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Bundesweites und weltweites Echo auf Rassismus im Preußenstadion

Der rassistische Ausfall eines jungen Mannes im Preußenstadion hat bemerkenswerte Wellen geschlagen. Seit Freitagabend zieht der gesamte Vorfall mit der bemerkenswerten klaren Reaktion des münsterischen Publikums bundesweit, längst auch weltweit seine Kreise.

Vorab: Die Euphorie, mit der Leroy Kwadwo und das Publikum in Münster nun gefeiert werden, mag im ersten Augenblick etwas überkandidelt erscheinen – aber wer genau darüber nachdenkt, merkt schnell: Nur so geht es.

Der Wucht rechter Propaganda, öffentlicher Manipulation und Irreführung kann man nur entgegentreten mit umso heftigerer Haltung und lautstarker Reaktion. Es geht nicht anders.

Noch am Samstagabend nahm Leroy Kwadwo im ZDF-Sportstudio Platz und berichtete dort von dem Vorfall.

Da standen schon längst bundesweite Schlagzeilen im Netz: Vom Spiegel über die taz bis hin zu Zeit und anderen Magazinen. Jedes Medium in Deutschland berichtete über den Vorfall, vor allem aber über die klare Reaktion auf diesen verbalen Ausfall.

Kwadwo selbst meldete sich am Samstag auf Instagram zu Wort:

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Liebe Fußballfreunde, leider ist es bei unserem Auswärtsspiel bei Preussen Münster zu einem bedauerlichen Zwischenfall gekommen. Ich wurde von einem einzelnen Zuschauer rassistisch beleidigt. Dies macht mich einfach nur traurig. Ich habe zwar eine andere Hautfarbe, aber ich bin hier geboren, in diesem wunderbaren Land, das mir und meiner Familie so viel gegeben und erst ermöglicht hat. Ich bin einer von Euch, ich lebe hier und darf hier meine Berufung und Leidenschaft als Profi der Würzburger Kickers ausleben. So etwas wie gestern macht mich einfach nur traurig und wütend, weil jeder wissen muss: #Rassismus gehört nicht in UNSERE Welt. Wir alle haben die Möglichkeit, dagegen anzugehen und das Ganze zu unterbinden, wenn’s passiert. An dieser Stelle möchte ich mich ausdrücklich bei allen Menschen im Stadion, den Verantwortlichen und Spielern von Preußen Münster und ganz besonders meinem Team und den Kickers bedanken, die mir sofort zur Seite gestanden sind. Eure Reaktion ist vorbildlich – Ihr könnt Euch gar nicht denken, was diese mir und auch allen anderen farbigen Spielern bedeutet. WIR müssen alle weiter dagegen angehen, wie IHR es getan habt und dies im Keim ersticken lassen! Danke für jede einzelne Nachricht! Ich hoffe, dass sowas endlich ein Ende hat. Danke für Eure Menschlichkeit Euer Leroy

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Diverse Promimente und Profis meldeten sich in der Folge zu Wort. Antonio Rüdiger (Nationalspieler, aktuell FC Chelsea) schrieb auf Twitter: „Wahnsinn… und schon wieder ein Vorfall. Unfassbar. Aber Respekt vor den Reaktionen der Zuschauer.“

Ein Beitrag mit dem Videoschnipsel der Szene wurde von Schauspieler Patton Oswalt („King of Queens“) geteilt und mit dem simplen Hinweis „good“ versehen:

Kwadwo selbst forderte am Samstagabend im Sportstudio härtere Konsequenzen: Der Fußball verfüge über eine große Macht. „Wir sollten dann alle zusammenrücken, sagen, so geht es nicht weiter, dann spielen wir nicht.“ Kwadwo antwortete dabei auf die Frage nach Spielabbrüchen.

Ähnliche Forderungen oder sogar Handlungen gab es ja schon. Als Kevin-Prince Boateng 2013 in einem Testspiel rassistisch beleidigt wurde, verließ er gemeinsam mit seinen Mitspielern des AC Mailand den Platz – die Partie wurde dann abgebrochen.

Solche Maßnahmen könnten möglicherweise ein Weg sein, wenngleich man ein Fragezeichen dahinter setzen kann, ob man damit überhaupt jene Menschen bestraft, die sich so verhalten.

Aber das öffentliche Zeichen wäre, dass so ein Verhalten nicht toleriert wird.

In Münster bekam Kwadwo direkt nach der Szene heftigen Applaus vom Publikum, auch nach dem Spiel waren einige Preußenspieler noch bei dem Würzburger. Der kam dann als einer der letzten in die Kabinen, wo 100ProzentMeinSCP ihn als erstes Medium nach der Szene befragte (siehe unser Text vom Freitagabend).

Auch der DFB meldete sich am Samstag zu Wort und verurteilte den Vorfall. Vizepräsident Günther Distelrath (Qualifizierung und Integration) betonte, dass die Reaktion nach dem Vorfall „vorbildlich gelungen“ sei.

Tatsächlich war der Ablauf fast bilderbuchmäßig. Kwadwo hatte den jungen Mann sofort entdeckt und nach kurzer Schrecksekunde standen ringsum auch Zuschauer auf und forderten den Mann nachdrücklich auf, den Block zu verlassen. Das tat er umgehend – noch bevor die Schiedsrichterin überhaupt informiert war. Oben im Block wurde er aber schnell identifiziert und in Gewahrsam genommen.

Schiedsrichterin Rafalski hatte unterdessen von Kwadwo erfahren, was los war und schickte erst Preußen-Kapitän Julian Schauerte zum Preußentrainer Sascha Hildmann, ging dann auch selbst hin. Hildmann wiederum gab das Zeichen an den Stadionsprecher, der eine Erklärung verlas, die in der 3. Liga für solche Vorkommnisse gemeinsam verfasst worden war.

Die Reaktion des übrigen Publikum war dann deutlich genug. Ein klares Signal gegen Rassismus und Diskriminierung.

Und wegen der Vorbildwirkung dieses gesamten Ablaufs war der öffentliche Wirbel gut – er setzt den Ton in der Debatte, nicht die Rassisten.

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