2:4-Pleite in Aachen: Defensiv-Desaster für Preußen Münster
Jetzt hat es den SC Preußen Münster erstmals erwischt. Nachholspiel in Aachen präsentierten die Preußen bemerkenswerte Schwächen und verloren verdient mit 2:4. Tabellenführer bleiben die Adler aber weiterhin.
Wie das so ist mit Serien, Zahlen und Statistiken. Sie sind immer nur für den Moment gültig und ungefähr das wurde dem gesamten SC Preußen Münster am Samstag auch klar. Nach wilden 90 Minuten und nicht minder wildem Drumherum ging der SCP erstmals in dieser Saison als Verlierer vom Platz. Die Zahlen der Partie sind schwer zu fassen, aber einfach zu verstehen. Vier Gegentore kassierte der SCP, so viele wie in der gesamten bisherigen Saison. Aber vier Punkte beträgt der Vorsprung auf Verfolger Rödinghausen auch weiterhin.
Alles ging aber erst einmal wackelig an. Der Regionalexpress der Bahn hatte satte Verspätung und das Spiel wurde daher eine halbe Stunde später angepfiffen. Dann mussten Aachener eine Fahne entfernen und ein bisschen Rauch aus dem Aachener Block zog aufs Spielfeld – so wurden am Ende 36 Minuten Verspätung daraus. Nicht die einzige Besonderheit an diesem Tag …
Trainer Sascha Hildmann hatte auf dem Tivoli die gleiche Elf wie zuletzt aufs Feld geschickt. Und die hatte vor knapp 10.000 Zuschauern schnell richtig gute Chancen. Yassine Bouchama und Thorben Deters hätten die Preußen gut und gerne in Führung bringen können. Das war richtig stark, was der SCP da nach kurzer Eingewöhnungsphase auf den Rasen brachte.
Aber mit der ersten Chance überhaupt traf Jannik Mause für Aachen zur Führung. Beim Abschluss sah der SCP nur zu – und dann auch, wie der Ball im langen Eck einschlug. Das 1:0, eher unerwartet. Unerwartet war auch das vermeintliche 2:0 nur wenige Minuten später, doch dieser Treffer von Mause wurde sofort aberkannt wegen einer Abseitsstellung. Das war wohl auch in Ordnung so. Aber schon in diesen Szenen wurde eine auffällige Unordnung in Münsters Defensive sichtbar.
Nach zwei schnellen Gelben Karten gegen Bouchama und Lorenz war ein bisschen Hektik im Preußenspiel. Doch Aachen machte die Sache selbst wieder spannend. Bouchama wurde im Strafraum der Gastgeber gelegt, den Elfmeter setzte Marc Lorenz scharf ins linke Eck (22.). Der Ausgleich.
Und der SCP legte nach: Per Kopf traf Thorben Deters sogar zum 2:1 (26.). Das Spiel gedreht, die Preußen auf Kurs?
Nein. Denn erneut stand der SCP völlig unsortiert nach einem Aachener Freistoß, der durch Mause zum 2:2 führte. Unverständlich, wie die Preußen sich dabei präsentierten.
Es blieb zur Pause beim 2:2, auch weil Max Schulze Niehues einmal noch Kopf und Kragen (und einen Elfmeter) riskieren musste, um sich den Ball im Strafraum zu schnappen – das war phasenweise schon wild, was der SCP da spielte. Dennoch: Unentschieden zur Pause, alles drin.
Nach der Halbzeit wurde es erst hektisch. Denn wie vor Spielbeginn auf Aachener Seite monierte das Schiedsrichtergespann (?) ein Tuch der Preußen, das vorgeblich einen Fluchtweg in Richtung Innenraum blockierte (Foto). Per Stadiondurchsage wurden die Preußen aufgefordert, das Banner zu beseitigen, was naturgemäß wenig Gegenliebe fand. Die Drohung: Andernfalls würde das Spiel nicht wieder angepfiffen. Was eine Behauptung war, die wirklich ihresgleichen sucht. Wann gab es so einen Zwischenfall eigentlich schon einmal? Trainer, Athletiktrainer, Sicherheitsbeauftragter und Teamkapitän Lorenz redeten auf die Fans ein. Am Ende wurde die Fahne zur Seite gelegt.
