Als Ansgar Brinkmann vor 850 Fans gegen Schalke II Tschüss sagte

Der Vorverkauf läuft gut beim SC Preußen Münster. Wenn am Samstag die U23 des FC Schalke im Preußenstadion antritt, werden wohl über 8.000 Fans dabei sein. Am Mittwoch waren bereits über 7.000 Tickets verkauft. Das sah vor gut 15 Jahren ganz anders aus. Damals, in der viertklassigen Oberliga Westfalen, waren gerade einmal 850 Fans dabei. Auch damals hieß der Gegner FC Schalke II. Aber zu diesem Spiel gibt es noch mehr zu sagen…

Die Saison 2006/2007. Im Frühjahr 2006 war der SC Preußen erstmals in seiner hundertjährigen Vereinsgeschichte viertklassig. Abgestiegen aus der Regionalliga Nord nach einem Katastrophenjahr, das nicht zufällig (wie 2020) mit der falschen Trainerwahl begann und trotz Trainerwechsel mit dem Abstieg endete.

Unter Georg Kreß sollte der SCP bitte augenblicklich die Rückkehr in die Regionalliga schaffen und einige Zeit lang sah es auch so aus. Doch dann ging nichts mehr zusammen. Ein 1:1 bei den Sportfreunden Oestrich-Iserlohn war der Auftakt zu einer bösen Rückrunde, in der der SCP nur noch 6 Siege (!) holte, aber sogar 8 Spiele verlor. Georg Kreß flog raus, Carsten Gockel sprang ein, aber schon lange vor Saisonende war die Luft raus. Überall.

Als der SCP an diesem Mai-Tag gegen Schalke II antrat, da war das auch äußerlich mehr als erkennbar. Gerade noch 850 (!) Zuschauer verloren sich im alten Preußenstadion. In der Kurve flatterte ein Banner:

Saison 2006/2007, 31. Spieltag: Frust bei den Preußenfans.

Mit dem Abstand vieler Jahre wirkt das alles seltsam entrückt. So wie der Blick auf die Ränge:

Saison 2006/2007, 31. Spieltag: Nur 850 Fans im Stadion – das sah man deutlich.

Immerhin: Gegen den späteren Tabellenzweiten Schalke gewann der SCP mit 1:0, auch wenn das gar keine Rolle mehr spielte. Das Siegtor erzielte der frühere DortmunderUwe Seggewiß bereits nach 21 Minuten.

Auf dem Feld tummeln sich allerhand bekannte Namen: Bei Schalke spielen u.a. der spätere Preuße Jens Grembowietz, Willi Landgraf, das alte Kampfschwein, Danny Latza (heute Bundesligaprofi bei Schalke) und der frühere wie auch spätere Preuße Julian Loose (Foto):

Saison 2006/2007, 31. Spieltag: Willi Landgraf und der spätere Preußen Julian Loose im Schalker Dress.

Aber noch ein Name sticht heraus: Im Schalker Dress spielt auch Marc Lorenz, der gerade im Sommer 2006 erst vom SCP in die Schalker U19 gewechselt war und nun für die U23 in Münster auflief:

Saison 2006/2007, 31. Spieltag: Der Preuße Farat Toku lässt hier den jungen Marc Lorenz aussteigen …

Tja, und noch andere Namen wecken Erinnerungen. Zur Preußen-Startelf gehört Marco Antwerpen., auch Keeper Micha Joswig oder Marius „wir gewinnen sowislo“ Sowislo.

Ach. Und Ansgar Brinkmann. Der „weiße Brasilianer“ war nach dem Regionalliga-Abstieg noch beim SCP geblieben und machte an diesem Tag sein letztes Spiel als echter Profi. Später verdingte er sich aus Jux wohl noch mal beim TSV Juist, aber das war schon kein reguläres Engagement, mehr ein bisschen Auslaufen – bei Transfermarkt sind nicht einmal Spiele von Brinkmann aufgeführt.

Vor dem Spiel wurde Brinkmann verabschiedet – er durfte drei Spieltage vor Schluss gehen, es war, wie gesagt, ohnehin alles egal.

Saison 2006/2007, 31. Spieltag: Ansgar Brinkmann wird vor dem Spiel verabschiedet – von Georg Krimphove, Präsident Marco de Angelis und dem damaligen Aufsichtsrat Bernward Maasjost.
Saison 2006/2007, 31. Spieltag: Ansgar Brinkmann verlässt das Spielfeld und beendet seine Karriere als Profi. Für ihn kommt Thomas Piorunek.
Saison 2006/2007, 31. Spieltag: Ansgar Brinkmann winkt zum Abschied.

In jeder Hinsicht haben sich die Zeiten verändert. Der SCP ist auf dem Sprung zurück in den Profifußball, aus dem Verein wurde eine Kapitalgesellschaft, das Stadion selbst sieht völlig anders aus als noch 2007. Und die Stimmung ist eine ganz andere. 850 Fans in einem Ligaspiel? Das wirkt aus heutiger Sicht einfach kaum noch vorstellbar. Bereits am Samstag ist das sichtbar.

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