fehlt für die ganz großen Ansprüche eben doch Qualität, zumindest aktuell?

Fragen, die der SCP bisher nicht beantwortet hat. Und wer sie stellt, bekommt dann oft den Verweis auf „die andere Mannschaft“ zu hören, die ja auch etwas vorhabe. Und im Fall von Wuppertal mit Kampfkraft und stabiler Linie dem SCP die Zähne zog. Natürlich ist Wuppertal ein anderes Kaliber als Wegberg-Beeck oder Straelen. Aber der SCP hat ja auch Ansprüche – vielleicht ist der Aufstieg nicht das erklärte und oberste Ziel, zumindest nicht öffentlich. Aber um Platz 5 mitspielen ist ganz sicher nicht das Ziel. Und dann muss der SCP auch in Spitzenspielen punkten.

Die Spurensuche bei den Preußen führte am Ende immerhin doch etwas weiter als „Wuppertal ist ja auch gut“. Schauerte gab zu, dass man am Sonntag „nicht so griffig“ gewesen sei. Nicht so zielstrebig. „Das hatte auch etwas mit den Abläufen zu tun, die wir nicht so draufhatten.“

Die fehlenden Abläufe führten dann wohl auch zu vielen falschen Entscheidungen. „Wir sind nicht in den Fluss gekommen, haben unsere Aktionen nicht durchgespielt.“ Daran müsse man jetzt arbeiten.

Ist das alles auch Folge von Dennis Daubes Ausfall? „Klar fehlt er uns“, so Schauerte. „Aber wir dürfen jetzt auch nicht alles auf ihn schieben. Wir haben immer noch einen breiten Kader.“

Dieser breite Kader, der ja so breit auch nicht ist, zumindest zahlenmäßig, bringt den SCP aber aktuell nicht wirklich weiter. Fakt ist: Irgendwie läuft der SC Preußen derzeit auf der vorletzten Rille. Es reicht für die Spiele gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte. Für höhere Aufgaben sind die Preußen aktuell nicht in Form, so bitter das klingt.

Gerrit Wegkamp fehlt aktuell noch einiges, wie Trainer Sascha Hildmann formulierte.

Ausfälle und Formkurven

Die Ausfälle von Deters, von Pulido oder von Daube engen den Spielraum ein. Die lange verletzten Spieler wie Langlitz oder Wegkamp oder auch Thiel sind noch nicht ansatzweise auf dem Niveau, auf dem sie sein könnten. Gerade die Routiniers Langlitz und Wegkamp sind weit, weit weg von Normalform. „Bei Langlitz ist nach 60 Minuten die Luft weg“, umschreibt Trainer Sascha Hildmann das. Auch Jules Schwadorf ist keiner für 90 Minuten Power. Jan Dahlke hat sichtbar noch Probleme, sich auf die Regionalliga bzw. die Ansprüche des SC Preußen einzustellen. Der Oberliga-Torjäger merkt, dass die Abläufe eine Klasse höher völlig andere sind. „Da muss er sich langsam mal straffen“, fordert Hildmann. Offensiv fehlt dem SCP derzeit trotz drittbester Bilanz der Liga noch immer etwas. Das gilt also auch für den zweiten Stürmer: „Mit Wegkamp bin ich gar nicht zufrieden, das kann man auch mal so sagen.“ Der Ex-Zwickauer ist aktuell weit weg von seiner Form aus der Rückrunde.

Und die, die Hildmann dann von der Bank bringt, sind auch nicht sofort da. Beispiel Henok Teklab. Der wuselige Dribbler hatte sich schnell in die Herzen der Fans gespielt – aber nach seiner Einwechslung fabrizierte er erst einmal ein paar totale Fahrkarten. Viele Ballverluste. Dabei ist Teklab ein Sonderfall, weil er zwar oft durchkommt und dann im Strafraum den Ball verteilen kann – aber den bringt er viel zu selten zum Mann. Das ist symbolisch für das Spiel der Preußen derzeit. Es bleibt zu viel in Ansätzen stecken.

So formulierte es auch Sascha Hildmann: „Wir haben uns im letzten Drittel nicht durchgesetzt, der letzte Pass, das letzte Zuspiel waren nicht genau genug. Da fehlt das Durchsetzungsvermögen.“ Jetzt müsse man mit dem 0:0 leben. Das passiere, wenn „zwei, drei, vier Leute nicht ihre Form erreichen“.

Das alles ist bekannt, aber natürlich zu beheben. Für den Moment muss sich der SCP aufraffen, es geht ja schon am Freitag in Köln weiter, was nicht einfacher wird. „Es sind alles Menschen, die haben mal gute und mal schlechte Tage“, so Hildmann. „Es wird aber nicht leichter werden, alle strengen sich gegen uns besonders an, damit müssen wir leben.“ Und am Ende nur auf sich selbst schauen. „Und in Köln gewinnen.“

„Käsekuchen!“

Ein Blick auf die Tabelle zeigt, wie wichtig ein Sieg in Köln wäre. Denn da kann der SCP reden wie er will: Weitere Punktverluste verschärfen die Lage, weil der Abstand nach oben wächst. Wuppertal, vor allem aber RW Oberhausen, Essen ohnehin: Die Konkurrenz ist viel größer als im Vorjahr, wo es nur um BVB oder Essen ging. So deutlich ist es in dieser Saison nicht mehr.

Aber dass im Umfeld die Ansprüche im zweiten Regionalligajahr schon größer werden und vor allem RW Essen wegzuziehen droht, davon will Sascha Hildmann nichts wissen. „Das ist doch Käsekuchen!“, schimpfte er fast ein bisschen. „Wenn ihr schreiben wollt, dass Essen wegzieht, macht das doch. Aber das ist totaler Käsekuchen.“

Natürlich: Das Heimspiel gegen Wuppertal war erst der 9. Spieltag einer langen Saison. Aber frühzeitig den Anschluss zu verlieren, sendet das falsche Signal. Nach außen, aber auch nach innen. Selbst eine bockstarke Rückrunde rettete den SC Preußen in der vergangenen Saison nicht mehr und dauernd hinterherzulaufen, ohne den Anschluss wirklich herzustellen, wäre für alle unbefriedigend.

Hildmann verweist auf die Belastung: „Seit August haben wir 13 Spiele gemacht, das merkt man jetzt schon.“ An der Zahl der Verletzungen, im Kopf. „Das geht an die Substanz.“ Aber auch wenn das alles richtig ist: Die Konkurrenz hat die gleichen Bedingungen.

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