Kolumne #23: Erfolgreich im Neuland

In Zeiten der Krise der ersten Mannschaft (aber nicht nur dann) lohnt ein Blick in die Oberliga Westfalen. Martin Stadelmann wirft einen Blick auf die U23, auf junge Talente und Erfahrungen.

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Im letzten Sommer hat die zweite Mannschaft des SC Preußen Münster endlich geschafft. Nach gut zehn Jahren in der Verbandsliga/Westfalenliga stiegen die Jungadler in die fünfthöchste deutsche Spielklasse auf.

Es war ein jahrelanges zähes Ringen. Offiziell war der Aufstieg der U23 jahrelang stets gewollt, aber so richtig was dafür tun, wollte auch niemand. Und so profitierte die U23 davon, dass der schärfste Konkurrent SuS Neuenkirchen den Kontakt abreißen ließ und die Jungadler so, trotz ein paar kleinerer Probleme zum Schluss, den Aufstieg eintüten konnten.

Wichtiger Spieler war Fabian Kerellaj, der mit 13 Treffern seine beste Saison im Trikot der Preußen absolvierte. Er war durch seine technischen Fähigkeiten zudem in der Lage, gegen tiefstehende Gegner Platz zu schaffen. Dies brachte ihm sogar einen Platz im Kader für die Vorbereitung der ersten Mannschaft im Sommer ein. Verletzungsbedingt konnte er in dieser Saison in der Oberliga nicht die großen Akzente setzen, aber dennoch hatte Wattenscheid genug gesehen und ihn ab dem Sommer verpflichtet.

Kerellaj gehörte zu den Spielern, die Trainer Weinfurtner in tiefen Ligen (TuS Altenberge) entdeckt und zu höherklassigen Spielern formen will. Das ist eine Herzensangelegenheit des Lehrers, der die U23 nur als Hobby betreuen kann. Ähnlich verfuhr er mit Sören Wald, den er in der A-Jugend-Bezirksliga spielen sah und der Weinfurtner in einem Probetraining überzeugen konnte. Oder zuletzt Diogo Duarte. Allen Spielern dieser Kategorie, so sagte Weinfurtner mal, müsse klar sein, dass das erste Jahr ein reines Lehrjahr sei und sie kaum auf Einsatzzeiten kommen würden. In der Regel akzeptieren die junge Spieler das, denn sie profitieren im Laufe der Zeit. Sören Wald beispielsweise wurde zu einem Allrounder, der immer seinen Platz im Kader finden wird. Sturm, zentrales Mittelfeld, auf der Zehn, auf der 6, auf der Außenbahn. Überall sorgte der lange Kerl beim Gegner schon für Unruhe.

Aber diese Spieler sind natürlich nicht der gesamte Kern der Truppe. In der Oberliga, bereits im Aufstiegsjahr zusammengestellt, bildeten Julius Hölscher und Jan Klauke als erfahrene Recken zusammen mit Marius Mause und Nils Burchardt das Gerüst der Mannschaft.  Mause und Burchardt waren gefühlt immer knapp dran am Profikader, aber gerade Mause wurde in dieser Saison leider durch Verletzungen aus dem Blickfeld der ersten Mannschaft gespült. Hölscher und Klauke kamen zum SCP, weil sie hier neben ihren beruflichen Verpflichtungen nebenbei noch höherklassig spielen und trainieren können. Sie dürfen aber auch nur auflaufen, wenn sie in der Woche häufig genug am Mannschaftstraining teilgenommen hatten, ansonsten wäre das ein schlechtes Zeichen an den Rest der Mannschaft. Hölschers fußballerisches Können war gerade in der Oberliga-Saison sehr hilfreich, er hat vorne für Ordnung und gutes Spiel gesorgt. Sein Abgang im Sommer hinterlässt eine Lücke, wie auch der Abgang Kerellajs.

In diese Rollen sollen vermehrt die jungen Spieler wie Remberg und Frenkert treten. Beide gehen im Herbst in ihre zweite Saison als Senioren. Relativ schnell hatten sie sich Stammplätze in der Mannschaft erobert, sind eigentlich auch schon unverzichtbar. Vielleicht dürfen sie im Sommer auch mal bei der ersten vermehrt anklopfen. Rembergs Wucht und Frenkerts Vielseitigkeit sind Dinge, die jeder Trainer fördern will. Auch ein Marian Prinz, der mit Marko Dedovic einen starken Vertreter im Tor hat, hat in der Oberliga sich deutlich weiterentwickelt, wirkt robuster, selbstbewusster.

In der Oberliga hat die Mannschaft durch ihre kluge Zusammenstellung viel Spaß gemacht, der Zuschauer kann sehen, wie sich Spieler in der Liga weiterentwickeln. Hoffentlich kann die U23 auch in der nächsten Saison an die Leistungen anknüpfen. Denn sie ereilt das Schicksal vieler Zweitvertretungen. Interessante Spieler wechseln, um sich zu etablieren. Junge Spieler mit wenig oder keiner Erfahrung rücken nach. Wobei hier in Münster der Zufluss an Talenten aus der U23 rein quantitativ überschaubar bleibt, was auch an der schwachen finanziellen Ausstattung liegt. Auf jeden Fall wird es sich auch in 2020/21 lohnen, Spiele der Mannschaft zu verfolgen. Wenn wir wieder dürfen.

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