5:3-Sieg: Irre Preußen-Party bei Viktoria Köln
Der SC Preußen Münster hat den Kölner Sportpark erobert – und nach einem phasenweise vogelwilden Spiel am Ende einen 5:3-Auswärtssieg eingefahren. Bis zur 60. Minuten lag der SCP zwei Tore hinten, aber dann drehten die Preußen vor 7.613 Zuschauern das Spiel doch noch zu eigenen Gunsten. Matchwinner war ironischerweise die so anfällige Defensivabteilung, auf deren Kappe am Samstag fast alle Tore gingen.
Artikelfoto: S. Sanders
Frühling, Sonne, die Gegengerade im Sportpark fest in Preußenhand: Es war alles angerichtet. Und der SCP trat wieder in den Formation an, die zuletzt Freiburg geschlagen hatte. Von den offiziell 7.613 Zuschauern waren weit über 3.000 aus Münster angereist, die Aussichten elektrisieren eben in der Schlussphase der Saison. Für Köln war es die mit Abstand beste Kulisse der Saison – weit über den bisher
Der SCP startete nach 20 Sekunden mit dem ersten Abschluss in die Partie – auch wenn der Schuss von Marc Lorenz so ungefähr einen halben Kilometer in den Kölner Luftraum flatterte.
Aber sofort zeigte sich der Gastgeber. Kölns erster Angriff war sofort spannend – wenn auch letztlich ohne Abschluss. Marseilers Querpass von links verfehlte die eigenen Mitspieler. Das hätte böse enden können. Aber das tat es dann zwei Minuten später. Ein Fehler auf der rechten Seite, ein Zuspiel von Sticker in die Mitte, dort hob Handle den Ball dann über die Preußen-Abwehr und Keeper Schulze Niehues ins lange Eck. Der denkbar dümmste Auftakt ins Spiel und damit war der SCP direkt wieder unter Zugzwang. Wann immer der SCP zuletzt in Rückstand lag, standen am Ende null Punkte zu Buche…
Es wurde zunächst auch nicht besser, sondern eher schlechter. Köln übernahm die Spielkontrolle, der SCP kam nicht dazwischen. Es ging im Grunde in den ersten 15 Minuten nur in Richtung Preußentor und ständig war Betrieb am Preußenstrafraum – auch wenn die Viktoria sich dabei keine weiteren Chancen erspielte.
Der erste echte Preußen-Abschluss kam dann nach 14 Minuten von Yassine Bouchama, der von der Strafraumgrenze abzog, aber das Tor um einen guten Meter verfehlte. Keine große Gefahr, aber wenigstens das erste Lebenszeichen. Und das nächste kam dann nach 16 Minuten: Bouchama auf Koulis, dessen Schuss klärte Kölns Keeper zur Ecke für den SCP…
Jetzt waren die Preußen aber endlich im Spiel angekommen. Und sofort stand Köln dann auch unter Druck. Die Folge waren kleine Szenen: Bouchamas Tornetz-Roller (17. Minute), aber auch der Steckpass auf Grodowski (20.), der nur knapp scheiterte. Das wirkte nun alles etwas gefährlicher.
Dass Viktoria aber immer eine Herausforderung stellte, wurde sichtbar. Hongs starker Abschluss nach 21 Minuten wurde von Schulze Niehues noch zur Ecke abgefälscht. Viel Platz durfte der SCP den Gastgebern also nicht lassen. Und das wurde nach 25 Minuten doppelt deutlich. Nach eigener Szene am Strafraum kassierte der SCP den Konter, der dann zum 2:0 für Köln führte. Marseiler schloss am Ende mit einem trockenen Schluss ins rechte Eck ab. Die Gastgeber hocheffizient, der SCP defensiv ungeordnet und fahrlässig.
Joel Grodowski bekam nach 29 Minuten dann die beste Chance des Spiels – gegen zwei setzte er sich durch, wurde zentral aus 11 Metern beim Torschuss noch gerade gestört. Das war die große Chance zum Anschluss. Auch der folgende Distanzschuss von Lorenz (auf Batmaz-Zuspiel) war nicht schlecht und führte erneut zur (harmlosen) Ecke. Bis auf Grodowskis Abschlussversuch war das alles aber nur halbwegs gefährlich – irgendwie blieben die Preußen immer stecken. Und wenn sich dann doch echte Chancen boten, dann scheiterte der SCP kläglich: Batmaz‘ Querpass nach links erreichte Grodowski, der den Ball dann von der Strafraumgrenze knapp über das Tor hob (39.). Und Mrowcas Heber (oder sollte es eine Flanke werden?) senkte sich nach 42 Minuten auch nur auf das Kölner Tornetz.
Aber dann belohnte sich der SCP doch noch vor der Pause: Freistoß aus dem Halbfeld, Marc Lorenz hob den Ball in den Strafraum, dort stand Niko Koulis richtig und traf per Kopf sauber ins linke Toreck. Das 2:1 kurz vor der Pause – das war mal richtig wichtig!
Nackenschlag und Drangphase
Dann war Halbzeit. Und dann kam Köln mit dem 3:1 zurück. Schon wieder ein frühes Gegentor. Luca Marseiler verwandelte trotz etwas schwierigen Zuspiels gleich die erste Szene in der 2. Halbzeit zum 3:1 – mit einem Schuss ins lange Eck (47.). Und nur eine Minute später hätte das 4:1 fallen können, weil Max Schulze Niehues nach einer erneuten Schlampigkeit weit raus musste aus seinem Tor und Köln den Ball nicht im leeren Tor unterbrachte. Das war wirklich zum Haareraufen.
