Die Rückkehr nach Ahlen
Für die meisten Preußen-Spieler ist der Kurztrip ins Wersestadion nichts Neues. Viele der aktuellen Spieler waren im April beim letzten Punktspiel im April schon dabei, als der SCP mit Mühe gerade so 3:2 gewann. Für die mitreisenden Preußenfans wird es eine Rückkehr nach zehn langen Jahren sein.
Nein, das Münsterland-Duell mit den Nachbarn aus Ahlen ist kein Derby. Zwar liegen beide Städte nur wenig voneinander entfernt, von Stadion zu Stadion sind es 34 Kilometer auf der kürzesten Strecke. Aber sportlich reichte es irgendwie nicht, um eine so enge „Abneigung“ zu entwickeln wie gegen die Derby-Gegner Osnabrück oder Bielefeld. Das dürfte auch damit zu tun haben, dass Ahlen über Jahrzehnte eben sportlich wenig zu bieten hatte. Nur für ein paar Jahre hatten die Rot-Weißen den SCP überflügelt, stürzten dann aber jäh in die Insolvenz und kämpfen heute zumindest um die Regionalliga-Zugehörigkeit.
Im vergangenen April mussten die Fans wegen der Pandemie-Lage draußen bleiben, aber jetzt dürfen sie wieder mit. Zuerst 800 Tickets, dann 200 weitere gingen in Münster über den Tisch. Der SCP wird am Freitagabend mit stattlichem Anhang im Wersestadion antreten.
Es ist tatsächlich zehn Jahre her, seit das zuletzt ging. Und wie lange diese zehn Jahre sind, verdeutlicht ein Blick auf die Lage damals. Münster reiste (wie heute) als Regionalligist an, RW Ahlen spielte in der 3. Liga. Es war ein Westfalenpokal-Spiel und auf Ahlener Seite liefen an diesem Abend Spieler wie Matthew Taylor und Marcus Piossek auf. Auch im Einsatz: Christian „Knappi“ Knappmann, Ahlens bulliger Mittelstürmer, seit Jahren Trainer bei Westfalia Herne.
Ein Tor von Kevin Wölk entschied die umkämpfte Pokalpartie mit 1:0. Damals sahen 3.300 Fans zu, so viel dürften es am Freitag trotz der Nähe nicht mehr werden. Maximal 2.500 sind zugelassen. Aber ein Heimspiel wird es für den SCP ganz sicher.
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Die Zahl der Ahlener Teams, gegen die der SCP in der Vergangenheit spielte, ist übrigens ansehnlich. Vom alten TuS Ahlen über LR Ahlen bis zum heutigen RW Ahlen gab es immer wieder Duelle. Die meisten davon in den Neunzigerjahren in der alten Regionalliga West/Südwest.
Ahlens starke Phase war – übrigens ähnlich wie die vom FC Gütersloh – kurz und knackig. Bis in die 2. Bundesliga führte es die Rot-Weißen, das Wersestadion wurde ausgebaut, große Pläne geschmiedet. Mit dem Geld von Helmut Spikker, der Anfang des Jahrtausends gar die 1. Liga mit Ahlen anpeilte, wurde der Klub künstlich hochgejazzt und stürzte nach dem „Abschied“ von Spikker krachend in die Insolvenz, die den Klub über mehrere Jahre begleitete. Unter Marco Antwerpen hielt sich Ahlen zumindest noch in der Regionalliga, nach seinem Abschied stieg RW in die Oberliga ab. Doch dank Corona und Saisonabbruch kehrte Ahlen im Sommer 2020 zurück in die Viertklassigkeit.
Zurück in die Gegenwart.
Münsters Personallage entspannt sich zumindest teilweise vor dem Spiel im Wersestadion. Vermutlich weiter fehlen wird Jules Schwadorf, aus dessen „Vorsichtspause“ ein „Zwicken“ im Oberschenkel wurde, das den Mittelfeldspieler vermutlich stpppt. Gegen Essen wäre sein Einsatz vielleicht wichtiger.
Dafür ist Thorben Deters wieder dabei, wobei der SCP ja nun auf der Seite auch eine (neue) Alternative hat. Auch Joshua Holtby steht wieder bereit. Alexander Langlitz und Deniz Bindemann sind beim SCP wieder im Training, aber ob das schon für einen Kaderplatz reichen könnte? Wohl eher nicht.
Konkurrent RW Essen spielt gleichzeitig gegen VfB Homberg, RW Oberhausen erst am Samstag in Lotte. Die Liga-Ergebnisse wird der SCP sicher auch im Blick behalten.