Kolumne #4: Fool me once, shame on you – fool me twice, shame on me
Einmal in der Woche, immer mittwochs, schreibt Martin Stadelmann in seiner Kolumne „100% Preußen“ über die Lage beim SCP. Thema heute? Wer spricht eigentlich beim Klub für wen? Und wer mit wem? Das alles hat nämlich auch etwas zu tun mit dem Willen des Klubs, ein Miteinander zu finden.
Hier die aktuelle Kolumne:
Das alte Sprichwort aus dem englischen Sprachraum passt einmal mehr zur derzeitigen Darbietung des SC Preußen Münster. Vermochte der Auftaktsieg in Jena ein kleines Flämmchen Hoffnung entfachen, so wurde dieses mit der Heimschlappe gegen den MSV Duisburg wieder mit Sturmböen versehen. Ein Blick auf die Aufstellung ließ schon Schlimmes erahnen und für den leidgeprüften Preußen waren die Positionen, die etwas überraschend vergeben wurden, erneut fehleranfällig. Der vor der Winterpause zum Hoffnungsträger aufgestiegene Nico Brandenburger spielte erneut keine Rolle; unter vorgehaltener Hand wird über Trainingsleistungen gesprochen, die nicht gut genug seien. Gerade in der jetzigen Situation halte ich es aber mit der Legende Adi Preißler: „Grau is‘ alle Theorie – aber entscheidend is‘ auf’m Platz.“
Wiederkehrende Fehlleistungen können wir aber vor allem richtig gut neben dem Platz. #gemeinsamuntenraus, Transparenz, Kommunikation. So wollten die Preußen ins Jahr 2020 starten und haben doch gleich alles wieder über den Haufen geworfen. Für das Verstehen der Vorgänge der vergangenen Tage wird eine Menge Vorstellungskraft benötigt, es ist beinahe unmöglich, hier nicht von einem Vorsatz zu sprechen.
Während der Präsident eben auf der JHV jene Ziele benennt, haben Veranstaltungsleiter und Geschäftsführung an den zuständigen Gremien vorbei eine neue Dimension der Sicherheitsmaßnahmen beschlossen. Bewusst wurden Fanbeirat Burkhard Brüx, Fanprojekt oder auch das Fanport ausgeklammert, sind doch im Vorfeld andere, ähnliche Maßnahmen an ihnen gescheitert. Man versuchte, alle vor vollendete Tatsachen in der Sicherheitsbesprechung am Montag zu stellen, mit einem gewissen Stolz, wie man vernehmen durfte. Adlergate, Karlsruhe sind die schillerndsten Beispiele in der Vergangenheit, in denen es zu einer Krise in den Gremien kam, in denen Rücktritte nicht mehr auszuschließen waren, weil die Wege von der Geschäftsführung ohne Absprachen gegangen wurden oder einfach stumpf Widersprüche vom Tisch gewischt wurden. Vielleicht kann der geneigte Fan Trost darin finden, dass auch die Kommunikation in und zwischen den Gremien furchtbar ist?
In der Summe ergeben sich hier jedoch wiederholt Fragen. Wer verfügt eigentlich über die Hausmacht beim SC Preußen Münster? Wer kontrolliert die Geschäftsführungs-GmbH? Warum werden bewusst die für Fanfragen erwählten Bevollmächtigten übergangen? Warum lässt sich der eV wiederholt von der KGaA am Nasenring durch die Manege führen?
Dieser Mangel an Wille zum Miteinander lässt nicht nur die Hardcore-Fans rund um den SC Preußen Münster verzweifeln, selbst aus Kreisen der Traditionsmannschaft wird von einer Führung ohne Herz gesprochen, nachdem diese Mannschaft einmal mehr zur Seite geschoben wurde. Kann es sich Preußen Münster überhaupt leisten, auf so vielen Ebenen ständig zu scheitern?
Seit dem Sommer schleppen die Adlerträger neben der Misere in der Führungsriege die sportliche Misere zusätzlich mit sich herum. Gerade in einer Phase, in der aus dem Umfeld positive Signale gesendet wurden, wird mit dem Holzhammer das Heimpublikum zu Straftätern, während im Gästebereich jede noch so mittelmäßige Fanszene wie am Samstag ungehemmt zündeln kann. Wir erarbeiten uns einen möglichen Abstieg so hart, dass er auf gar keinen Fall unverdient wäre. Im Sommer wurde der Kurswechsel zu einem Ausbildungsverein verkündet, allerdings wurden dabei die Realitäten der dritten Liga außer Acht gelassen. Statt robuster Spieler sollten spielerisch geprägte Talente Geld in die leeren Kassen spülen. Eine Kurskorrektur der zudem verfehlten Spielweise fand nicht statt, auch im Winter wurde zwar durch Zuwendungen Dritter Geld in die Hand genommen, an den gravierenden Schwachstellen im viel zu unausgegoren zusammengestellten Kader wurde aber wenig geändert.
Apropos Ausbildungsverein. Die U19 hat im Schatten der Krise der ersten Mannschaft den Auftakt in das Jahr 2020 mit 0:1 in Mönchengladbach verloren. Ohne eine eigene Chance. Die Problemzone Offensive ist seit Saisonbeginn bekannt, es war bereits das neunte Saisonspiel (von 15) ohne eigenen Treffer, den letzten Sieg gab es im Mai zum Abschluss der letzten Saison. Dennoch wurde auf eine Verstärkung der Offensive verzichtet.
Fool me once.
Martin Stadelmann am 5. Februar 2020
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