Chancenverwertung nervt den SC Preußen Münster
Der SC Preußen Münster deutet an, dass er sogar noch stärker, variabler sein kann als im Jahr zuvor. Doch ein Thema schleppt der SCP offenbar weiter mit sich herum: Aus seinen Chancen macht er zu wenig.
Als die U23 von Borussia Mönchengladbach am Samstag nach 65 Minuten das 1:1 erzielte, da fassten sich alle, die es mit dem SCP halten, an die Stirn. Klar, ein Tor gegen Gladbach? Das kann immer mal fallen. Aber dieses hier hätte dem SCP zwei Punkte geklaut, die nach dem Spielverlauf eigentlich schon eingeplant waren.
Ja, Gladbach kam auf zwei Lattentreffer, sicher. Die Gastgeber hatten durchaus ihre Chancen, natürlich. Gut für den SC Preußen, dass Gladbach auch kein Weltmeister im Toreschießen war. Aber durch die Preußenbrille, und um die geht es hier ja, musste man sagen: Zum Zeitpunkt des Ausgleichs hätte Münster schon höher als 1:0 führen können, müssen. Und dann wäre ein Gegentor ärgerlich, lästig, ein Weckruf, aber würde vorerst nichts an der Drei-Punkte-Ernte ändern.
Tatsächlich gab es da durchaus einige Szenen. Gerade die offensiven Kräfte wie Henok Teklab über die Seite, Jules Schwadorf oder Gerrit Wegkamp standen einige Male im Mittelpunkt, aber dann manchmal sich selbst im Weg. Weil sie versuchten, es besonders elegant zu machen. Ein Querpass hier, einer dort, manchmal fehlte der entschiedene Abschluss.
Gerade eine Szene stach heraus: Nach 58 Minuten hatten Schwadorf und Wegkamp beide die Schuss-Chance. Aber erst zögerte Schwadorf und legte quer und Wegkamp hämmerte den Ball dann trotz völlig freier Bahn über das Tor. „Gerrit darf das Tor da machen“, empfahl Trainer Sascha Hildmann nach dem Spiel lakonisch. Das war nun so locker daherzusagen, weil es am Ende ja doch reichte. Aber auch Hildmann sah das Problem.
„Wir haben uns nicht belohnt, mussten früher treffen. Diese Effektivität, diese Überzeugung vor dem Tor: Die habe ich vermisst.“ Die Mannschaft „verspiele“ sich vor dem Sechzehner, lege quer, niemand wolle die Verantwortung übernehmen. „Warum?“ fragte Hildmann. „Da müssen wir den Hebel ansetzen.“
„Sonst nichts zu meckern“
Das Thema Tore war auch das einzig wirklich Dringliche an diesem Samstag. „Bis auf die Chancenverwertung bin ich sehr zufrieden, da kann ich nicht meckern.“ Es sieht ja auch tatsächlich schon gut aus, was der SCP da abliefert. Henok Teklab auf der Seite ist ein völlig anderer Typ als Alexander Langlitz (was jetzt keine besonders lichte Erkenntnis ist). Er ist ein quirliger Dribbler, der den Zweikampf auch sucht und immer wieder, unablässig, aufs Neue versucht, etwas zu machen und den Ball unterzubringen. Nicolai Remberg, der unermüdliche Renner und Kämpfer. Er ist aus dem Team gar nicht mehr wegzudenken, eigentlich die Überraschung beim SCP überhaupt seit dem vergangenen Jahr. Und natürlich der Kapitän, Julian Schauerte, der am Samstag mal wieder einen blitzsauberen Treffer beisteuerte. Wirklich herausheben wollte der Trainer da niemanden, aber natürlich fallen ein paar Spieler immer mehr auf.
Vielleicht liegt’s auch nicht immer nur am Querpass in letzter Sekunde. Dass Gerrit Wegkamp nach längerer Verletzungspause noch nicht wieder ganz in Form ist, liegt auf der Hand. „Im fehlt noch etwas“, bestätigt der Trainer. „Aber er wird immer fitter und für uns ist er ein ganz wichtiger Spieler mit seiner Präsenz.“ Wegkamp brauche auch Tore, klar, aber die werde er ganz sicher machen. Trotzdem: „Wir müssen dahin kommt, solche Spiele früher zu entscheiden“, so Hildmann. „Auf der anderen Seite: Wenn wir immer 2:1 gewinnen, ist es mir auch egal.“ Tja, Humor ist, wenn man trotzdem …
Allerdings: Wo Schatten ist, muss ja auch Licht sein. Und dieses Licht entzündete Jan Dahlke am Samstag, so wie es eine Woche zuvor Jannik Borgmann tat. Es steckt jetzt offenbar im Team-Bewusstsein, dass ein Spiel erst beendet ist, wenn der Schiri gepfiffen hat. Es ist das Mantra, das der Trainer vorgibt und vorlebt. „Im Fußball kann alles passieren“, sagt Sascha Hildmann immer. Das scheint nun auch in den Köpfen drinzustecken. Zweimal in zwei Spielen kehrte der SCP nun nach Rückschlägen zurück. Gegen Aachen lief der SCP plötzlich einem Rückstand hinterher, in Gladbach schien nach dem Ausgleich der Sieg zu wackeln. Das Tor am Samstag durch Steffen Meurer nervte den SCP. „Aber so etwas passiert“, meinte Jannik Borgmann nach dem Abpfiff nüchtern. „Beim Tor waren wir nicht wach genug, aber haben es umgebogen.“
Glaube an das eigene Können
Doch in diesen Momente zuckte der SCP nur mit den Schultern, steckte die Gegentore weg und gewann trotzdem. Dieser Glaube an die Leistungsfähigkeit des Teams muss auch erst wachsen und das geht nur, wenn das Team auch sich selbst vertraut – und dabei hilft es, wenn es nicht alle zwölf Monate auseinandergerissen wird.
So formulierte es eben auch Borgmann im Gespräch mit 100ProzentMeinSCP. „Wir lassen uns nicht beirren, weil wir um unsere Stärken wissen.“ Klare Position, nur Minuten nach dem Abpfiff. Gelernt ist eben gelernt.