Erleichterung pur! Preußen gewinnt Schlammschlacht gegen Rostock
Was für ein Abend! Mieses Wetter, Dauerregen, alles naß. Der Rasen eine Kata, matschig, seifig, dreckige Trikots, Kampfspuren überall, schlimm, schlimm, schlimm. Und was für ein wunderbarer Abend! So sieht Abstiegskampf aus, so muss er sich anfühlen. Und auch deswegen grinste der ganze SC Preußen Münster an diesem verdammten Montagsspiel-Flutlichtabend über beide Ohren. 1:0 gegen Rostock, der SCP lebt immer noch und kämpft und arbeitet und wirft sich rein.
Es gibt keine Pause nach dem Sieg. Schon am Dienstagmorgen steht das ganze Team wieder auf dem Trainingsplatz, dann ist die Ehrenrunde durch das Stadion erst ein paar Stunden her. Aber was muss, das muss. Am Samstag steht das erste der direkten Duelle an. Der SCP reist zu Viktoria Köln, fünf Punkte Abstand sind es aktuell. Da weiß jeder, aber wirklich jeder Bescheid. „Wir müssen da einfach weitertrainieren“, so Trainer Sascha Hildmann nach dem Sieg. „Aber dosiert.“
Das spektakuläre Finish in einer Partie, die tatsächlich alles bot, was Drittliga-Abstiegskampf halt so bieten kann, erarbeitete sich der SCP durch eine unglaublich engagierte Leistung. In jeden Ball warf sich jeder Preuße rein, das war eine Leistung des puren Willens. Nein, das war nicht schön oder elegant. Das war genau richtig. „Gras fressen“ würde Jan Löhmannsröben das nennen – und das tat der SCP. Kein Preuße, der nach Abpfiff nicht mit Dreck im Gesicht in die Kabinen marschierte.
Preußentrainer Hildmann hatte seine Elf leicht verändert – Mörschel (gesperrt) blieb draußen, Rodrigues Pires rückte wieder ins Team. Ansonsten war das die Elf aus dem 2:0-Sieg gegen Uerdingen.
Die Anfangsphase gehörte eher den Rostockern, die besser ins Spiel kamen. Beste Szene in dieser Phase war eine Flanke von Nico Neidhart, die Nils Butzen aber nicht verwerten konnte. Eben jener Butzen war es dann kurz danach, der in der Mitte John Verhoek in Szene setzte, aber auch der vergab per Kopf.
Keine Frage, Hansa bis hierhin mit mehr vom Spiel. Ehe die Adler erwachten, dauerte es 12, 13 Minuten. Aber dann kamen auch Szenen. Die beste für Lucas Cueto: Mit Tempo und einem klasse Zuspiel von Fridolin Wagner knallte Cueto den Ball aus spitzem Winkel an den Pfosten. Die beste Chance des Spiels bis dahin!
Weiter der SCP: Seref Özcan mit tollen Ball von rechts raus auf Marco Königs, der zielte knapp am Tor vorbei. Und auf der Gegenseite klärte der SCP gemeinsam einen schnellen Angriff der Gäste.
Das war es fast aus der ersten Hälfte. (Nicht) Erwähnenswert war ein Freistoß von Rodrigues Pires, der dann viel zu harmlos in der Mauer landete. Immerhin: Ein 0:0 zur Pause, alles war drin.
Unverändert kam der SCP dann raus. Jetzt war die Marschroute etwas verändert worden. „Wenn wir hier etwas mitnehmen wollen, müssen wir mehr Mut zeigen“, formulierte Hildmann später seine Halbzeitansage ans Team. Und das tat der SCP auch. Und prompt führte das zu mehr Szenen für den SCP.
Nach 50 Minuten war es erneut Cueto, der von der Strafraumgrenze mal abzog – Ecke SCP. Die war gefährlich, denn Wagner nahm den heranfliegenden Ball volley – knapp neben das Tor!
Dann rettete Schulze Niehues glänzend gegen Verhoek, der von rechts in den Strafraum gelaufen war – der Preußenkeeper rückte raus, verkürzte den Winkel und parierte prima.
Die rund 7.300 Zuschauer sahen dann die Riesenchance für Rostock: Aber Nartey scheiterte mit einem scharfen Schuss (oder eine Hereingabe?).
Jetzt wurde es noch spannender. Wer würde hier den entscheidenden Treffer setzen? Luca Schnellbacher (eingewechselt) traf nicht nach 63 Minuten – sein Ball rauschte am Pfosten vorbei. Aber die Preußen ließen nicht nach, stellten sich hoch hin und ließen Rostock nicht so viele Räume. Der Lohn der Arbeit? Wieder ein Eckball.
Es war die 67. Minute. Oliver Steurer schraubte sich am höchsten und der Ball landete vor den Füßen von Torwart Markus Kolke, der ihn aber nur Nils Butzen vor die Füße ablenken konnte und vom eigenen Mitspieler rollte der Ball ins Tor. Die Führung für den SCP! Stadionsprecher „Kerni“ feierte Simon Scherder, doch der stand nur zufällig in der Nähe. Es war eine Steurer-Rostock-Koproduktion, aber wen kümmerte das? Der Ball drin, der Jubel gewaltig.
Rostock warf nun alles nach vorn – und die Preußen alles dagegen. Jetzt war es ein Spiel mit offenem Visier. Ein Spektakel, das auch die Fans mitriss. Kaum noch einer saß, alle fieberten jetzt mit.
Hildmann wechselte noch einmal, brachte Erdogan für Rodrigues Pires, später Heidemann für Cueto. Hinten dichtmachen, war das Motto.
Aber trotzdem bekam der SCP noch die Hundertprozentigen zum 2:0! Marco Königs profitierte von einem Missgeschick des Gegenspielers, startete zum Sololauf – aber irgendwie bekam Kolke noch die Hand ran! Zum Haareraufen!
Und dann, schon in der 90. Minute, war es Heidemann, der über links Fahrt aufnahm. Aber da war kein Preuße in Anspielposition, also versuchte er es selbst – knapp am langen Pfosten vorbei. Es war zum Verrücktwerden.
Jetzt feierte der Preußen-Anhang jeden Befreiungsschlag wie ein Tor, Hauptsache weg mit dem Ball. Jedes Mittel recht, nur weg, weg, weg!
Und nach drei endlosen Minuten Nachspielzeit war der Pfiff im strömenden Regen eine Erlösung für alle Preußen. Jubel, Erleichterung.
Aber nichts gewonnen. Am Samstag geht es weiter.