Münsters Antwort? Weiter Einwurf von Lorenz, Kopfball, Ecke – aber leider keine Gefahr. Trainer Sascha Hildmann reagierte schon hach 53 Minuten, brachte Daniel Kyerewaa für Bouchama.
Und dann brachte Kölns Keeper Ben Voll den SCP wieder heran. Marc Lorenz wuchtete eine Ecke von rechts ganz scharf vor das Kölner Tor, dort störte Batmaz den Torwart, der dann den Ball zum 2:3 ins eigene Netz lenkte (59.). Torschütze Lorenz oder Voll? Das wird der DFB dann entscheiden, vermutlich für Lorenz, dessen Ecke sich vielleicht auch ohne Voll ins Tor gesenkt hätte.
Schade, dass Kyerewaa dann nach 62 Minuten einen Konter mit einem ganz schlechten Zuspiel zerstörte – da wäre Batmaz völlig frei durch gewesen. Aber nach 66 Minuten folgte direkt die nächste Szene: Bazzoli legte beim Konter links rüber zu Batmaz, doch der scheiterte mit seinem Schlenzer Richtung Toreck. Chancenverwertung? Ganz schlimm. Und weiter ging: Lorch verlor den Ball an der eigenen Strafraumecke, das Zuspiel ging nach links raus zu Batmaz, der scheiterte mit seinem Abschluss. Und dann scheiterte Grodowski im nächsten Anlauf. Ein Wahnsinn …
Aber was passierte dann? Dann begann der Wahnsinn aus Preußensicht. Eckball Lorenz, in der Mitte stieg Hahn hoch und traf zum 3:3! Der Ausgleich! Das ging nach dem Verlauf der Partie längst auch so in Ordnung. Und fast hätte Koulis sogar nach einer weiteren Ecke von Lorenz das 4:3 nachgelegt – aber sein Abschluss aus Kurzdistanz klärte Köln vor der Torlinie. Da war nun wirklich Feuer drin! Aber auch auf Kölner Seite: Nach 81 Minuten musste Schulze Niehues schon richtig den Arm ausfahren, um einen Schuss von der rechten Seite zu entschärfen.
Zur Schlussphase gingen Grodowski und Batmaz runter, für ihn kamen Wegkamp und Stezcyk ins Spiel (82.), also ein anderer Akzent in der Offensive. Aber die Offensivabteilung war am Samstag nicht beteiligt. Dafür aber die Abwehrreihe. Freistoß Lorenz, Kopfball Koulis! Das 4:3 nach 85 Minuten!
Und in Kölns Versuche, die Sache zu retten, traf Jano ter Horst sogar zum 5:3 – erneut war Lorenz der Vorlagengeber. Was für ein Spiel für den Preußen-Kapitän. Und dann war Schluss.
Münster bleibt Dritter, hat sich aber zumindest auf Dresden einen Vorsprung von 5 Punkten erarbeitet – und liegt nur noch einen Punkt hinter Regensburg.
Spiele am 35. Spieltag | ||
Arminia Bielefeld | 0:0 (0:0) | VfB Lübeck |
MSV Duisburg | 3:1 (2:0) | SV Sandhausen |
SSV Jahn Regensburg | 1:1 (0:0) | Dynamo Dresden |
1. FC Saarbrücken | 0:1 (0:0) | Hallescher FC |
Borussia Dortmund II | 2:2 (1:1) | Erzgebirge Aue |
FC Viktoria Köln | 3:5 (2:1) | SC Preußen Münster |
SC Verl | 27.04, 16.30 | SV Waldhof Mannheim |
RW Essen | 28.04, 13.30 | FC Ingolstadt 04 |
SC Freiburg II | 28.04, 16.30 | SSV Ulm 1846 |
SpVgg Unterhaching | 28.04, 19.30 | TSV 1860 München |
35. Spieltag | |||||
Mannschaft | Sp. | Tore | Diff. | Punkte | |
1 | SSV Ulm 1846 | 34 | 55:34 | 21 | 65 |
2 | SSV Jahn Regensburg | 35 | 49:37 | 12 | 62 |
3 | SC Preußen Münster | 35 | 62:46 | 16 | 61 |
4 | Dynamo Dresden | 35 | 52:38 | 14 | 56 |
5 | RW Essen | 34 | 53:47 | 6 | 55 |
6 | 1. FC Saarbrücken | 35 | 56:38 | 18 | 54 |
7 | Erzgebirge Aue | 35 | 46:45 | 1 | 53 |
8 | SV Sandhausen | 35 | 53:52 | 1 | 52 |
9 | Borussia Dortmund II | 35 | 54:49 | 5 | 50 |
10 | FC Ingolstadt 04 | 34 | 57:44 | 13 | 49 |
11 | SpVgg Unterhaching | 34 | 46:45 | 1 | 49 |
12 | FC Viktoria Köln | 35 | 58:61 | -3 | 48 |
13 | SC Verl | 34 | 53:51 | 2 | 46 |
14 | TSV 1860 München | 34 | 38:36 | 2 | 43 |
15 | Arminia Bielefeld | 35 | 46:46 | 0 | 42 |
16 | SV Waldhof Mannheim | 34 | 45:54 | -9 | 38 |
17 | Hallescher FC | 35 | 49:66 | -17 | 38 |
18 | MSV Duisburg | 35 | 36:54 | -18 | 33 |
19 | VfB Lübeck | 35 | 28:65 | -37 | 28 |
20 | SC Freiburg II | 34 | 31:59 | -28 | 24 |