Oben drüber im Block wurde stattdessen eine Blockfahne mit Preußenadler aufgezogen – was wiederum den Schiedsrichter nicht weiter zu stören schien – denn die kurze Fackelei hatte keinerlei Einfluss auf das Spiel. Das verstehe, wer will. Das Theater vorher dauerte erheblich länger als die kleine Pyro-Einlage im Block, unverständlich.
Zum Sport: Henok Teklab kam nach dem Wechsel für den verwarnten Bouchama und zeigte schnell, was da noch gehen könnte: Schön setzte er sich durch, am Ende klärte Aachen zur Ecke. Das sollte doch etwas werden.
Wurde es aber nicht. Denn erneut traf Aachen – durch Lukas Wilton. Wieder nach einem Standard, wieder ein Kopfball. Das 2:3 nach 54 Minuten. Es war, wie man hinterher wusste, bereits die Entscheidung. Um es klar zu sagen: Bis zum Schlusspfiff fiel dem SCP rein gar nichts mehr ein. Jetzt war es offensiv genauso trübe wie defensiv. Harmlos bis zum Ende.
Dass Aachen nach 65 Minuten durch Elsamed Ramaj das 4.2 nachlegte, war irgendwie logisch und zwingend. Schon vor dem Treffer hatte der SCP gewaltiges Glück, dass Simon Scherder einen Ball wirklich Millimeter vor der Torlinie (oder gar darauf) noch wegschlug. Das Gegentor hätte schon früher fallen können.
Hildmanns Wechsel halfen nicht, Bindemann für Grote, Ghindovean für Lorenz in der Schlussphase. Aber welche Schlussphase? In diesem Spiel und an diesem Tag hatte der SCP nichts entgegenzusetzen, wirkte einfach von Minute 30 an nicht mehr wach und präsentierte teilweise völlig ungeahnte Abwehrprobleme. Einige davon hingen mit fehlendem defensiven Tempo zusammen, was Aachen offenbar auch als probates Mittel erkannt hatte, um Münster herauszufordern.
Es blieb beim 2:4, Münsters erste Saisonniederlage und auch das Ende der „ungeschlagen-Serie“. Allerdings bleibt es eben auch bei Münsters Tabellenführung.
Spiele am 9. Spieltag | ||
SG Wattenscheid 09 | 0:4 (0:2) | SV Straelen |
SC Preußen Münster | 1:0 (0:0) | SV Rödinghausen |
Fortuna Düsseldorf II | 2:4 (1:2) | FC Schalke 04 II |
1. FC Düren | 3:0 (3:0) | 1. FC Kaan-Marienborn |
1. FC Bocholt | 2:0 (0:0) | Alemannia Aachen |
SC Wiedenbrück | 1:2 (0:0) | Borussia Mönchengladbach II |
Wuppertaler SV | 5:1 (2:1) | SV Lippstadt 08 |
Fortuna Köln | 1:1 (1:1) | RW Oberhausen |
RW Ahlen | 1:3 (0:2) | 1. FC Köln II |
9. Spieltag | |||||
Mannschaft | Sp. | Tore | Diff. | Punkte | |
1 | SC Preußen Münster | 9 | 23:8 | 15 | 22 |
2 | SV Rödinghausen | 9 | 21:7 | 14 | 18 |
3 | 1. FC Kaan-Marienborn | 9 | 14:13 | 1 | 17 |
4 | FC Schalke 04 II | 9 | 17:12 | 5 | 16 |
5 | 1. FC Düren | 9 | 14:14 | 0 | 16 |
6 | Alemannia Aachen | 9 | 14:12 | 2 | 15 |
7 | Wuppertaler SV | 9 | 17:11 | 6 | 13 |
8 | Borussia Mönchengladbach II | 9 | 14:11 | 3 | 13 |
9 | 1. FC Köln II | 9 | 18:20 | -2 | 13 |
10 | RW Oberhausen | 9 | 16:21 | -5 | 12 |
11 | SV Lippstadt 08 | 9 | 13:19 | -6 | 12 |
12 | SC Wiedenbrück | 9 | 14:11 | 3 | 11 |
13 | RW Ahlen | 9 | 17:15 | 2 | 11 |
14 | Fortuna Düsseldorf II | 9 | 13:19 | -6 | 10 |
15 | Fortuna Köln | 8 | 6:8 | -2 | 9 |
16 | 1. FC Bocholt | 8 | 12:18 | -6 | 8 |
17 | SG Wattenscheid 09 | 9 | 10:27 | -17 | 5 |
18 | SV Straelen | 9 | 6:13 | -7 | 3 |